366. Die weiße Katze.

Vor nicht gar vielen Jahren kam ein Erbpächter zu dem Herrn des Guts Jersbek und suchte Rat wider eine weiße Katze, die täglich in sein Haus schlich, sich auf die Hilgen über den Kühen setzte, und dann miaute und dem Vieh allen Segen nahm. Der Herr wollte seinen Jäger schicken, um die Katze totschießen zu lassen, der Bauer bat aber flehentlich davon abzustehen, lieber wolle er sich dann an einen klugen Mann wenden; sein Nachbar habe einen ähnlichen Fall erlebt, die Katze in einem Sack gefangen, und tüchtig mit einem Dreschflegel drauf losgeschlagen; zu seinem Schrecken hätte er nachher ein totes altes Weib herausgeschüttet.

Der Hexenbanner ward geholt und wandte seine Kunst an. Als er nach Hause kam, sagte er zu seiner Frau: »Die Hexe ist gebannt, sie rauschte aber, als ich durch den Garten des Erbpächters ging, wie ein böser Gänserich hinter mir her. Wecke mich ja morgen früh vor Sonnenaufgang; sonst behält sie Gewalt über mich und ich verlasse das Bett nicht wieder.« Zur bestimmten Stunde schlief der Mann ruhig und die Frau weckte ihn nicht. Als er erwachte und die Sonne hoch am Himmel sah, erklärte er sich gleich für verloren. Kein Zureden und Wehklagen der verzweifelnden Frau konnte den Mann zum Aufstehen bewegen. Schon vor Mittag hatte er, der kräftig und gesund gewesen war, in schwerem Todeskampf geendet. Dies ist eine wahre Geschichte, die vor etwa sechzig Jahren sich wirklich ereignet hat.

Schriftliche Mitteilung.

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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Zweites Buch. 366. Die weiße Katze. 366. Die weiße Katze. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4A68-6