356. Vieh behext.
Das Dienstmädchen auf einem Hofe in der Krempermarsch mußte nachts bei dem Leinen wachen, das auf der Bleiche lag. Dabei besuchte sie immer ein Knecht aus der Nachbarschaft. Um sich davon zu überzeugen, stellte sich der Knecht vom Hofe eines Abends auf die Lauer. Wie er nun so da stand, sah er, daß die Nachbarin, eine alte Frau, von ihrem Hofe kam und in den Garten seines Herrn ging. Vorsichtig sah sie sich um und schlich dann längs der Wand des Hauses zum Kuhstall, nahm dort einen Stein unter der Schwelle weg und vergrub da etwas. Sobald sie sich entfernt hatte, ging der Knecht hin und fand nun unter dem Stein ein kleines in Leinen gewickeltes Päckchen. Er nahm's heraus und trug's hinüber zu der Nachbarin und vergrub es auf dieselbe Weise unter ihrem Kuhstall. Am andern Tage erzählte er, was vorgefallen, seinem Brotherrn; der war zwar anfangs unwillig, aber gab doch nach, um das Weitere abzuwarten. Als nun bald darauf das Vieh auf die Weide gebracht ward, wollte das Vieh der Nachbarin nicht fressen, sondern war unruhig, brüllte, lärmte und jagte umher solange, bis ein Stück nach dem andern tot hinfiel. Da sah man, was die alte Hexe dem Bauern hatte antun wollen.
Aus Elmshorn durch Herrn Schullehrer Münster. – In unsern Hexenprozeßakten sagen die Zauberinnen oft aus, daß sie allerlei Haare von wilden Tieren und Totengebeine in schwarzen Töpfen unter die Ställe vergraben hätten, um das Vieh zu verderben.