65. Der alte Jakob.

In alten Zeiten war die ganze Strecke zwischenSchrevendorf und Röpstorf in der Propstei bebaut und ein Dorf. Damals wohnte in Schrevendorf in dem alten Bauernhause nahe am Bornbrook, der früher ein See war, ein Bauer, der hieß der alte Jakob. Als nun einmal um Fastnacht zwei Lübecker Herren kamen, um die Abgaben zu holen, da waren sie im Dorfe gerade im besten Zuge bei der Fastnachtsgilde und dachten nicht ans Bezahlen, sondern trieben mit den Abgesandten ihren Spott. Diese aber wurden endlich ungeduldig. Da sagte der alte Jakob, daß er sie bald bezahlt machen wollte. Er schnitt dem einen seinen langen Bart weg und stopfte den in den Sack des andern, und dessen Bart selbst keilte er im Pfosten fest; da hatten sie gute Bezahlung. Die Lübecker aber schwuren dafür Rache. Bald kamen ihre Soldaten und brachen das ganze Dorf Haus bei Haus nieder; als sie sich aber auch an des alten Jakobs Haus machen wollten, da trat er in die Tür und hieb seine Axt tief in den Pfosten, der Hieb ist da noch zu sehen, und sprach: »Das Haus ist mein, ihr Lübecker Herren, und wem das Leben lieb ist, der komme mir nicht herein. So gewiß keiner von euch die Axt da wieder herauszieht, so sicher wird sie jeden treffen, der noch einen Schritt tut.« Da hat niemand Hand an das Haus zu legen gewagt, die Lübecker sind wieder davongezogen und Jakob sein Haus steht noch bis auf diesen Tag. Wo aber die andern Häuser standen, da nennt man die lange schmale Koppel die Höfe.

Später kamen Röpstorf und Schrevendorf an einen Herrn von Poggwisch. Der war nicht damit zufrieden, daß die Bauern ihm nur die Hoftage taten, sondern er verlangte alle ihre Ländereien noch dazu. Der alte Jakob aber sagte, er hätte seine Pflicht geleistet und mehr könnte die Herrschaft nicht verlangen, sein Land gebe er nicht herab. Der Edelmann drohte, aber Jakob gab sich nicht. Da ließ jener den Fischteich öffnen und Jakobs Haus ward von einem See umgeben. Er aber angelte nun zum Fenster hinaus, und so oft der Edelmann auch nach Schrevendorf kam und dann von dem Hügel aus, den man noch zeigt, mit Jakob verhandelte, so blieb der doch immer beim alten und gab sich nicht. Da mußte endlich der Edelmann nachgeben und dem Bauern seine Ländereien lassen.

Durch Herrn Rethwisch auf Övelgönne.

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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Erstes Buch. 65. Der alte Jakob. 65. Der alte Jakob. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4706-9