1.
In Stellau lebten drei Brüder in einem Hause; die hatten weder Eltern, noch Großeltern, noch Frau, Kind, Magd oder Knecht bei sich, sie lebten ganz allein. Sie ackerten, melkten, kochten und taten alles ohne fremde Hilfe. Einst an einem Weihnachtsabend saßen sie so beieinander; sie hatten nicht viel zu sprechen und kamen auf den Einfall, durch ein Spiel Karten die Zeit zu vertreiben. Ein alter Knecht aus der Nähe, einer ihrer wenigen Freunde, kam zu ihnen und sie fingen an. Gewinn und Verlust machte die Vier bald immer hitziger; sie vergaßen den Weihnachtsabend, sie spielten die Nacht hindurch, dann den ersten Weihnachtstag, [156] die folgende Nacht, dann auch den zweiten Weihnachtstag, die Augen fielen ihnen vor Müdigkeit zu; aber an ein Aufhören war nicht zu denken. Da am Abend des dritten Tages bekamen sie unversehens einen fünften Mitspieler, ohne daß sie wußten wie. Nun begann das Spiel erst recht zu rasen; der Einsatz ward verdoppelt, verdreifacht, Hab und Gut standen darauf, so ging's wieder bis an den lichten Morgen. Da verlor einer der Brüder seine Karte, nahm das Licht und suchte unter dem Tische. Aber entsetzt fuhr er zurück und schrie: »Hilf Himmel, der leibhaftige Satan!« Da verschwand der fünfte Mitspieler, der an seinem Pferdefuß erkannt war, mit entsetzlichem Geräusche und ließ einen Gestank zurück, der noch lange nachher nicht aus dem Hause weichen wollte. Die vier Spieler aber gaben alles wieder zurück, was sie aneinander verloren hatten, vergruben das Geld des Teufels und haben seit dem Tage keine Karte wieder angerührt. Die Geschichte wäre nie ruchbar geworden, wenn nicht der alte Knecht sie endlich verraten hätte.
Durch Herrn Ketelsen auf Breitenburg.