256. Der Teufel und die Braut.
In Moldenit, einem Kirchdorfe in Angeln, begehrte ein junger Mensch ein Mädchen zur Frau. Sie aber wollte ihn durchaus nicht, so sehr er ihr auch mit Bitten nachstellte, und sagte endlich, eher wolle sie den Teufel nehmen, als mit ihm zur Kirche gehn.
Obgleich sie sich so selber dem Teufel zugesagt hatte, gab sie dem Freier doch endlich das Jawort. Wie das Brautpaar nun zur Kirche geht und in die Nähe des sonderbar geformten Hügels kommt, den man noch da sieht, ruft ein altes Weib ihnen zu, sie sollten eilen, der Teufel [172] laure auf die Braut. Kaum sind sie an der andern Seite des Hügels und wollen eben in die Kirche treten, als der Teufel hervor tritt und eine schwere Kette nach ihnen schleudert. Glücklicherweise setzten sie eben den Fuß in die Kirche; sonst wäre die Braut verloren gewesen. Der Teufel hatte die Kette mit solcher Macht geschleudert, daß ihre Spuren noch in der Mauer über der Kirchtür zu sehen sind. Einige sagen auch, daß die Kette sitzen geblieben sei und da noch herabhänge.
In der Söruper Kirche sind an der Innerwand eben solche Spuren einer Kette zu sehen. Eine meineidige Braut, die schon mit einem andern verlobt war, ging mit dem zweiten da zur Kirche, um sich trauen zu lassen. Als sie aber kaum in die Tür trat, ließ der Böse eine schwere Kette herab, hakte die Braut hinein und fuhr mit ihr durch die Luft fort, und zwar mit solcher Gewalt, daß durch das Anstreifen der Kette jene Löcher in der Mauer entstanden, die in scheitelrechter Richtung übereinander da noch zu sehen sind.
Mündlich und durch Mommsen. Vgl. Nr. 148. 149. – »Vom Trollehöi bei Moldenit gibt's viel abergläubische Sagen«, Schröder, Topographie. Thiele, Danm. Folkes. II, 218.