122. Die erste Katze in Gabel.
Vor vielen, vielen Jahren kam einmal ein Handelsmann nach Gabel mit einer Katze im Sack. Von einem solchen Tier hatten die Gabler noch nie gehört; fragten darum, was es für eins sei. »Das ist ein Tier zum Mäuseausrotten«, antwortete der Handelsmann. »So 'n Tier steht uns an«, sprachen die Gabler; »was soll's kosten?« Man ward um 300 Taler, versteht sich, Kurant, einig; das ganze Dorf brachte die Summe zusammen, und man hielt es für das beste, mit der Ausrottung bei dem einen Ende des Dorfes anzufangen; die Katze könnte dann von einem Nachbar zum andern gehen, bis sie das ganze Dorf durchgemacht. Der Handelsmann war schon fort, als es den Gablern erst einfiel, daß sie nicht wüßten, was das Tier fräße. Schnell mußte einer sich zu Pferde setzen und dem Manne nachreiten, und als er ihn nur in der Ferne erblickte, rief er ihm schon zu, und der Mann antwortete: »Milch und Mäuse«. Das klang dem auf dem Pferde wegen der Entfernung so wie Milch und Menschen. »Menschen?« riefen die Gabler voller Schrecken und liefen aus dem Hause, wo sie bis dahin die Katze betrachtet hatten. Um des wilden Tieres nun loszuwerden, beschlossen sie, auf gemeinschaftliche Kosten das Haus niederzubrennen; aber die Katze lief, als die [98] Hitze empfindlich ward, ins nächste Haus; auch das steckten die Gabler an; die Katze lief ins dritte; auch das steckten die Gabler an, und so ging's fort, bis das ganze Dorf in Asche lag.
Dr. Reimers auf Gramm. – Auch sonst von den Büsumern etc. und von den Schildbürgern.