1870

Horch! Klingt das nicht wie ferner Trommelschlag?
Es geht der Feind zurück auf allen Seiten.
In Pulverdampf hüllt sich der heiße Tag,
Um, wie ein Sieger sterbend, zu verscheiden.
Dort gegen Abend, wo der Franke haust,
Ist mancher deutsche Mann aufs Feld gesunken
Und hat, von der Kartätschen Sturm umbraust,
Aus schwarzem Schlunde ewgen Schlaf getrunken.
Müd' flackern rings die Feuer der Biwacht;
Da ziehn mit festem, abgemessnem Schritte
Kühntrotzige Gestalten durch die Nacht,
Den sieggewohnten Führer in der Mitte.
»Wer sind die Recken, die mit Eisenarm
Die fränkischen Kohorten niederschlugen
Und in der Feinde dichtgedrängten Schwarm
Mit starker Faust die Fahne Deutschlands trugen?«
Dem Frager naht ein bärtiger Sergeant,
Des Tages Spur in den zerzausten Haaren:
»Die Leute, Herr, sind uns gar wohl bekannt;
Der Löwe Sachsens ist's mit seinen Schaaren!«

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TextGrid Repository (2012). May, Karl. Gedichte. »Der Löwe Sachsens«. 1870. 1870. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2D60-D