56.
Das Dorff

Mein Gut besucht ich nechst; das Feld war voller Segen;
Sonst war mirs nicht so gut, wie in der Stadt, gelegen:
Mein Tisch, der war ein Bret; mein Bette kunte gehen;
Ich hatte fromen Tranck; zur Speise hatt ich stehen
Ein Kind, ein solches Kind, daß, wann es ietzt geboren,
Die Mutter drüber singt; ich hatte mir erkoren
Den Platz, worauff der Grund zur Music wird geübet;
Noch dennoch war mir wol und alles viel geliebet,
Weil Ruh mir wolgefiel. Das zancken der Parteyen,
Der Überlauff deß Volcks, deß Hofes Schwelgereyen,
Verleumdung, Neid und Haß, Trug, Heucheley und Höhnen,
Die außgeschmückten Wort und fälschliches beschönen,
Das hatte hier nicht stat; ich kunte seyn mein eigen
Und alle meine Müh zu meinem besten neigen.
O Feld, o werthes Feld, ich muß es nur bekennen,
Die Höfe sind die Höll, und Himmel du zu nennen!

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TextGrid Repository (2012). Logau, Friedrich von. Gedichte. Sinngedichte. An den Leser [1]. Zu-Gabe während des Drucks. 56. Das Dorff. 56. Das Dorff. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-1977-3