2.
Grabmal einer redlichen Frauen

Fremder, wilstu Nachricht haben,
Wer für dir hier liegt begraben?
Ach, ein Schatz, den Sterbligkeit
Mir vergunte kurtze Zeit!
Eine Perle von der Tugend,
Eine Rose von der Jugend,
Gold von ungefälschter Treu,
Purpur von der Scham und Scheu,
Ein Christall von recht Beginnen,
Ein Smaragd von keuschen Sinnen,
Ein Rubin von Ehe-Gunst,
Ein Opal von Hause-Kunst,
Eine klare Weiber-Sonne,
Eine reiche Mannes-Wonne,
Ein verwahrter Wirthschaffts-Zaun,
In Gefahr ein Wol-Vertraun,
Eine Hand im Nahrungs-Fleisse,
Eine Lufft im Sorgen-Schweisse,
Zucker in der bittren Zeit,
Artzney wider Harm und Leid,
[206]
Freundschafft in den höchsten Nöthen,
Beystand gar biß an das tödten.
Lieber Leser! O, wie viel
(Mehr, als ich bekennen wil,)
Hat man mir nach Gottes Willen
Müssen in das Grab verfüllen!
Steh und dencke weiter dran,
Wie der Tod so arg gethan!
Fragt dich wer, was du gelesen,
Der nicht bald dabey gewesen,
Sprich: Von hinnen nicht gar weit
Steht ein Sarckvoll Redligkeit.

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TextGrid Repository (2012). Logau, Friedrich von. Gedichte. Sinngedichte. Salomons von Golaw Deutscher Sinn-Getichte erstes Tausend. Desz ersten Tausend zehendes Hundert. 2. Grabmal einer redlichen Frauen. 2. Grabmal einer redlichen Frauen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-13DB-F