66.
An einen Geistlichen, Martinus Nentwieg; versetzet: Sey gut mit warnnen
Deß Herren Schwerdt, das schmeisst, der Zorn des Herren brennet;
Wir sind schon um und um von seinem Heer berennet
Zur Rache schnöder That und ungezählter Schuld,
Die ihm mit Macht verwehrt, daß er uns nicht sey hold.
O Zeit! O hohe Zeit! daß wir auf Knien liegen,
Daß wir die freche Stirn zur Erden abwerts biegen
Und bitten um verzeihn und beichten rund und frey:
Herr, dein erbarmen machts, daß nicht man gar nichts sey!
Wer aber gläubt es wol, daß Gott so zörnen könne?
Wer nimmt ihm Gottes Grimm und seine Schuld zu Sinne?
[218]Zur Buß ist alle Welt Stein-fest ietzund gemacht;
Der Donner Sinai wird kaum so hoch geacht,
Als wann ein thönend Ertzt vom Hammer-Schlage schallet,
Und ein gebrechlich Mensch mit seinen Fingern schnallet.
Was Gott läst sagen ietzt, was Gott uns schreiben ließ,
Hat Glücke, wann man denckt, es sey vielleicht gewiß.
Du werther Mann, dein Amt, dein Stand, muß drüber klagen.
Die Mühe, die dich drückt, die sauren Moises-Plagen
Was richten diese wol? Das, was die Sonne richt,
Wann Wachs sie findet nicht und hin auff Leimen sticht;
Ihr Glantz bleibt aber rein. Dein Ruhm wird auch verbleiben,
Und Gott wird deinen Schweiß in sein Register schreiben.
Du sagtest, was Gott wil; was Gott wil, sage noch;
Wer Gott und dir nicht folgt, der trage dann sein Joch!
Mit warnnen warstu gut; sey ferner gut mit warnnen,
So wirstu dorte Glantz und Segen hier erarnen;
So schlechtlich gehts nicht ab; dein warnnen, das so gut,
Setzt manchen auß Gefahr in Gottes Hold und Hut.