[76] Das kommt davon

Gestern trug der Professor uns vor Hochheeres im Hörsaal,
Sprach von Platon, Homer, kündet Apelles' Verdienst,
Und dick troff ihm die Stirn von heiliger Weihe wie Angstschweiß,
Uns auch tropfte die Stirn, wehe, der Juni war schwül.
»Seht,« so rief er erhaben, »die Griechen, die nenn' ich ein Volk noch,
Herrliche Strenge der Form, göttliches Nasengerüst.
Nichts war ihnen bekannt von des Nordens barbarischem Rohtrotz,
Zeus, ah, regierte die Welt, flammte vom hohen Olymp.«
Ach, mir schwitzte das Hirn, ich befand mich im Brodel des Wüstseins,
Draußen der Sommer so schön, saßen wir drinnen im Pferch.
Endlich ertönte das Zeichen, wir stürmten hinaus in die Freiheit,
Mit der Mapp' im Arm, schleppt' ich mein Wissen nach Haus.
Dort auf dem Tische der Zettel: »Gewartet hab' ich vergebens,«
Sagte mir deutlich und klar: Griechisches fand sich nicht ein;
Aber Poppinga war da, mit dem höchst unklassischen Nasbein;
Und nun ist es zu spät, hol' dich der Satanas, Zeus.

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TextGrid Repository (2012). Liliencron, Detlev von. Gedichte. Haidegänger. Das kommt davon. Das kommt davon. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-EEB4-E