[132] Melusine

Im Grünen geboren,
Am Bache gefreit,
Wie ist mir das Leben,
Das liebe, so weit!
Heut hab ich geträumt
Von dem Wasser tief,
Wo ich im Dunkel
Nicht schlief, nicht schlief!
Was sich im Weiher
Spiegeln ging,
In meinen wachen
Augen sich fing:
Die traurigen Bäume,
Durch die es blinkt,
Wenn der Ball, der große,
Rot-atmend sinkt,
Die blassen Mädchen,
Die lautlos gehn,
Mit weißen Augen
Ins Dunkel sehn,
Und der Waldfrauen
Flüsternde Schar,
Mit Laub und Kronen
Im offenen Haar ...
Rotgoldne Kronen?
Und Perlschnüre schwer?
Ich hab es vergessen,
Ich finds nimmermehr.

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TextGrid Repository (2012). Hofmannsthal, Hugo von. Gedichte. Die Gedichte 1891-1898. Melusine. Melusine. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-787F-3