[67] Die Abtrünnigen

Mel. Ueb' immer Treu' und Redlichkeit.


Das Wasser sprach zum Eise: »Kind,
So bleib doch nicht so stehn!
Der Weg ist weit, die Zeit verrinnt,
Wir müssen weiter gehn.«
»Leb wohl! ich kehre nicht zurück,
Leb wohl! ich bleibe hier:
Beschert ward mir ein höhres Glück,
Jetzt bin ich mehr als ihr.«
»Komm aus dem Himmel doch geschwind!«
Sprach's Wasser zu dem Schnee,
»Der Weg ist weit, die Zeit verrinnt,
Wir müssen in die See.«
»Leb wohl und grüß das Vaterland!
Ich gehe nicht mit dir:
Jetzt hab' ich einen höhern Stand,
Jetzt bin ich mehr als ihr.« –
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So bliebt ihr Freund' uns auch zurück,
Weil Stillstand euch gefiel;
Ihr suchtet euch ein andres Glück,
Ein andres Lebensziel.
Einst gingen wir wohl Hand in Hand,
Die Mutter rief so laut –
Die Mutter war das Vaterland,
Die Freiheit unsre Braut.
Ihr die ihr Eis und Schnee jetzt seid
Und dünkt euch mehr als wir,
O wartet nur, es kommt die Zeit
Und – Wasser seid auch ihr.

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TextGrid Repository (2012). Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich. Gedichte. Unpolitische Lieder. Erster Theil. Dritte Sitzung. Die Abtrünnigen. Die Abtrünnigen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-76EA-1