[186] An Deutschland
Zerbrich das schwere Joch, darunter du gebunden!
O Deutschland, wach doch auf, faß wieder einen Muth!
Gebrauch dein altes Herz und widersteh der Wuth,
Die dich und die Freiheit durch dich selbst überwunden!
Straf nu die Tyrannei, die dich schier gar geschunden,
Und lösch doch endlich aus die dich verzehrend Glut!
Nicht mit deim eignen Schweiß, sondern dem bösen Blut
Fließend aus deiner Feind und falschen Brüder Wunden.
Verlassend dich auf Gott, folg denen Fürsten nach,
Die sein gerechte Hand will, so du willst, bewahren
Zu der Getreuen Trost, zu der Treulosen Rach.
So laß nu alle Furcht und nicht die Zeit hinfahren,
Und Gott wird aller Welt, daß nichts dann Schand und Schmach
Des Feinds Meineid und Stolz gezeuget, offenbaren.
Georg Rudolf Weckherlin, † wahrsch. 1651.