[154] Dichterklage
Wol im der ie nâch steten vröuden ranc.
Walther von der Vogelweide.
Was soll Dichten, was soll Singen,
Seit es niemand hören mag?
Niemand will nach Freuden ringen,
Niemand will uns Freude bringen,
Wie der Maienblüthen-Tag.
Wehe, wehe jedem Herzen,
Weil's den Frühling so vergisst!
Wo ist heitre Lust und Scherzen,
Seit die Jugend wie vor Schmerzen
Stumm und eingewintert ist?
Junge Welt, nun tauch dich unter
In den Frühlingssonnenschein!
Sieh, die Vögel werden munter,
Und die Au wird bunt und bunter –
Soll's für dich nicht Frühling sein?