11. Schlachtlied
Deutsch
Aus Sittewalds Gesichten Th. 4. S. 114. Wo auch ein Lehrbrief der Soldaten ist, voll starker Stellen und starker Sprache; nur leider! 80 Strophen lang. Auch in diesem Gedicht muß man der Sprache und treflichen Stellen wegen die schwächern übersehen; sie sind es uns jezt, nachdem so viel Gedichte der Art erschienen sind, warens aber damals weniger.
» Wohlan, geht tapfer an, ihr meine Kriegsgenossen,
Schlagt ritterlich darein; eur Leben unverdrossen
Aufsetzt fürs Vaterland, von dem ihr solches auch
Zuvor empfangen habt, das ist der Tugend Brauch.
Eur Herz und Augen laßt mit Eiferflammen brennen!
Keiner vom andern sich menschlich' Gewalt laß trennen!
Keiner den andern durch Kleinmuth und Furcht erschreck'!
Noch durch sein' Flucht im Heer ein' Unordnung erweck'.
Kann er nicht fechten mehr, er doch mit seiner Stimme,
Kann er nicht rufen mehr, mit seiner Augen Grimme!
[333]Den Feinden Abbruch thu mit seinem Heldenmuth
Nur wünschend, daß er theur verkaufen mög sein Blut.
Ein jeder sey bedacht, wie er das Lob erwerbe
Daß er in mannlicher Postur und Stellung sterbe,
An seinem Ort besteh, fest mit den Füssen sein,
Und beiß' die Zähn zusamm und beide Lippen ein.
Daß seine Wunden sich lobwürdig all befinden
Davornen auf der Brust und keine nicht dahinten
Daß ihn der Tod auch noch in seinem Tode zier'
Und man ihm im Gesicht noch Ernst und Leben spür.«
So muß, wer Tyranney-geübriget will leben,
Er seines Lebens sich freywillig vor begeben.
Wer nur des Todts begehrt, wer nur frisch geht dahin,
Der hat den Sieg und dann das Leben zu Gewinn.
Frisch auf, ihr tapfere Soldaten,
Ihr, die ihr noch mit deutschem Blut,
Ihr, die ihr noch mit frischem Muth
Belebet, suchet grosse Thaten!
Ihr Landesleut, Ihr Landsknecht, auf!
Das Land, die Freyheit sich verlieret,
Wo ihr nicht muthig schlaget drauf,
Und überwindend triumphiret.
Der ist ein Deutscher wohl gebohren,
Der von Betrug und Falschheit frei,
Hat weder Redlichkeit noch Treu,
Noch Glauben und Freiheit verlohren.
Der ist ein deutscher Ehrenwerth
Der wacker, herzhaft, unverzaget
Sich für die Freyheit mit dem Schwert
In Tod und in Gefahren waget.
Dann wann ihn schon die Feind verwunden,
Und nehmen ihm das Leben hin,
[334]Ist Ehr und Ruhm doch sein Gewinn
Und er ist gar nicht überwunden.
Ein solcher Tod ist ihm nicht schwer,
Weil sein Gewissen ihn versüsset
Und er erwirbet Lob und Ehr,
Indem er so sein Blut vergiesset.
Sein Nam und Ruhm allzeit erklingen
In allem Land, in jedem Mund.
Sein Leben durch den Tod wird kund
Weil die Nachkömmling' ihn besingen,
Die edle Freiheit ist die Frucht,
Die er dem Vaterland verlasset:
Da der Herzlose durch die Flucht
Wird ganz verachtet und gehasset.
Also zu leben und zu sterben
Gilt dem rechtschaffnen Deutschen gleich.
Der Tod und Sieg sind schön und reich:
Durch beide kann er Heil erwerben.
Hingegen fliehen allen Dank
Die Flüchtigen und der Verräther
Und ihnen folget mit Gestank
Der Ruf: »Verfluchte Uebelthäter!«
Wohlan, wohlan ihr wehrte Deutschen,
Mit Deutscher Faust, mit kühnem Muth,
Zu dämpfen der Tyrannen Muth!
Zerbrechet Joch und Band' und
Peitschen Unüberwindlich rühmen sie
Sich Titel, Thorheit und stolzieren;
Allein ihr Heer mit schlechter Müh
Mag, überwindlich, bald verlieren.
Ha, fallet in sie! ihre Fahnen
Zittern aus Furcht. Sie trennen sich!
Die böse Sach' hält nicht den Stich,
Drum zu der Flucht sie sich schon mahnen.
[335]Groß ist ihr Heer, klein ist ihr Glaub,
Gut ist ihr Zeug, bös ihr Gewissen.
Frisch auf, sie zittern wie das Laub,
Und wären gern schon ausgerissen.
Ha, schlaget auf sie, liebe Brüder!
Ist groß die Müh, so ist nicht schlecht
Der Sieg, die Beut, und wohl und recht
Zu thun, erfrischet alle Glieder.
So straf, o deutsches Herz und Hand!
Nun die Tyrannen, und die Bösen,
Die Freiheit und das Vaterland
Wirst du und mußt du so erlösen.