Kleines Volk

In einem Pißpott kam er geschwommen,
Hochzeitlich geputzt, hinab den Rhein.
Und als er nach Rotterdam gekommen,
Da sprach er: »Juffräuken, willst du mich frein?
Ich führe dich, geliebte Schöne,
Nach meinem Schloß, ins Brautgemach;
Die Wände sind eitel Hobelspäne,
Aus Häckerling besteht das Dach.
Da ist es so puppenniedlich und nette,
Da lebst du wie eine Königin!
Die Schale der Walnuß ist unser Bette,
Von Spinnweb sind die Laken drin.
Ameiseneier, gebraten in Butter,
Essen wir täglich, auch Würmchengemüs',
Und später erb ich von meiner Frau Mutter
Drei Nonnenfürzchen, die schmecken so süß.
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Ich habe Speck, ich habe Schwarten,
Ich habe Fingerhüte voll Wein,
Auch wächst eine Rübe in meinem Garten,
Du wirst wahrhaftig glücklich sein!«
Das war ein Locken und ein Werben!
Wohl seufzte die Braut: »Ach Gott! ach Gott!«
Sie war wehmütig, wie zum Sterben –
Doch endlich stieg sie hinab in den Pott.
Sind Christenleute oder Mäuse
Die Helden des Lieds? Ich weiß es nicht mehr.
Im Beverland hört ich die schnurrige Weise,
Es sind nun dreißig Jahre her.

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TextGrid Repository (2012). Heine, Heinrich. Gedichte. Romanzero. Erstes Buch. Historien. Kleines Volk. Kleines Volk. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-4908-6