[Ihr Felsen dieser Gräntz'/ ihr Hölen in den Gründen]

Ich verwilligte unverzüglich in jenes ihr billiches Ansinnen/ unn zwar allein mit einem bejahenden Kopfnikken/ dann reden konte ich nicht für Vnmut: endlich aber mochte ich närlich ein par Wort zu wege bringen/ damit ich ihnen nochmahls gute Nacht sagete/welches ich dann auch mehr mit traurigem Anblikk und liebeiferigem Handdrükken/ als mit Reden/ verrichtete. Vnd damit schiede ich von ihnen. Sie vergefärteten mich aber noch weiter mit einer unzäligen Anzahl Blikke/ welche alle/ nicht ungleich Magneten/mein Hertz kräftig und mehr zu rükke zogen/ als mich meine Füsse von dar trugen: Wiewol auch ich soviel Hertzen mit mir hinwegnahme/ als vielen ich das meine verteilet hinterliesse.

Also verfolgete ich meinen fürgezielten Weg/ jedoch mehr an den Ort/ den ich verlassen/ als zu welchen ich begehrte/ gedenkende. Ich kahm aber noch selbigē Tages in einen Wald/ welcher so dikk mit Bäumē bewachsē/ daß ich wed Sonne noch Tag allda einheimisch [23] fande/ ohne daß bisweilen ein änges Thal sich sehen liesse/ ober welchē stoltze Klippen und Felsen hervorragende dem vorübergehenden einen gähen Tod droheten: daselbst nun wolte ich/ weil der Ort mit meinem Kummer so genau einstimmete/ mit Klagen mich etwas meiner Trübnis erleichteren. Ich hatte aber kaum diese ersten Wort: Ach Vnmuht/ in die Luft geschikket/ sihe/ da brachte mir die schwätzige Echo 1 sobald herwieder den letzten Laut derselben/ nemlich/ Muht. Daher wänete ich/ die mitleidige Göttinn wolte mir gleichsam damit einen Muht einsprechen: fieng derhalben an/ sie von meinem bevorstehenden Glükk zu befragen/ folgender massen:


Ihr Felsen dieser Gräntz'/ ihr Hölen in den Gründē/ 2
Ihr Tähler/ du Gebüsch/ lasst/ was ich suche/ finden.
Es liebt ja eure Luft die Luft/ nach der ich spür?
Hier hallt ein Gegenhall. Sprich/ Echo bistu hier?
Echo. du hier?
Mich hörstu wohl/ wohlan/ vernehme was ich sage/
Gieb Antwort meinem Wort/ sag aus/was ich dich frage.
E. frage.
Sag' an/ was zwinget mich von dannen in der Still?
Was machet/ daß ich mehr der Orten nicht seyn will?
E. Ein Will.
Ein Will/ das weiß ich vor/ ich hab es selbst vernommen.
Wird/ sage/ nach der Hand mir dieser Wechsel frommen?
E. frommen.
Wohl/ aber/ wie? durch wen? und wann kömt der Genuß?
Er muß nicht ferne seyn/ weil daß ich fort schon muß.
E. ohn muß.
Ohn Mus/ das frag' ich nicht/ ich mag mich selbst nicht säumen.
Was wird/ sag her/ für Glükk zu meinem Wunsch sich reimen?
E. Reimen.
[24]
Was/ Reimen? reime du/ dein Reden reimt sich nicht:
Ich wünsch/ nicht was ich hab/ vielmehr was mir gebricht.
E. gebricht.
Gebricht mir Reimekunst/ was fehlet diesen Zeilen?
Sie sind gesund und gut/ man darf daran nicht heilen.
E. heilen.
Was fehlet ihnen dann? Wo hinket ihre Zier?
Im Band: der Dichtungsart: an Kunst: an Wortgebür? 3
E. Gebür.
So meinst du/ daß Gebür in allem dem ermangle/
An Mangel mangle nicht? Sag/ wo ich bässers angle.
E. angle.
So gib den Angel her/ und zeig mir einen Rand/
Wo werf' ich dann? vielleicht die Pegnitz ist der Strand?
E. der Strand.
Ha/ ha/ du machst es bunt/ so lehren mich die Fische?
Ihr hönt/ ihr Rülzen/ mich/ ihr üngehöften Büsche.
E. Büsche.
Nun sollens Büsche thun/ zuvor der Schuppenschwantz/
So macht sie dann gelehrt ein lauter Schäferdantz.
E. der Dantz.
Der Dantz/ wie wahr bin ich? du spottst noch immer meiner/
Wer singt die Lieder vor? ist an der Pegnitz keiner?
E. Einer.
Sih da/ du triffst es schier: Die Pegnitz brüstet sich/
Weil daß sie Strephon hat. Fürwar jetzt merk ich dich/
E. ich dich.
So meinstu/ daß ich dort werd Strephons Gonst gewinnen?
So werd ich sein vermängt dem Chor der Pegnitzinnen?
E. sinnen.
Wird aber dieser Tohn gleichgültig ihrem seyn?
Vnd werd ich mit der Zeit anstimmen auch so rein.
E. so rein.
[25]
Noch eins: wird mir der Fluß/ die bunten Pegnitz-Heiden/
Von ihren Blumen was/ zu einem Krantz/ bescheiden?
E. Seiden.
Die Seid auch zum Gebänd 4/ jo/ jo/ nun habe Ruh/
Ich zieh mit Freuden hin. Wend/ Echo/ dich auch du.
E. auch du.

Fußnoten

1 Der Gegenhall.

2 Echo. Glükkforschung.

3 Rythmus Metrum.

4 Beyzielung (allusio.) auf das Ordensband.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Harsdörffer, Georg Philipp. Gedichte. Fortsetzung der Pegnitz-Schäferey. Hirtengedichte. [Ihr Felsen dieser Gräntz'- ihr Hölen in den Gründen]. [Ihr Felsen dieser Gräntz'- ihr Hölen in den Gründen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-35FB-A