[15] Der Winter

Der graue Winter hat bereit
Mit rauhem Frost und Traurigkeit
Die Felder überdecket,
So die begrünte Frühlingszeit
Erfreulich auferwecket.
Die Fluthen sind nun eisenhart,
Das Wasser ist fast harnischart, 1
Mit Wollenschnee erweichet,
Die Erde mit der Ruhe bahrt, 2
Bis sich die Sonn' erzeiget.
[16]
Wann unsre Herzen sind erstarrt
Und von der Sünde marmorhart,
Kann sie das Kreuz erweichen.
Des Höchsten Gnad' ist sonnenart,
Wenn wir sie nur erreichen.
Der kurze Tag, die lange Nacht
Hat Manchen viel Verdruß gebracht
In Sünd und Lasterleben.
Wer hat an seine Seel' gedacht,
Die muß in Nöthen schweben?
Gerechter Gott in Ewigkeit,
Der Du verwandelst Jahr und Zeit,
Bleib' nun bei uns in Gnaden.
Du Sonne der Gerechtigkeit,
Schütz' uns vor allem Schaden!

Fußnoten

1 harnischartig.

2 liegt wie auf der Bahre.

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TextGrid Repository (2012). Harsdörffer, Georg Philipp. Gedichte. Gedichte. Der Winter. Der Winter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-3538-F