Der dritte auffzug.
Die personen alle.
THEODORUS.
Unsere comœdianten verziehen ziemlich lange.
CASSANDRA.
Gut ding wil zeit haben.
SERENUS.
Ich zweiffele, dass bey ihnen das erste, derowegen halten sie sich an das letzte. Vielleicht wird aus der tragœdi von Piramo und Thisbe der Carolus quinque oder Julius unus.
VIOLANDRA.
Herr Peter Squentz schiene sonst ziemlich leichte. Wo ihm die andern nicht gegenwage halten, dürffte ihn der westwind so weit hinwegführen, dass er von ritter Arto nicht leicht zu ereylen.
EUBULUS.
Mich bedaucht, sie kommen. Ich höre ein gepolter vor [27] der thür.
SERENUS.
Es ist nicht anders: Herr Peter Squentz beginnet sich zu reuschpern.
VIOLANDRA.
Die morgenröthe bricht an, die sonne wird bald auffgehen.
THEODORUS.
Man schaue und wundere sich! Wenn man des wolffes gedencket, so kömmt er. Was wil der alte lappe mit dem höltzernen ober-rocken?
EUBULUS.
Den träget er an statt des scepters, weil er sich zum vorreder des traur-spiels auffgeworffen.
SERENUS.
Es ist kein kinderwerck, wenn alte leute zu narren werden.
Peter Squentz beginnet nach gethaner altfränckischen ehrerbietung sein traurig lust-spiel.
PETER SQUENTZ.
Ich wündsche euch allen eine gute nacht.
Diese spiel habe ich, herr Peter Squentz, schulmeister und schreiber zu Rumpels-kirchen, selber gemacht.
SERENUS.
Der vers hat schrecklich viel füße.
PETER SQUENTZ.
So kan er desto besser gehen. Ihr werden noch mehr dergleichen folgen. Nun stille! und macht mich nicht mehr irre!
Doch mangelts wol um einen birnenstiel.
Fünff actos hat das schöne spiel.
Daran hab ich drey selber erdicht,
Die andern 2 hat meister Lollinger, der leinweber in die falten gericht,
Ist ein meister-sänger und kein ox,
Versteht sich wol auf equifox?
[28] Wir haben gesessen manche liebe nacht,
Eh' wir die fröliche tragœdie zu wege bracht.
Nun was des spiels summiren summarum sey,
Sag' ich euch hier mit großem geschrey.
Hierauf verstummt er und kratzt sich im kopff.
CASSANDRA.
Vor diesem geschrey kan man noch wol bleiben.
PETER SQUENTZ
nach langem stillschweigen.
Ie du diebischer kopff! hast du den dreck denn gar müssen vergessen! Nun das ist die erste sau; der comœdianten sind 7. Wenn ein jedweder eine macht, so haben wir ein halb tutzend weniger zwo. Ey hertzer, lieber herr könig, habet mir doch nichts für übel! Ich habe es zu hause schlappermentsch wohl gekönt; ich wils mit meinem weibe und allen mitgesellen bezeugen. Ey! Ey! Ey! Ey!
Er suchet eine lange weile den zettel; als er ihn zuletzt in dem lincken ermel funden, da setzt er die prille auf und siehet auffs papier, darnach fähret er fort.
Ein kühner degen heist Piramus,
Der tragiret den ersten actus.
Die liebe, der reudichte, schäbichte hund,
Hat ihm seine 5 sinnen verwundt.
Er klaget über die liebliche pein
Und wolte so gerne erlöset seyn.
Die Thisbe find sich bey der wand
Und redet durch das loch mit verstand.
SERENUS.
Hilf? Gott! das sind treffliche vers.
CASSANDRA.
Nach art der alten pritschmeister reymen.
THEODORUS.
Wenn sie besser wären, würden wir so sehr nicht drüber lachen.
PETER SQUENTZ.
Thisbe zeucht aus in schneller eyl
Dem Piramus seinen liebes-pfeil
[29] Und klaget ihm, dass ihr die lieb
Gekrochen in den bauch so trüb,
Als sie geschlaffen unter den bäume faul
Und auffgelassen ihr großes maul.
Piramus verspricht ihr zu helffen,
Sagt, sie solte nicht so gelffen,
Bestellet sie zu einem brunnen
Bey dem mondschein, nicht bey der sonnen.
Als sie dahin sich nun begeben,
Kommet ein grimmiger löwe eben.
Sie erschrickt und läst den mantel fallen.
Indem thut Piramus auch herwallen,
Und weil sich der löw auf den mantel gestreckt
Und junge droben ausgeheckt,
Findet er den blutigen mantel.
Das macht ihm gar einen bösen handel.
Er meint, der löwe habe Thisben gefressen,
Darum wil er nicht mehr brod essen;
Er ersticht sich und bleibet todt.
Genade ihm der liebe gott!
Thisbe läst sich dadurch betriegen;
Denn als sie ihn findet todt liegen,
Fällt sie in sein schwerdt auch
Und ersticht sich in ihren bauch.
Ihr dürfft euch aber nicht entsetzen,
Wenn Thisbe sich so wird verletzen;
Sie ersticht sich nicht, es ist nur schimpff!
Wir wollen schon brauchen glimpff.
Auch last euch gar nicht diss betrüben,
Wenn der schreckliche, grimmende, brüllende löw wird einher schieben!
Im übrigen sag ich euch diss fürwahr:
Es sol nicht fehlen um ein haar.
Wo ihr das lachen nicht werdet lassen,
So werd ich euch schlagen auff die taschen.
[30] Ich sag euch das, ihr alten und jungen,
Ich werd euch schlagen auff die zungen.
Speyet aus und räuschpert euch zuvor
Und gebet uns denn ein liebreiches ohr.
Ihr werdet hier schöne sachen fassen,
Wenn ihr euch nur wollt lehren lassen.
Nun mangelts nur an diesem allein,
Dass ich euch weise die comœdianten mein.
Komt heraus, liebe commœdianten,
Die liebe zeit ist nun verhanden,
Dass wir unsere schöne gedicht
Mit der zeit bringen an das licht!
Nun gehet dreymal auff und nieder,
Stellt euch an diese seite wieder!
Nun tretet noch einmal herum!
Meister mondschein, ey gehet nicht so krum!
Meister Bullabutän kommet zur band
Und vertrit in dem spiel die wand.
Denn kommt Piramus unverdrossen,
Auch Thisbe macht ihm wunder-possen.
Meister Kricks-über-und-über ist der mond,
Er scheint und leucht im höheren thon.
Der löwe aber stehet noch in jener ecken,
Damit ihr ja nicht dürfft erschrecken.
Er wird aber zu rechter zeit wol kommen,
Eh' ihr es meint; hört ihr ihn nicht schon brummen?
Meister Lollinger wird brunnen seyn.
Schaut nur, wie fein er geht herein!
Nun tretet nur wieder an euren ort
Und sprecht hernach wol aus alle wort!
Ich habe itzt nicht mehr zu verrichten,
Als dass ich sitze in diesem winckel tichten
Und gebe wol acht in meinem büchelein,
Ob sie das spiel tragiren fein.
Peter Squentz setzet sich auf einen schemmel, nimt die prülle, setzet sie [31] auf die nasen; als er aber sein exemplar ansehen wil, stößet ein hofediener an den schemmel, dass Peter Squentz über und über fällt. Als er aufgestanden, spricht er wider den könig.
PETER SQUENTZ.
Herr könig, es giebet leider viel narrren auff eurem hofe.
EUBULUS.
Gott lob! da kommt die wand.
CASSANDRA.
Treffliche erfindungen!
SERENUS.
Last uns hören, ob diese wand auch reden werde!
MEISTER BULLABUTÄN.
Ihr herren, höret mir zu mit offnen ohren!
Ich bin von ehrlichen leuten gezeuget.
Mein groß-vater ward gefangen und gebunden
Und wie man saget, so ist er abgezogen.
Mein vater war der bettler könig;
Er hat mir warhafftig gelassen nicht gar viel.
Meiner mutter hat es wol gelückt,
Dass man sie hat nach Fischen gesand.
Ich habe in meinen jungen jahren
Warhafftig sehr viel und mancherley gelernet.
Meine Schwester hat eine schöne stirn
Und darauff einen flecken wie ein apffel;
Es wolte sie schier keiner nehmen.
Ich darf mich meines geschlechts nicht verdrießen.
Als ich nun herum lieff wie ein pracher,
Thät man mich zu einem blasebalck-erfinder.
Als ich da gelernet in meiner jugend
Weißheit, verstand und große kunst,
Hat mich herr Peter Squentz tüchtig erkant,
Dass ich sol sein in diesem spiel die maure.
Nun steh' ich hier auff diesem plan.
Ihr dürfft nicht so ansehen mich;
Ich bin die maur, das solt ihr wissen,
[32] Und solt es euch allen mit einander leid seyn.
Piramus gehet etliche mahl stillschweigend auf und nieder, endlich fraget er Peter Squentzen.
PIRAMUS.
Was sol ich mehr sagen?
PETER SQUENTZ.
Das ist die ander sau.
PIRAMUS.
Das ist die ander sau. Aber nein, es stehet nicht so in meinem zedel.
PETER SQUENTZ.
Gleich wie.
PIRAMUS.
Ja, ja, ja. Gleich wie, gleich wie,
Gleich wie die küh-blum auff dem acker
Verwelckt, die früh' gestanden wacker,
So trucknet aus der liebesschmertz
Der Menschen ihr gar junges hertz.
O wasser! o wasser! ich brenn, ich brenn!
Dass ich mich selber nicht mehr kenn.
Ja Cupido, du beerenhäuter!
Du hast verderbt einen guten reuter.
O süße liebe, wie bistu so bitter!
Du sihest aus wie ein Moskewitter.
Ey, ey! wie krübelt mir der leib
Nach einem schönen jungen weib!
Die Thisbe ist, die mich so plaget,
Nach der meine arme seele fraget.
Ich weine thränen aus wie flüsse,
Wie ungeheure wassergüsse,
Und kan sie doch nicht sprechen au.
Die wand hat mir den bossen gethan.
Du lose gotts verfluchte wand!
Ich wolte, dass du wärst verbrandt!
Du leichtfertige, diebische wand!
Warumb bist du nicht in stücken gerandt?
[33]VIOLANDRA.
Das muss eine fromme wand seyn, dass sie sich gar nichts zu verantworten begehret.
MEISTER BULLABUTÄN.
Ja ich habe nichts mehr auf meinem zedel, darf auch nichts mehr sagen; ich wolt es ihm sonst auch wol unter die nasen reiben.
PIRAMUS.
Du lose, ehrvergessene wand!
Du schelmische, diebische, leichtfertige wand!
MEISTER BULLABUTÄN.
Ey Pickelhäring! das ist wider ehr und redligkeit; es stehet auch in dem spiel nicht; du kanst es aus deinem zedel nicht beweisen. Ich bin ein zunfftmäßiger mann. Mache, dass es zu erleyden ist, oder ich schlage dir die wand um deine ungewaschene gusche!
PIRAMUS.
Du rotziger blasebalckemacherischer dieb! Solst du mich dutzen? weist du nicht, dass ich ein königlicher diener bin? Schau, das gehöret einem solchen holuncken!
Pickelhäring schläget Bullabutän an den hals, Bullabutän schläget ihm hergegen die wand um den kopff, sie kriegen einander bey den haaren und zerren sich hurtig auff dem schauplatz herumb, worüber die wand schier gantz in stücken gehet. Peter Squentz suchet sie zu scheiden.
PETER SQUENTZ.
Das müsse gott im himmel erbarmen! das ist die 3te sau. Ie, schämet ihr euch denn nicht für dem könige? Meinet ihr, dass er eine bundsfutte ist? Höret auf in aller hencker namen! Höret auff! höret auff! sage ich. Stellet euch in die ordnung! Sehet ihr nicht, dass Thisbe herein kömmt?
Bullabutän tritt mit der zerrissenen wand wieder an seinen ort.
THISBE.
Wo sol ich hin? wo komm ich her?
Ich sinne bey mir die länge und quer.
Mein gantzes hertz im leibe bricht;
[34] Vertunckelt ist mein angesicht;
Die liebe hat mich gantz besessen
Und wil mir lung und leber fressen.
Ich weiß nicht, wie sie mir den bauch
Gemacht so bucklicht und so rauch!
Ach Pyramus! du edles kraut,
Wie hast du mir mein hertz zuhaut!
Ach! Ach! könnt ich doch bey dir seyn,
Mein hertzes, liebes schätzelein!
Ach, dass ich einmal bey dir wär!
Ja wenn die lose wand nicht wär!
CASSANDRA.
Itzt wird es wieder über die arme wand gehen.
SERENUS.
Ich möchte die wand nicht seyn in diesem spiel.
THISBE.
Doch schau, was seh' ich hier vor mir!
Ein loch, so groß als eine thür.
Du liebe, holdselige wand!
Gebenedeyet sey die hand,
Die ein solch loch durch dich that drehen!
O könt ich doch nun Piramum sehen!
Doch schau! doch schau! er kommt gegangen
Mit einem degen gleich einer stangen.
Ich höre seine sporne klingen.
Die music thut so lieblich singen!
Ach seht sein schönes, kleines maul!
Das grüselt wie ein acker-gaul.
PIRAMUS.
Potz! hör' ich da nicht Thisben sprechen?
Ich muss das loch noch größer brechen.
PETER SQUENTZ.
Brecht den teuffel, eure mutter! Es ist ja vor zustossen und zubrochen genug.
PIRAMUS.
[35] Liebste Thisbe, sehet ihr mich nicht?
THISBE.
O ja, du königliches angesicht!
PIRAMUS.
Wie gehts doch, mein tausend schatz?
THISBE.
Sehr wol nun hier auff diesem platz.
PIRAMUS.
Ach! aber ach! ich bin so kranck.
THISBE.
So legt euch nieder auff die banck!
PIRAMUS.
Ach Thisbe helfft, eh' ich verderb
Und gar vor lauter Hebe sterb!
THISBE.
Was schadt euch doch? wo thuts euch weh?
PIRAMUS.
Ich bin so heiß als Mertzen-schnee.
Die liebe macht mir wunderliche possen,
Sie hat mich gar ins hertz geschossen.
Ach zieht mir aus den harten pfeil,
Sonst sterb ich in geschwinder eyl!
THISBE.
Wol! wol! tretet nur für das loch
Und hebt den hindern wacker hoch!
Das ist ein pfeil! sich! lieber, sich!
PIRAMUS.
Ey! ey! ey! ey! wie schmertzt es mich!
THISBE.
Geduld! Er wird bald hausen seyn.
Seyd ihr nun heil, mein zucker-mündelein?
Sich, lieber pfeil, bistu zu stoltz
Und reuchst doch wie cypressen holtz?
PIRAMUS.
Ich fühle warlich nicht viel schmertzen.
[36] Ey blaset auff die wunde sonder schertzen!
THISBE.
Wie? ist euch nun genung gethan?
PIRAMUS.
Ey setzt noch einen kuss daran!
THISBE.
Nun wol, ich hab es auch verricht.
PIRAMUS.
Nun fühl ich weiter schmertzen nicht.
THISBE.
Wer aber heilet meine pein?
PIRAMUS.
Ich, ich, mein turteltäubelein!
THISBE.
Ich habe geschlaffen mit offnem mund,
Und Cupido, der schlimme hund,
Ist mir gekrochen in den leib.
Ach weh mir armen jungem weib!
SERENUS.
Ich meinte, es wäre eine jungfrau.
PETER SQUENTZ.
Es ist generaliter, das ist in lata significatione geredet
PIRAMUS.
Gib dich zu frieden meine seel!
So bald der mond aus seiner höl'
Wird mit blutgelbem angesicht
Auffpfeiffen sein durchläuchtig licht,
So wollen wir beym brunnen allein
Zusammen kommen und reden fein.
Ich wil euch euren schmertz vertreiben,
Ihr sollet meine liebste bleiben.
THISBE.
Beym brunnen hinter jenem end?
PIRAMUS.
Bey nach bar Kuntzen hoffgewend.
[37]THISBE.
Gott geb' euch unterdessen gute nacht!
PIRAMUS.
Mein halbes hertz im leibe lacht.
Thisbe gehet wieder zurücke und spricht.
Ey Piramus! last euch nicht verdrüßen,
Dass ich euch anfänglich nicht konte grüßen!
PIRAMUS.
Verzeiht mir auch, hertzliebe magd,
Dass ich euch keinen guten tag gesagt!
Thisbe kommt noch einmal zurücke.
Was mach ich indessen mit dem pfeil?
PIRAMUS.
Steckt ihn in schmeer in schneller eil,
So geschwillet nicht die wunde mein.
Thisbe kehret wiederum.
Wie lange muss er drinnen seyn?
Ists gnug ein tag zwey oder vier?
PIRAMUS.
Drey ist genug, das glaubet mir!
THISBE.
Nun guten abend biss auff die nacht!
PIRAMUS.
Schlafft liebste, biss ihr aufferwacht!
Eine person siehet eine ziemliche weile durch das loch nach der andern, biss sich Piramus zum ersten verleuret.
BULLABUTÄN.
Ade! ich zieh' nun auch dahin.
Gott lob, dass ich bestanden bin!
Ade, Ade, zu gutter nacht!
Nehmt unterdessen eu'r in acht!
Ich bitte den könig mit seinen knaben,
Er wolte mir nichts für übel haben.
SERENUS.
Blasebalckmacher, hüte du dich, dass du darinnen nicht [38] händel mit dem Piramus anfangest, die comœdianten irre machest und das spiel verderbest, sonst wird der thurm nach dir schnappen!
BULLABUTÄN.
Ich habe nichts mehr zu sagen; herr Peter Squentz hat nichts mehr auf meinen zedel gemachet.
Bullabutän trit ab, meister Kricks kommt gegangen.
CASSANDRA.
Behüt uns Gott! was sol dieses bedeuten?
PETER SQUENTZ.
Tugendsame frau königin, dieser ist der monde.
THEODORUS.
Ist dieser der monde und siehet so finster aus?
PETER SQUENTZ.
Ja herr! er ist noch nicht in dem ersten viertel.
THEODORUS.
So wolte ich wündschen den voll- mond zu sehen. Sage mir doch mein lieber monde, warum hastu keine größere kertzen in die laterne gestecket?
MEISTER KRICKS-ÜBER-UND-ÜBER.
Das spiel ist kurtz, darum muss das licht auch kurtz sein; denn wenn sich Thisbe ersticht, muss das licht ausgehen; denn das bedeutet, dass der monde seinen schein verlohren, das ist, verfinstert worden.
SERENUS.
Wir sind aber berichtet, der mond könne nicht verfinstert werden, er sey denn gantz voll.
MEISTER KRICKS-ÜBER-UND-ÜBER.
Das mag herr Peter Squentz verantworten; denn diesem hat es also beliebet.
PETER SQUENTZ.
Ja ein narr kan mehr fragen, als hundert weise leute antworten.
VIOLANDRA.
Dafern dieser mond verfinstert wird, wird es ein erschrecklich schauspiel seyn.
MEISTER KRICKS-ÜBER-UND-ÜBER.
Freylich, aber haltet die fressen zu und höret, was ich [39] sagen werde!
Itzund kom ich herein gehuncken.
Ach lieben leut! ich bin nicht truncken;
Ich bin gebohren von Constant,
Tinopel ist mein Vaterland.
Ich fürchte, es werd' mir immer gehn,
Wie meinem vater ist geschehn.
Derselbe hatte! böse füße
Und biess nicht gerne harte nüsse.
Die augen werden mir so tunckel,
Sie sehen aus wie zwey carfunckel.
Ich schmiede wacker frühe und spat
Und sage, gott gib guten rath!
Ich schmiede und schlage tapffer zu.
Was ich thu, muss mein knecht auch thun.
Nun nehm ich an ein neuen orden
Und bin der heilge mondschein worden.
Bey diesem glantz sol Thisbe sich
Erstechen; dencket nur an mich!
So schein, so schein du lieber mon!
Der frische brunn kommt einher gohn.
Meister Lollinger brunn, fängt an zu singen.
[40] Ich habe so gelauffen,
Pur, pur, pur, pur, pur,
Eis möchten all ersauffen.
Ihr könnt hier alle trincken,
Habt ihr nur, gute schincken.
Ihr könnt euch alle laben,
Ihr sollet wasser gnug haben.
Pyr, pyr, pyr, pyr, pyr, pyr.
Aus meinen cristallen röhren
Per, per, per,
Könt ihr wasser lauffen hören;
Ihr könnt wasser hören springen
Nach meinem süßen singen.
Wie ich singe nach den noten,
So fallen die wasser-knoten.
Per, per, per, per, per, per.
So lauff du helles wasser,
Lyri, lyri, lyri, lyri, lyri.
Ich bin fürwar kein prasser.
Der Wassermann im himmel
Macht kein so groß getümmel.
Die wasser-lüss auff erden
[41] Mag nicht so schöne werden.
Lyri, lyri, lyri, lyri, lyri.
THEODORUS.
Diesen Wassermann solten billich alle calender-macher ad vivum in ihre wetterbücher setzen lassen.
SERENUS.
Ihr liebden, der herr vater kan ihm pension anpräsentiren, vielleicht läst er sich in unsern lustgarten verdingen.
CASSANDRA.
Was ist das vor ein thier mit der grünen decke?
PETER SQUENTZ.
Das ist der grimmige löwe.
EUBULUS.
Ey, man hätte ihm billich einen zettel sollen anhefften, dass er zu nennen wäre gewesen.
MEISTER KLIPPERLING.
Ihr lieben leut erschrecket nicht.
Ob ich gleich hab ein löwen gesicht!
Ich bin kein rechter löw bey traun,
Ob ich gleich habe lange klaun.
Monstrat manus.
Ich bin nur Klipperling der schreiner.
Ey lieber, glaubts, ich bin sonst keiner!
Hier ist mein schurtzfell und mein hubel.
Monstrat praecinctorium.
Macht doch nicht einen solchen trubel!
Ich bin doch ja ein armer schinder
Und habe das hauß voll kleine kinder,
Die mir mit ihren brodtaschen
[42] Das geld in zwölff leib vernaschen.
Die große noth hat mich hieher getrieben,
Es war sonst wol unterwegen blieben.
Drum hoff ich, unser herr könig,
Der werd itzund angreiffen sich
Und uns armen comœdianten,
Dafern wir nicht bestehn mit schanden,
Eine kleine verehrung geben.
Desswegen tragir' ich den löwen.
THEODORUS.
Der löwe kan bey Gott seine nothdurfft wol melden. Wir hören in dieser comœdi, was uns unser lebenlang weder vor gesichte noch obren kommen. Sage löwe, hast du noch viel zu reden?
MEISTER KLIPPERLING.
Nein, ich muss nur brüllen.
THISBE.
Gott lob! die süße nacht ist nun kommen.
O hätt' ich doch nun meinen Piramus vernommen!
Wo find ich ihn? wo ist er hin?
Nach ihm steht all mein hertz und sinn.
Ey Piramus, mein auffenthalt,
Ey bleib nicht lange! komm nur bald!
Bey diesem brunnen wird er erscheinen,
Noch eher, als man wird vermeinen.
Ich wil mich hier was niedersetzen
Und mich mit stiller ruh ergetzen.
Hilff Gott, was seh ich hier vor mir!
Ein grimmer löw, ein böses thier!
Der löwe fänget an zu mauen wie eine katze.
THISBE.
Hier bleib ich nicht, es ist zeit lauffen!
O himmel! ich fall über den hauffen!
O lieber löwe, lass mich leben!
Ich wil dir gerne meine schaube geben.
[43] Sie wil die schaube wegwerffen, kan aber nicht, weil sie zu feste angebunden. Als sie endlich die bänder zurissen, schlägt sie den löwen um den kopff und laufft davon schreyend.
O weh! o weh! wie bang ist mir!
O hätt ich nur ein trüncklein hier,
Mein mattes hertz damit zu laben!
Mir ist, als wer ich schon begraben.
Thisbe entlaufft, der löwe stehet auff, nimmt die grüne decke gleich einem mantel um die achsel und die schaube in die band und tritt neben den monden.
MEISTER KRICKS.
Löwe, du möchtest nun wol hinein gehen. Weist du nicht, dass herr Peter Squentz gesaget, es stehe seltzam und bärenhäuterisch, wenn die comœdianten auf der bühne stehen, selber zu sehen und affen feyl haben wollen!
MEISTER KLIPPERLING.
Nein, schau! was ist dir daran gelegen? Dir zu trotz wil ich hier stehen.
MEISTER KRICKS-ÜBER-UND-ÜBER.
Du hast ein maul, man möchte es mit säudreck füllen und mit eselsfürtzen verbrämen. Gehe vor den hencker hinein, oder ich wil dir beine machen!
MESTER KLIPPERLING.
Du lahmer frantzösischer schmied! Du wilst mir beine machen? Ich sehe der comœdi so gerne zu als du oder ein anderer, trotz dir gesaget!
MEISTER LOLLINGER.
Haltet! haltet stille! Ihr werdet mich umstoßen und mir das wasser gar verschütten.
MEISTER KRICKS-ÜBER-UND-ÜBER.
Was ist daran gelegen?
Der mond schlägt dem löwen die laterne um den kopff, der löwe erwischet den monden bey den haaren. In diesem getümmel werffen sie den brunnen um und zerbrechen ihm den krug. Der brunn schläget beyden die schärben um die ohren. Peter Squentz wil friede machen, wird aber Tod allen dreyen darnieder gerissen und bekommt sein theil schläge auch darvon.
[44]MEISTER LOLLINGER.
Ey! es ist schade um meinen schönen topff; er kostet mich 8 weiße groschen und 3 heller.
PETER SQUENTZ.
Friede! friede! Fax vobis! schämet ihr euch nicht? Haltet inn! haltet inn! Meister mondenschein, lasset gehen! Meister brunn stehet auf! Haltet inn! sage ich. Wer nicht aufhöret, soll keinen heller bekommen. Schämet euch doch vor ehrlichen leuten! Meister löwe, von hier! von hier! Meister mondenschein, tretet wieder in die ordnung! Thisbe, holet einen andern krug heraus! Meister mondenschein, lauffet geschwinde und zündet das licht wieder an! Das war eine erschreckliche sau!
SERENUS.
Der mond hat den löwen ziemlich beleuchtet; ich halte er werde morgen braun und blau aussehen.
EUBULUS.
Der monde ist in dem zeichen des löwen gewesen und wird vielleicht auch nicht leer ausgegangen seyn.
VIOLANDRA.
Es ist eine erschreckliche monden finsterniss in dem löwen gewesen. Wir möchten wissen, was sie bedeuten würde.
PETER SQUENTZ.
Was soll sie bedeuten? den teuffel den elenden und gute schläge!
THEODORUS.
Wir stunden in der meynung, der löwe würde auf der Thisben mantel junge löwen gebären; wird dieses nicht auch zu sehen seyn?
PETER SQUENTZ.
Meister Klipperling vermeinte, er hätte keine junge löwen in dem leibe, derowegen könte er auch keine aushecken.
THEODORUS.
Wie ists, herr Squentz? Wo bleiben die personen? Wird niemand mehr hervorkommen?
PETER SQUENTZ.
Ho Piramus! Piramus! Piramus ho! machet doch fort! [45] Wir müssen den könig nicht warten lassen wie einen narren.
THISBE.
Piramus ist nicht hier. Er ist hinunter gegangen und hat nur einmal trincken wollen. Darzu rieß es ihn so sehr im leibe.
PETER SQUENTZ.
Das wird wieder eine rechte sau werden. Ey hertzer, lieber herr könig! habt mirs doch nicht vor übel! Ihr sehet ja, dass es meine schuld nicht sey. Herein Piramus! dass euch der geyer wieder hinaus führe!
PIRAMUS.
Diss ist die fröhliche stund,
Darvon ich Thisbe deinen mund
Recht küssen sol hinten und vorn.
Ich mein', sie sitzt bey jenem born!
Wie werd ich dich mein schätz umfangen,
Nach dem mich lange thät verlangen!
Ist sie nicht hier bey diesem born?
Was hab' ich mich so viel verworn,
Eh diese stund ankommen ist!
Nun wil ich kürtzlich sonder list
Sie fassen in den zarten arm
Und drücken, dass ihr hertz wird warm.
Wie? ist das nicht ihr mantel hier?
Was gilts, sie ist noch gar allhier?
O lieber Gott! was sol das seyn!
Der mantel blutet wie ein schwein,
Das mau itzt abgestochen hat.
Helfft, lieben freunde! was nun rath?
Ein grimmes thier hat sie erbissen.
Mir ist, als hätt' ich in die hosen gesch – – –
Du grimmes, böses, wildes thier!
Hättest du nur dreck gefressen dafür,
So wer dirs maul nicht fedrig worden!
Ey! Ey! das ist ein böser orden!
Ey was werd ich nun erdencken!
[46] Ich werde mich für angst erhencken.
Ey nein, der strick ist viel zu theur,
Der hanff ist nicht gerahten heur?
O hätt ich meinen degen bey mir,
Mein bauch, den wolt ich geben dir!
Die liebe hat mich so besessen,
Dass ich mein schwerdt daheim vergessen.
Ich mag doch länger nicht hie bleiben,
Ich werde mich gewiss entleiben.
Ich lauffe mit dem kopffe wider die wand.
Oder ersteche mich mit der hand.
Er laufft und fällt über seinen degen.
Nein lieber, sich, was sol das seyn?
Hab ich doch hier das schwerdte mein.
Allons! nun ists mit mir gethan!
Mein lieber hals, du must daran.
Ey es ist warlich schad umb mich.
Frisch auff mein hertz und dich erstich!
Er zeucht den degen aus, wendet sich gegen den zusehern und spricht.
Erschrecket nicht, lieben leute, ich ersteche mich nicht recht, es ist nur spiel. Wer es nicht sehen kan, der gehe hinaus oder mache die augen zu, biss ich die schreckliche that verrichtet habe.
Nun gesegne dich gott trincken und essen!
Ihr birnen und ihr äpffel, ich muss euer vergessen.
Ade! Ade! all alt und jung!
Der todt thut nach mir einen sprung.
Gesegn' euch Gott, klein und groß!
Der todt gibt mir itzt einen stoß.
Er ziehlet eine lange weile mit dem degen, hernach wendet er sich zu den zuhörern und spricht.
Ey lieber! fürchtet doch euch nicht so! Es hat nichts zu bedeuten. Seht, ich wil mich nur mit dem knopffe erstechen.
Hernach macht er das wambst auf, setzet den knopff an die brust, die spitze an die bühne, fällt nieder, stehet hernach wieder auf, laufft um das gantze
theatrum herum und fanget an.
[47] Nun hab ich mich gethan vom brod.
Seht, lieber, seht! ich bin stein tod.
Ach wie wird Thisbe mich beklagen!
Ey lieber, lassts ihr doch nicht sagen!
Ade, mein leben hat ein end.
Hie fall ich auff bauch, kopff und händ.
Er fället wieder nieder, heulet eine lange weile, verkehret die äugen im kopffe und schweiget endlich; der monden leschet sein licht aus.
THEODORUS.
Das ist ein erschrecklicher tod; wer ihn nur recht beweinen könte!
THISBE.
Sage, mond, wo ist dein güldner schein hinkommen?
Wie hast du so sehr abgenommen?
Vorhin wärest du lieblich und klar,
Itzt bist du finster gantz und gar.
Wo werd ich den Piramus finden?
Ich seh ihn noch nicht dort dahinden.
Ich habe mich so müde gelauffen,
Mich dürst so; möcht ich nur eins sauffen!
Ich wil ihn suchen in dem grass
Dort bey dem brunn; was ist das?
Sie fället über Piramum, steht auf und besiehet ihn.
Hilff Gott! es ist mein Piramus.
Ich wil ihm stehlen einen kuss,
Dieweil er schläfft in dieser ecken
Und sich ins grüne grass thut strecken,
So kan ich sagen unverholen,
Dass ich ihm einen schmätzerling abgestohlen.
Sie küsset ihn, Piramus schnappet nach ihr mit dem maul.
THISBE.
Schaut lieber! wie ist er so kalt
Und hat so eine bleiche gestalt!
Schaut, wie ihm hangt der hals und kopff!
Ach, er ist todt der arme tropff!
Ey lieber, er hat sich erstochen!
[48] Fürwar, ich hab es wol gerochen.
Ach! ach! ach! ach! was fang ich an!
Ach Thisbe, was hast du gethan?
Die haar wil ich ausrauffen mir
Sie greifft unter die armen. Ridet.
Und dich beweinen für und für,
O Piramus, du edler ritter!
Du allerschönster Muscowitter!
Ey Piramus, bist du denn todt?
Ey sage mir doch für der letzten noth
Nur noch ein einiges wörtlein!
PIRAMUS.
Ich habe nichts mehr in meinem zedelein.
VIOLANDRA.
Das gehet noch wol hin, wenn die todten reden können.
PETER SQUENTZ.
Beym s. Stentzel! Piramus ihr seyd ja todt; schämet euch für dem teuffel! Ihr müsst nichts sagen, sondern stille liegen wie eine todte sau.
PIRAMUS.
Ja, ja, ja, ich wils schon machen!
THISBE.
Was mach ich denn nu auf der welt?
Ich achte nun kein gut und geld.
Ich werde mich wol auch erstechen
Oder mir ja den hals entzwey brechen.
O hätt ich nur den pfeil allhie!
Ich stäche mir den in die knie;
Doch er ist weit daheim im schmeer.
Schaut! hier liegt Piramus gewehr.
Gute nacht, liebes mütterlein!
Es muss einmal gestorben seyn;
Gute nacht, Heber alter vater,
Ihr allerschönster grauer Kater!
Mein Piramus, ich folge dir;
Wir bleiben beysammen für und für.
[49] Ade, mein liebes mäuselein!
Ich steche mich in mein hertzhäuselein.
Sie sticht sich mit dem degen unter den rock, wirfft hernach den degen weg und fällt auf Piramum,
spricht.
Schaut alle, nun bin ich verschieden
Und lieg' allhier und schlaff' im frieden!
PIRAMUS.
Ey Thisbe, es schickt sich nicht also; die weiber müssen unten liegen.
CASSANDRA.
Erbärmlicher zufall! ich habe gelacht, dass mir die augen übergehen.
VIOLANDRA.
Wer wird denn die todten begraben?
PIRAMUS.
Wenn die comœdianten abgegangen sind, wil ich Thisben selber weg tragen.
Der mond und brunnen gehen stille davon, Piramus stehet auf, Thisbe springet ihm auf die achseln, Piramus trägt sie mit hinweg.
PETER SQUENTZ.
Vorhin war ich ein prològus,
Jetzund bin ich der epilògus.
Hiermit endt sich die schöne comœdie,
Oder wie mans heist, die tragœdie,
Darauß ihr alle solt nehmen an
Lehr, trost und warnung jederman.
Lernet hieraus, wie gut es sey,
Dass man von liebe bleibe frey.
Lernet auch, wenn ihr habt eine wund.
So zieht den pfeil hinaus zur stund
Und stecket ihn in eine pechmeste,
So heilt es bald, ihr lieben gäste.
Das ist fürwar ein schöne lehr.
Ey lieber sagt, was wolt ihr mehr?
Doch tröstet euch, dass es sey schön,
Wenn man die todten siht auffstehn.
[50] Ihr Jungfrauen nehmet diss in acht,
Und diese warnung wol betracht,
Dass wenn ihr im grass schlaffen wollt,
Ihr nicht den mund auffmachen sollt,
So kreucht die lieb' euch nicht in hals.
Die liebe, die verderbet all's.
Weiter sol sich auch niemand wundern,
Das wand, löw und auch brunn besondern
In diesem spiel haben geredt.
Mit wolbedacht man dieses thät.
Der kirchen-lehrer Aesopus spricht,
Dass ein topff zu dem topff sich gericht
Und ihm gesellschafft angetragen;
Aber der eine wolts nicht wagen.
Auch narriret der löw den schafen
Und thut sie um muthwillen straffen;
Derhalben kan es gar wol seyn,
Dass hier redet löw und brunnen fein.
Dass wir es so getichtet haben,
Dass ein todter den andern begraben,
Dasselbe ist geschehen mit fleiß.
Mercket hievon, was ich weiß:
Ein Christe trug einen todten Juden,
Den sie ihm auf die schulter luden,
Und als er nun gieng seinen weg,
Kam er zu einem engen steg.
Beym selben stund ein tieffer brunn.
Der Christ war heiß vom Jud und sonn,
Drumb wolt er trincken frisches wasser;
Aber der Jude, der lose prasser,
Überwug und zog so fein
Den Christen mit inn brunnen nein.
So hat der todte Jude begraben
Den lebendigen Christen-knaben.
Drumb glaubt, dass man es wol erlebt,
Dass ein todter den andern begräbt.
[51] Es sey winter, sommer oder lentz,
Wündscht euch zu guter nacht der schulmeister und kirchschreiber zu Rumpels-kirchen herr Peter Squentz. Telos, amen, dixi, finis, ende.
THEODORUS.
So hat nun diese tragœdie ein ende?
PETER SQUENTZ.
Ja, woledelgeborner herr könig, und mangelt nichts mehr als das tranckgeld.
THEODORUS.
Wie, wenn wir es mit demselbten actu machten, wie ihr mit der geburt der jungen löwen, das ist, denselben gar ausließen?
PETER SQUENTZ.
Ey das müste der teuffel haben! Ey herr könig, was narret ihr euch viel? Ich weiß wol, ihr könnets nicht lassen, ihr werdet uns ja was geben müssen.
THEODORUS.
Herr Squentz, wir sehen, dass euch bisweilen witz gebricht.
PETER SQUENTZ.
Vester juncker könig, geld auch.
THEODORUS.
Nun wir wollen sehen, wie der sachen zu rathen. Lasset uns hören, wie viel säu ihr gemacht in euer tragœdie.
PETER SQUENTZ.
Herr könig, ich weiß nicht, wie viel ihr gezehlet habet; ich kam mit der rechnung biss auf zehen.
THEODORUS.
Was kostet eine sau so groß als ihr in eurem dorffe?
PETER SQUENTZ.
Eine sau? Eine sau, so groß als ich? die kostet, lass schauen, wie viel giebet man vor eine sau? zwölffe auch 15 gute gülden.
THEODORUS.
Nun saget mir: zehnmahl 15, wie viel macht das gülden?
[52]PETER SQUENTZ.
Bald, bald, verziehet! ich wil es in die regul detri setzen. Eine sau um 15 golden, wie hoch kommen zehen säue?
Er schreibet mit kreide auf die bühne, hernach fanget er an.
Auf den füßen kommen sie.
SERENUS.
Es fehlet nicht um ein haar. Lehret ihr denn eure schüler nicht rechnen?
PETER SQUENTZ.
Ja freylich, wolweiser juncker! Vor wen sehet ihr mich an?
SERENUS.
Was haltet ihr denn vor eine weise?
PETER SQUENTZ.
Wenn sie können 1 mal 1 ist eins, und 2 mal 2 ist sieben, so gebe ich ihnen ausgelernet und mache sie zu rechenmeistern, so gut als Seckerwitz und Adam Riese.
SERENUS.
Diss müssen vortreffliche leute werden.
PETER SQUENTZ.
So schlimm als kein rentmeister.
THEODORUS.
Wol, wol! Marschalck, man befehle dem schatzmeister, dass man den comœdianten so vielmal 15 gülden gebe, als sie säue gemacht!
PETER SQUENTZ.
Großen danck, großen danck, lieber herr könig! Hätten wir dieses gewüst, wir wolten mehr säu gemachet haben. Doch ich höre wol, wir bekommen nur tranckgeld für die säu, und für die comœdi nichts. Aber es schadet nicht. Wir sind hiermit wol vergnüget. Gute nacht, herr könig! Gute nacht, frau königin! gute nacht, juncker! gute nacht, jungfer! gute nacht, ihr herren alle mit einander! Nehmet vor dieses mahl mit unsern säuen vor gut, auf ein andermahl wollen wir derer mehr machen und so große, als der größeste bauer, der unter dem gantzen hauffen gewesen.
[53]THEODORUS.
Kurtzweils gnug vor diesen abend. Wir sind müder vom lachen, als vom zusehen. Dass man die fackeln anzünde und uns in das zimmer begleite!
Ende.