Die Erste Abhandelung.
Der Schauplatz lieget voll Leichen-Bilder / Cronen /Zepter / Schwerdter etc. Vber dem Schau-Platz öffnet sich der Himmel / vnter dem Schau-Platz die Helle. Die Ewigkeit kommet von dem Himmel / vnd bleibet auff dem SchauPlatz stehen.
Ewigkeit.
Die Ihr auff der kummerreichen Welt
Verschrenckt mit Weh' vnd Ach vnd dürren Todtenbeinen.
Mich sucht wo alles bricht vnd felt /
Wo sich Eu'r ichts / in nichts verkehrt / vnd eure Lust in herbes Weinen!
Ihr Blinden! Ach! wo denckt jhr mich zu finden!
Die jhr vor mich was brechen muß vnd schwinden /
Die jhr vor Warheit nichts als falsche Träum' erwischt!
Vnd bey den Pfützen euch an stat der Quel erfrischt!
Ein Irrlicht ists was Euch O sterbliche! verführet
Ein thöricht Rasen das den Sinn berühret.
Wil jmand Ewig seyn wo man die kurtze Zeit
[13] Die Handvoll Jahre die der Himmel euch nachsiht
Diß Alter das vergeht in dem es blüht
In Vnmuth theilt vnd in Vergängligkeit?
Die Throne krachen 1 ja wenn dieser sie nicht helt
Der durch ein Wort beweget Hell vnd Welt.
Offt hat der mit gekröntem Haupt beherrschter Länder Macht erschüttert
In einem Nu / vor frembdem Stul in angeschlossnem Stahl erzittert.
Man schlief nicht einmal nur auff die gesalbten Nacken
Schwerdt / Beil vnd Hacken.
Der Fürsten heylig Blut trof durch verfluchter Hencker Hand
In den ob diesem Greuel-stück entfärbten Sand.
Dem Vberwinder auch wurd offt sein Lorberkrantz
Verwandelt in Cypressen Aeste /
Er zog in seinem freudenfeste
Mit deß Triumphs Gepränge zu dem Todtentantz.
Was dieser baut bricht jener Morgen ein /
Wo jtzt Paläste stehn
Wird künfftig nichts als Gras vnd Wiese seyn
Auff der ein Schäfers Kind wird nach der Herde gehn
Euch selbst / den grosse Schlösser noch zu enge
Wird / wenn jhr bald von hier entweichen werdet müssen
Ein enges Hauß ein schmaler Sarg beschlissen.
Ein Sarg der recht entdeckt wie kurtz der Menschen Länge. 2
Wo aber hin? nach was doch ringet jhr
Ihr die jhr glaubt daß euer Feder Macht
[14] Den Tod vnd Zeit hab' an ein Joch gebracht?
Glaubt frey die Ewigkeit beruht nicht auff Papir.
Indehm jhr Frembde wolt dem Vntergang entzihn;
Vermerckt jhr nicht wie eure Tag entflihn?
Ihr eilt indem jhr (trotz den Himmelslichtern!) wacht
In eures Grabes Nacht.
Wie mancher steigt durch Rauch deß falschen Ruhms verblendet
Nach hoher Ehr vnd fält /
Wenn der Gewächsten Flügel schwung bey gar zu naher Sonnen endet.
In höchste Schmach / vnd wird ein Scheusal aller Welt.
Ach thörichte! der vor euch sinckt auff beide Kni
Wündtscht offt euch da zu sehn wo nichts denn Tod vnd Müh.
Ihr die jhr euch in Gold verliebt
Vnd Sud vnd Ost durchrennt vmb andre reich zu machen;
Wo bleibt jhr wenn man alles übergibt?
Wenn eine Stunde schleust die Reitung aller Sachen?
Wer Jahre zehlt denckt der wol je an mich?
Wehn liebliche Gestalt betreuget /
Wehm seiner Wangen Farbe leuget
O HErr O Himmels HErr helt er sich schöner wol als dich?
Setzt Bilder auff! durchlaufft die grosse See!
Entdeckt ein wildes Land / setzt Nahmen auff den Schnee. 3
Nennt Vfer / nennet Berg nach der Geschlechter Tittel
Ja schreibet Freund vnd euch ans Monden Rand vnd Mittel! 4
Doch glaubt diß auch darbey
[15] Daß auch diß was jhr besitzet euch noch recht bekand nicht sey /
Daß jhr / was Ewig ist hier noch nicht habt gefunden /
Daß euch nur Eitelkeit vnd Wahnwitz angebunden /
Schaut Arme! schaut was ist diß Threnenthal
Ein FolterHauß / da man mit Strang vnd Pfahl
Vnd Tode schertzt. Vor mir ligt Printz vnd Crone
Ich tret auff Zepter vnd auff Stab vnd steh auff Vater vnd dem Sohne.
Schmuck / Bild / Metall vnd ein gelehrt Papir /
Ist nichts als Sprew vnd leichter Staub vor mir.
Hir über euch ist diß waß ewig lacht!
Hir vnter euch was ewig brennt vnd kracht.
Diß ist mein Reich / wehlt / was jhr wündtschet zu besitzen.
Wer allhier fählt dem wird nichts auff der Erden nützen.
Schaut deß Himmels Wollust an! hir ist nichts denn Trost vnd Wonne
Schaut den Kercker deß Verterbens / hir ist nichts denn Ach vnd Klage!
Schaut das Erbschloß höchster Lust; hir ist nichts denn Freud vnd Sonne
Schaut den Pful der schwartzen Geister; hir ist nichts denn Nacht vnd Plage
Was steht euch an?
Diß ist was Ewig euch ergetzen vnd verletzen kan.
Schauplatz der Sterbligkeit / Ade! ich werd auff meinen Thron entrücket
Die werthe Fürstin folget mir die schon ein höher Reich erblicket /
Die in den Banden frey / nicht jrrdisch auff der Erd /
Die stritt vnd lid für Kirch vnd Thron vnd Herd.
[16] Ihr / wo nach gleicher Ehr der hohe Sinn euch steht;
Verlacht mit jhr / was hir vergeht.
Last so wie Sie das werthe Blut zu Pfand:
Vnd lebt vnd sterbt getrost für Gott vnd Ehr vnd Land.
Demetrius. Procopius.
Der SchauPlatz verendert sich in einen Lustgarten
DEMETRIUS.
Diß ist die feste Burg die vnsern Schatz beschlossen
Das Kleinod dessen wir so kurtz / doch wol / genossen.
Die Sonn' Iberiens die als jhr Glantz anfing
Zu strahlen durch die Lufft so bluttig unterging
Verfinstert dieser Stein. Die vber vns regiret
Ward für vns in die Band' als eine Magd geführet?
Mit Ihr zog vnser Ruhm vnd Freyheit vnd Gewin
Vnd vngepochte Macht in frembdes Elend hin.
Wer hat euch nicht bißher mit vnerschöpfften Sehnen
Mit Seufftzenreichem Ach vnd vnverfälschten Thränen
Bejammert vnd betraur't. Wer wolte nicht dem Tod
Getrost entgegen ziehn / dafern die ehrne Noth
Vor euch solch Opffer wolt' O Königin der Frauen
Die je der Tag bekrönt kont auff der Erden schauen!
Die Vaterland vnd Reich durch Faust vnd Recht geschützt /
Den Strom der Tyranney mit Stahl vnd Mutt gestützt
Die jhres Fürsten Mord durch dessen Tod gerochen
Der Gott den Eyd / vns Trew / vnd alles Recht gebrochen
[17] Das Völcker je bepfählt der durch deß Vatern Brust
5 Ins Brudern Hertze stiß: Fraw! eurer Zeiten Lust
Die Tefflis hat erquickt / Georgien ergetzet /
Der Persen Reich erschreckt vnd Gurgistan entsetzet /
Als sich die grimme Macht der grausen Schar verband
Zu dempffen vnser Volck mit Sebel / Pfeil vnd Brand
Die / als nichts übrig mehr für aller Heil zu wagen
Sich selber unverzagt wolt in die Schantze schlagen!
Ist werthe Königin / ist Hoffnung daß man noch
Euch auß der strengen Last / dem Demandfesten Joch
Erretet grüssen soll! wird vns der Himmel gönnen
Daß wir nach so viel Angst euch werden ehren können?
Geschickt auff eure Burg / gesetzt in euren Thron
Gelobt von eurem Volck / geküst von eurem Sohn.
Wird der mein greiser Kopff den schönen Tag erleben
Der vnser langes Leid sol durch die Freud auffheben?
PROCOPIUS.
Ich zweifle nunmehr nicht. Gott gibt vns in die Hand
Die Schlüssel dieser Kett' / Er reist das feste Band
Mit starcker Faust entzwey / Er öffnet vns die Thüren
Vnd zeigt vns Mittel an / die Perle wegzuführen.
Ihr habt es selbst gehört (traut bitt ich eignem Ohr)
Wie der Gesandte sich beym Tamaras
6 verschwor;
Wie hoch Er sich versprach nach Moßkaw nicht zu dencken
Eh' aller Fleiß versucht ob Abas sey zu lencken.
Ihr schaut wie trefflich Ihn der grosse Hoff geehrt /
Mit was vor Anmuth Ihn der Persen Haubt gehört!
Wie glücklich Er verricht warumb Er außgesendet
Wie Er nach höchstem Wundtsch das gantze Werck vollendet.
Die Bitte mangelt noch die Er auff diesen Tag
In dem Er Abschiedt sucht gar leicht erhalten mag.
Solt Ihm / dem man bißher / so viel nicht abgeschlagen
[18] Ein eingekerckert Weib Chach Abas wol versagen?
DEMETRIUS.
Ein Weib / doch die geherrscht vnd sein gantz Reich gekränckt.
PROCOPIUS.
Der Er in heissem Zorn das Leben hat geschenckt.
DEMETRIUS.
Daß Sie durch lange Pein in höchster Angst verschwinde
PROCOPIUS.
Vielmehr daß Sie jhr Glück auch in dem Kercker finde.
DEMETRIUS.
Ihr Glück in diesem Hoff? in dem nur Mord vnd Tod!
PROCOPIUS.
Man fand die höchste Hülff / offt in der höchsten Noth.
DEMETRIUS.
Wie lang' hat Tamaras Sie nun vmbsonst begehret?
PROCOPIUS.
Den Er vor seinen Feind so vilmal hat erkläret.
DEMETRIUS.
Er weiß das diese Bitt herrührt von jhrem Sohn.
PROCOPIUS.
Der seine Bitt außdrückt durch eine grösser Cron.
DEMETRIUS.
Ist Reussen denn so viel an vnserm Heil gelegen?
PROCOPIUS.
Was bringt durch Gaben man bey Fürsten nicht zu wegen?
DEMETRIUS.
Gunst durch Geschenck erkaufft fällt durch Geschencke hin
PROCOPIUS.
Sie falle! wenn wir nur erhalten den Gewin!
DEMETRIUS.
Auß Persen der Gewin? Ist Abas euch so neue
Der Bluthund.
PROCOPIUS.
Zweifelt ihr an deß Gesandten Treue?
DEMETRIUS.
Gantz nicht an seiner Trew' / vnd viel an seiner Macht.
PROCOPIUS.
Chach kennt der Reussen stärck / im fall jhr Grimm erwacht.
DEMETRIUS.
Chach weiß daß Reussen nicht vmb eine Fraw wird kämpffen.
PROCOPIUS.
Wer sich vor Brand entsetzt muß auch die Funcken dämpffen.
[19] Wer Krig fleucht gibt dem Feind nicht Vrsach an die Hand.
DEMETRIUS.
Wer sich versichert wil / hält fest ob seinem Pfand.
Man läst die Leuen nicht leicht auß dem Käficht springen.
PROCOPIUS.
Es geh' nun wie es geh' diß Licht wirds mit sich bringen
DEMETRIUS.
Gewiß nicht schlechte Pein wo nicht die gröste Lust.
Mir ist ich weis nicht wie / mir ligt was auff der Brust
Ich schmachte zwischen Furcht / Verlangen / Angst vnd Hoffen
Wo bleibt doch Salome?
PROCOPIUS.
Halt an die Thür ist offen
In den verdeckten Gang hat sie mich nechst bestellt
Als ich der Persen Stahl bezwang durch Grichisch Geld.
Salome. Procopius. Demetrius.
SALOME.
Die braune Nacht vergeht / Diane wil erbleichen /
Der Wagen kehrt sich vmb / der Sternen Heer' entweichen
Der Himmel steht gefärbt / die Morgenröthe lacht /
Das grosse Licht der Weltt die edle Sonn erwacht.
Die angenehme Lufft spielt durch die grünen Wälder /
Der Perlne Taw erquickt / die außgedörten Felder
Die Welt steht als erneut. Wir aber wir allein
[20] Vergehen in der Angst. Die Finsternüß der Pein
Deß Kerckers grause Noth / die Fässel so vns binden
In frembder Tyranney / sind ewig hir zu finden.
Wir wündtschen: sonder Rath! wir hoffen: sonder Grund!
Wir bitten: sonder Trost! der auffgesprengte Schlund
Der Hellen kracht vns an / der Himmel leert die Keyle
Der Donner auff vns auß / die Schwefel-lichten Pfeile
Betrübte Königin! (ich klage nicht vmb mich.)
Betrübte Königin! verwunden ewig dich.
Du aller Fürsten Fürst wie lange wilst du wütten!
Ist dein grundgüttig Hertz nicht weiter zu erbitten.
Sol die / die auff dich traut die Völcker ewig sehn
So trotzen vber sich / die deinen Nahmen schmähn.
Die vnser herbe Noth für deine Schand außbreiten /
Die eine schlechte Fraw durch Macht vnd List bestreiten.
Mein JEsus schaw vns an reiß diese Wolck entzwey
Die dein Gesicht verdeckt / vnd gib die Seele frey
Die in dem Garn verstrickt. Wer reget mein Gemütte?
Mein kalter Geist entbrennt. Gibst du auff was ich bitte
Allwissend Wesen / acht? wie? oder fühlt mein Hertz
Vorbotten neuer Angst? kan jrgend noch ein Schmertz
Für vns vorhanden seyn? wie daß ich nicht vernommen
Die so auß Gurgistan vns zu besuchen kommen?
Sie haben ja der Thür auch nicht der Zeit verfehlt /
Die gestern beyderseits in höchster Eyl erwehlt?
Ach! hab ich wol zu späth mich an den Ort gefunden?
Ach hat der Wächter Grimm sie etwan schon gebunden!
Verzih ich? such ich! Nein! dein Leben laufft gefahr
Wo renst du arme hin? wo? nach der Todten-Bar
Sol ich vergebens denn Sie nach der Angst bemühen /
Sol ich der Königin die Mittel gantz entzihen
[21] Die vns der Himmel zeigt? nein warlich! Salome!
Wag alles was du kanst / kanst du nicht mehr! vergeh!
Dort seh ich beyde / nein! doch ja! O werd zu preisen
Die einig sich getrew in vnserm Weh erweisen /
Die nun der Plitzen Grimm hat über vns gesigt
Noch suchen jhre Fraw die in den Banden ligt /
Was führt euch in den Hoff?
DEMETRIUS.
Der Will' euch frey zu machen.
SALOME.
Ihr sucht dem Wolff ein Lamb zu reissen auß dem Rachen
PROCOPIUS.
Der Reussen Abgesand' ist hirmit selbst bemüht
Vnd treibt das Werck vor sich. Wer vns in Persen siht /
Schätzt vns vor seine Leut'
SALOME.
Ach möcht es Gott beliben!
DEMETRIUS.
Printz Tamaras hat selbst der Königin geschriben
SALOME.
Habt jhr deß Fürsten Brif?
DEMETRIUS.
Ist denn kein Mittel nicht
Zu küssen jhre Faust? zu schauen jhr Gesicht?
SALOME.
Seid ihr deß Lebens müd?
DEMETRIUS.
Ha! könt ich besser sterben
Als in dem schönen Dienst?
SALOME.
Ihr sucht vns zu verderben
Vnd ringt nach eurer Grufft. Jedoch; was felt mir ein?
Die Thür ist sonder Wach / folgt eilends mir herein.
Steht vns der Himmel bey. So weiß Er euch zu führen
Wo nicht: so wird die Trew doch vnser Grabmal zihren
Catharina.
Der SchauPlatz verändert sich in der Königin Zimmer.
Beherrscher diser Welt / der vnser Tage zehlt
Vnd die / die eh' als Erd vnd Himmel stund / erwehlt
Durch Hohn vnd Schmertzen übt / wie lange sol ich leiden?
[22] Wenn heissest du die Seel' auß diesen Gliedern scheiden?
Die jmmer stetes Ach mit heisser Pein beschwert.
Die tausendfaches Leid durch lange Qual verzehrt.
Was hab ich von Kind auff vor Wehmuth nicht empfunden?
Was fühlt diß Hertze nicht vor allzeit frische Wunden?
Weil der betrübte Tag diß Angesicht bestralt!
Ist nicht mein Purpurkleid durchaus mit Blut gemalt!
Ihr die jhr Fürsten hoch vnd mehr denn Seelig schätzet!
Schau't an wie manche Noth das Schwerdt auff mich gewetzet:
Die Eltern rühr' ich nicht / die ich schon da verlohr;
Als Alexander mich zu seiner Schnur erkohr.
Wer wündtschte mir nicht Glück als man auff dise Hare
Gurgistans Crone band / als in noch zartem Jahre
Der Printz Georgiens mich an die Seiten nam /
Vnd seines Zepters Gold in dise Rechte kam;
Wer jauchtzte nicht als ich den Tamaras geboren
Der zu deß Reiches Schirm vnd Hoffnung schien erkoren?
Ihr Armen! schaut vns an: was vns der Himmel gibt;
Sind Mittel dadurch Er / so bald Er zürnt / betrübt.
Wie offt saß ich bethränt so bald mein Schwäher klagte /
Vnd sein abtrünnig Blutt vor Gottes Recht außtagte!
Wenn er die greisen Har von seinem Schädel riß
[23] Vnd Seufftzer / Fluch vnd Weh auff seinen Sohn außstiß
Wenn er das Licht verflucht das Constantin beschauet
Der mehr auff Persens Hoff denn Gottes Bund getrauet
Wenn er das letzte Kind mein werthes Ehgemahl
Als Balsam herber Wund' als Trost erhitzter Qual
Mit nassen Wangen küst'. Ach! diß ist nicht zu setzen /
Bey diser Plagen Heer die mein Gemütt verletzen!
Diß war ein Donnerschlag der durch die Seele ging /
Vnd mein getroffen Hertz mit lichter Glut vmbfing;
Als ich mein zartes Kind dem Abas schicken muste
Das wenig oder nichts von Gott vnd Eltern wuste.
Bald zog das Weter auff das mit geschwinder Macht
Auff meines Schwähers Haubt vnd Ehgemahl erkracht.
Mein Schwäher fil dahin durch seines Sohnes Wunden
Mein König hat den Tod ins Brudern Hand gefunden /
Der grimme Constantin (O rasend-toller Mutt!)
Hat mit deß Brudern Leich' vnd greisen Vaters Blutt
Sein Gast Pancket befleckt. Kan wol ein Mensch ersinnen
Mit was Gemütt ich Mann vnd Schwäher schauen können
Vom Schwager selbst entleibt? Wie sich mein Geist entsetzt /
Als dieses Tygerthir das mich so hoch verletzt /
Mir Bett' vnd Eh' anboth? Blutschänder! must ich hören:
Daß du deß Bruders Weib gedachtest zu entehren /
Noch warm von seinem Mord! als dises Leid verging;
Sah' ich den neuen Sturm der in den Lüfften hing /
Vnd gantz Georgien durch jnnenländsche Krige
In Flamme Rauch vnd Grauß vnd ungeheure Sige /
Zu stürtzen mächtig war. Biß der Tyranne kam
Vnd mich auß meinem Thron mit in den Kercker nam.
Was hab ich nicht gesehn! was hab ich nicht erlitten!
Was hab ich nicht beklagt! wie bin ich nicht bestritten!
Was hab ich nicht erlebt! vnd was erfahr ich noch!
[24] Erlöser! Ach wie lang zih ich in disem Joch.
Wie fern von meinem Hoff! vnd weggeraubter Crone!
Vnd vmbgekehrten Reich! vnd dem verjagten Sohne!
Mein Kind! mein Tamaras! hat dich der Persen Schwerdt
Hat dich der grimme Brand Armeniens verzehrt!
Ist noch von Gurgistan ein Steinhauff vberblieben!
Ist wer den Abas nicht ins Elend hat vertrieben!
Ist jemand auff der Welt der meine Noth beklag!
Der / ob ich lebend sey / ob ich verschiden / frag!
Ich weiß es selber nicht. Mein Leben ist beschlossen;
Doch schnaub ich in der Angst. Mein Blut ist nicht vergossen;
Doch bin ich mehr denn Tod / die Erde deckt mich nicht;
Doch schleust deß Kerckers Nacht mein trübes Angesicht.
Salome. Catharina.
SALOME.
Wie werd ich solche Freud' jhr können recht anzeigen?
CATHARINA.
Von wannen Salome mit diesen Rosenzweigen?
SALOME.
Ich jrrte durch den Hoff als jhre Majestet
Auffopffert' vnserm Gott' jhr feuriges Gebet
Da fand ich ohngefähr die neuen Sommers Zeichen.
CATHARINA.
O Blumen welchen wir in Warheit zu vergleichen!
Die schleust den Knopff kaum auff / die steht in voller Pracht
[25] Beperl't mit frischem Taw. Die wirfft die welcke Tracht
Der bleichen Blätter weg. Die edlen Rosen leben
7So kurtze Zeit / vnd sind mit Dornen doch vmbgeben.
Alsbald die Sonn' entsteht / schmückt sie der Gärte Zelt;
Vnd wird in nichts verkehrt so bald die Sonne felt.
So küssen wir den Tag benetzt mit eignen Thränen.
Vnd schwinden / wenn wir vns erst recht zu leben sehnen.
Schau wie die Röth' erblast / so fahren wir davon
So fleucht die Lust der Welt / so bricht der güldne Thron.
Nichts bleibt vns in der Faust als die nichts werthen Aeste /
Die Stachel / dises Creutz / die Angst / die Seelen Peste /
Die kummervolle Sorg' vnd überhäufftes Leid /
Vnd das Gedächtnüß nur verschwundner Libligkeit.
So / wie die Rose ligt / must auch mein Zepter brechen /
Die Dornen fühl ich noch die vnauffhörlich stechen.
SALOME.
Doch / wie wenn jtzt der Grimm der Winter sich gelegt /
Der harte Dornenstrauch erneute Rosen trägt;
So wird / wenn nun der Sturm deß Jammers wird verschwinden
Auch jhre Majestet gewündtscht' erquickung finden.
CATHARINA.
Es wintert vns ja recht. Der Zweig erinnert mich
Der Bilder / die ein Traum / eh' als die Nacht entwich
In diesen Geist gedruckt. Vns kamen die Paläste
Die wir besessen vor. Gurgistans trotze Feste
War mit gewürcktem Gold auffs herrlichst' außgezirt /
[26] Wir wurden auff den Thron (wie wol vorhin!) geführt.
SALOME.
Diß zeigt was frölichs an.
CATHARINA.
Als ich den Stul bestigen
Sah' ich in einem Nu die gantze Pracht verfligen /
Den Diamanten Glantz der auff dem Kleide spilt
In Perlen
8 gantz verkehrt. Vnd (wie mich dünckt.) ich fühlt
Daß die besteinte Cron die mich vor disem schmückte
Diß mein geängstet Haupt mehr als gewöhnlich drückte /
Biß mir das klare Blut von beyden Schläffen lif /
Vnd ich an statt der Cron nur Rosen-Aest ergriff /
Verdorrte Rosen-Aest / die als ein Krantz gewunden
Fest vmb die Stirn gedruckt auf meinen Haren stunden.
Der Purpur riß entzwey / der Zepter brach als Glaß /
Ich glaubte daß ich selbst auff scharffen Dornen saß /
Vil suchten mir vmbsonst mitleidend beyzuspringen;
Noch mehr hergegen mich in höchste Qual zu bringen;
Biß mich ein frembder Mann nicht ohne Pein anliff
Vnd als mit einem Sturm vmb beyde Brüst' ergriff.
Ich fiel gantz von mir selbst. Doch als die Furcht vergangen:
Fand ich mich Salome! O mit was Lust! vmbfangen.
Weit schöner als wenn ich in höchster Zirat ging /
Weit höher als da ich Gurgistans Cron empfing.
Mein weisses Kleid schaut ich von Diamanten schüttern
Chach Abas voll von Furcht vor disen Füssen zittern
Ein jeder rieff: Glück zu! der Die so groß gemacht
Biß das Geschrey den Schlaff vns auß den Augen bracht.
[27]SALOME.
Wenn man bedachtsam wil das Elend überschlagen
Das jhre Majestet auch mit der Cron getragen /
Was sie biß noch versucht; ist nur der Traum zu war
Doch diß Gesichte macht die Hülff jhr offenbar /
Die Freyheit rufft vns heim! kan Salome sich zwingen
So unverhoffte Lust nicht eylends vorzubringen?
Fürst Tamaras.
CATHARINA.
Was ists?
SALOME.
Hat.
CATHARINA.
Was
SALOME.
sein Reich.
CATHARINA.
sag an.
SALOME.
Eröbert.
CATHARINA.
Tamaras?
SALOME.
Vnd sucht so viel Er kan
CATHARINA.
Mein Kind?
SALOME.
Diß feste Band / das vns verstrickt / zu brechen.
CATHARINA.
Mein Tamaras!
SALOME.
O GOtt! sie kan vor Lust nichts sprechen!
Sie zittert! sie bestirbt! Princessin!
CATHARINA.
Ach mein Sohn!
SALOME.
Auff meine Königin! dies ist die schöne Cron
Die jhr die Nacht gezeigt.
CATHARINA.
Nun acht ich keiner Schmertzen
Der Sturm der Angst vergeht! die Last von meinem Hertzen
Verfällt auff diese Stund! Ach / Ketten / Noth vnd Stein
Sind mir ein Kinderspiel / mein Sohn! wenn dich allein
Der Blitz nicht hat berührt! mein Sohn nu du entgangen!
Mein Sohn! nu du regirst nun bin ich nicht Gefangen!
O Wanckelbare Freud! ich glaube was ich wil /
Vnd leider! sonder Grund!
SALOME.
Grunds mehr denn nur zu vil
Ein Gurgistanscher Fürst / der nechst auß Reussen kommen
Hat mir diß selbst erzehlt.
CATHARINA.
Was er villeicht vernommen
Durch vngewiß Geschrey.
SALOME.
Ich hab ein sicher Pfand
Das sein erzehlung stärckt.
CATHARINA.
Vnd was?
SALOME.
Deß Printzen Hand.
[28] Glaubt ihre Majestet was Tamaras geschrieben?
CATHARINA.
Wenn? wie? durch wehn? an vns.
SALOME.
was solt jhm mehr belieben
Als seiner Mutter Heil.
CATHARINA.
O Himmel kans geschehn!
SALOME.
Wil jhre Majestet Gesandten von jhm sehn?
CATHARINA.
Gesandten?
SALOME.
Die ich vor / bey noch nicht hellem Morgen
In ein beschlossen Ort auff diese Burg verborgen.
CATHARINA.
Wie hast du sie erkennt? wie kamen sie zu dir?
SALOME.
Ich öffnete deß Nachts die hinter-Garten Thür.
Zwey Tage sinds daß sie mich ohngefehr erblicket;
Nun bin ich vnterweis't warumb sie außgeschicket.
CATHARINA.
Sind sie denn nicht entdeckt.
SALOME.
Sie leben vnerkand
Bey disem den der Czar der Reussen nechst gesand.
CATHARINA.
O unverhoffter Fall! O frembder Lauff der Dinge!
SALOME.
Wil jhre Majestet daß ich sie vor sie bringe?
CATHARINA.
Wofern man heimlich kan.
SALOME.
Die Wach ist Sinnen loß.
Geschläft durch starcken Wein / den ich auff Kräuter goß
Die die Gesandten mir gereicht zu disem Funde.
CATHARINA.
Geh' hin. O höchster Fürst du schlägst vnd heilst die Wunde /
Du senckest vns in Pein / doch beutest du die Hand
Wenn aller Menschen Rath vnd hoffen sich gewand.
Wolan! ich wil das Joch der Plagen
Daß du auff meinen Hals gelegt
Mit vnverzagtem Mutt' ertragen
Nach dem mein Weinen dich bewegt.
Nun du / in dem ich hir verstricket
Mein Reich vnd Kind hast angeblicket.
Nu klag ich nicht was ich verlohren /
Weil du diß Pfand erhalten hast.
[29] Mir ist als wenn ich Neu gebohren
Ich fühle keiner Kummer Last.
Ich wil diß Sorgen volle Leben
Für Reich vnd Sohn dir willig geben.
Catharina. Demetrius. Procopius.
DEMETRIUS.
Durchlauchtigste / die je der Erden Kreiß geehret /
Der eure Tapfferkeit vor mit Bestürtzung höret;
Nu über der Geduld vnd Tugend sich entsetzt
Als vns der raue Feind durch eure Noth verletzt;
Verzeiht Georgien das euch so späth heist grüssen /
Das euer Bande sucht mit Thränen zubegiessen;
Verzeihet eurem Sohn der vnauffhörlich klagt
Vnd für sein eigen hält die Bürde die jhr tragt /
Verzeiht vns / Königin / daß nach so vielen Zeiten
Wir erst ankommen sind euch in den Thron zu leiten /
Den jhr vor vnser Heil verwechselt mit der Bar
Die mehr als in der Grufft / zu mehr denn Todter Schar
Euch mit vil Schmertzen trug. Mit euch gewündtschte Sonne
Deß hart bestürmten Reichs / verlohr sich Lust vnd Wonne!
Wie lang hat vns die Nacht der Dinstbarkeit erschreckt!
Wie offt ward vnser Land mit eignem Blut befleckt;
Nach eurem Vntergang! wie offt fil auff die Leichen
Der Mutter / jhre Frucht? die Schwester must erbleichen
Ins Brudern kalten Arm / der Strom floß gantz gefärbt
Von Edlen die das Schwerdt der Persen hat verderbt.
Doch hoffen wir nunmehr nu vns die Morgenröte /
Eur Tamaras besucht; daß auch der Tod sich tödte
Vnd eure Wiederkunfft / verjag all vnser Leid /
Diß wündtscht Armenien / vnd seufftzet nach der Zeit
Die euch vns geben wird. Wir haben ja begehret
[30] Vorlängst schon eur Gesicht; der Himmel hats gewehret /
Der Feind schlug alles auß / deß Persen trotze Macht
Hat was Gurgistan batt mit stoltzem Mutt verlacht.
Doch nun gibt Reussen selbst Georgien die Hände /
Vnd sucht in Abas Hoff deß langen Kummers Ende
In dessen Königin nemt dise Schreiben an /
Das Pfand nicht fälscher Trew / das einig schicken kan
Eur nun gekrönter Sohn vnd Meurab der gebrochen
Was Tefflis
9 hat geprest / vnd eigne Schmach gerochen /
Der euren Tamaras auff disen Stul gesetzt
Auff welchem er ohn euch sich noch nicht König schätzt.
CATHARINA.
Der Sinn den vnser Reich biß jtzt noch zu vns träget /
Erleichtert dises Creutz das der vns auffgeleget
Der Cronen gibt vnd nimt. Wir haben diß vollbracht
Was eine Fürstin sol / was eine Fraw in Macht
Vnd Mutter hat in Trew erbötig noch zu wagen:
(Da euch diß helffen mag) die Glieder die wir tragen /
Die Seele / die sich noch in disen Brüsten regt /
Das Blut das in vns wall't vnd durch die Adern schlägt.
Die Freyheit die man vns zu geben unterfangen
Ist ja der Menschen Lust vnd euserstes Verlangen /
Vnd wird von vns gesucht; doch / wenn es dem gefält
Der vns in dise Band' vns zu bewehren stelt.
Da aller Printzen Printz vns willens zu entbinden;
Vmbfangen wir sein Heil. Sol vns der Tod hir finden /
Der Tod / der stündlich vns durch lange Marter plagt /
Vnd vor dem Sterben kränckt; hir sind wir / seine Magd.
Es ist vns schon genung daß wir von euch vernommen
Daß vnser Reich in Ruh; vnd der ins Reich einkommen
Den diser Leib gebahr. Dem wündtschen wir Verstand /
Vnd besser Glück als vns / vnd Heil dem Vaterland.
DEMETRIUS.
Der Gurgistan so hoch nach so viel Angst erquicket /
[31] Wird auch das werthe Pfand nach dem wir außgeschicket /
Nicht Ewig lassen stehn in frembder Tyranney.
CATHARINA.
Diß was Er wil gescheh! wie ward Gurgistan frey
Vnd Tamaras erlöst?
DEMETRIUS.
Wenn Gottes Grimm wil straffen;
Gebraucht Er frembde Weg' vnd vnverseh'ne Waffen.
Wem ist die herbe Zeit (O Jammer!) nicht bekant
Da Abas wider vns in tollem Zorn entbrand
So starck zu Felde zog. Da er nach falschen Schwüren
Liß jhre Majestet in disen Kercker führen!
Wie er den Tamaras verfolgt in seiner Flucht /
Vnd nach vil Brand vnd Mord bey Alovassa sucht?
CATHARINA.
Vns leider nur zu vil.
DEMETRIUS.
Doch als er nicht zu finden
Hiß er in heissem Zorn Printz Alovassa binden /
Vnd Meurabs hoher Geist deß Fürsten rechte Hand;
Wurd mit Gemahl vnd Kind nach Schiras zugesand.
CATHARINA.
Weh mir! da Alovas durch schwartze Gifft vmbkommen!
Da Meurab hat den Wahn der Persen angenommen!
Da Meurabs Fraw von Chach in Meurabs Angesicht
So freventlich entehrt! O blitzt der Himmel nicht!
Da Meurabs zarter Sohn vnd Tochter diß erlitten
Was angeborne Recht' auch stummen Vieh verbitten!
Vnd Meurab schaut es an!
DEMETRIUS.
vnd sparte sich der Zeit
Die eh der Jahre Rest stürtzt in die Sterbligkeit /
Ihm nach getrotzter Angst das Rach-Schwerdt solt anbitten /
Welch auch nicht aussenblib / Chach ward nach langem Wütten
Durch Meurabs steten Dinst so in den Schlaff gewigt
Daß der betrübte Mann Platz sich zu rächen krigt.
Eh' er vnd jmand meint'. Als der Tyrann gesonnen
Diß was die harte Macht deß blossen Schwerdts gewonnen /
Zu halten durch Gewalt; sprach er den Meurab an;
[32] Nun hoffe diß von vns was jmand wündtschen kan!
Wir haben deinen Stand zu steigern vns verbunden:
Itzt lösen wir die Wort. Es hat sich Zeit gefunden
Die der bestürtzten Welt sol darthun in der That /
Wie glücklich der; der steh't vnd bau't auff Abas Rath.
Fünffhundert Fürsten sind auff vnser Wort erschinen.
Bereit mit Schwerdt vnd Volck vnd Leichen vns zu dinen.
Die Läger stehn gefüllt mit Helden Roß vnd Vih
Biß Feldherr für vns selbst / vnd Haubtmann über Si /
Wer sonder dein Gebot wird eine Faust erheben;
Den straff ohn' alle Gunst ohn Ansehn an dem Leben.
Mit kurtzem; nim den Stab / das Reich steh' vnter dir
Du einig vnter vns.
CATHARINA.
Hilff Gott was hören wir!
DEMETRIUS.
Du wirst vns / fuhr er fort / noch mehr vnd mehr verbinden /
Wenn wir zu einem Stück an jtzt dich willig finden;
Dem welchem wir die Cron Georgiens vertraut
Gebührt auch vnser Kind' als längst verlobte Braut.
CATHARINA.
Wen hatte der Tyrann auff vnsern Thron gesetzet?
PROCOPIUS.
Ein abgefallner Mann auß weitem Blut geschätzet
Deß Fürsten Alovas / erhilt zwey Königreich.
DEMETRIUS.
Zeuch denn / sprach Abas / hin / vnd wohn in Macht vns gleich
Der Tochter Heyrath bey. Nach dem heiß alles binden
Was noch von Christen ist in Gurgistan zu finden.
Weib / Jungfern / Mann vnd Kind / die Mutter mit dem Sohn /
Entblöst biß auff den Fuß / vnd führ' in diesem Hohn
Die nackte Schar vns zu. So bald diß ausgerichtet /
Sol man was noch alhir den wahren Gott vernichtet
[33] Vnd auff den Christus pocht / in eben gleicher Pracht
Vns lifern auff die Burg / weil einmal wir bedacht
Den Greuel abzuthun vnd disen Trotz zu brechen
Der in der Blüthe steht. Man sol von Rache sprechen
Weil vnser Nahme lebt. Wer nicht das Creutz abschwert
Der werde von der Glut in Leich' vnd Staub verkehrt.
CATHARINA.
Hat Meurab den Befehl zu vollzihn sich verbunden?
DEMETRIUS.
Der König hat jhn stracks mehr denn bereit gefunden.
Ihm schwur der Fürsten Schar / jhm ward der Stab gewehrt
Er ward mit höchster Pracht Feld-Oberster erklärt.
Doch Abas gab jhm zu Zwey welchen er verholen
Den Meurab vnversehns zu tödten anbefohlen.
CATHARINA.
So ehrt Chach die jhm trew!
DEMETRIUS.
Als vns der Ruff entdeckt
Deß Meurabs Wiederkunfft; ward jderman erschreckt
Durch so gehäuffte Macht. Doch liß nicht einer mercken
Die jnner' Hertzens Angst. Vil schöpfften auß den Wercken
Die er vorhin bey vns mit höchstem Ruhm verricht
Was Hoffnung in der Furcht / vil trauten ferner nicht
Dem der Gott vntrew wurd! alsbald er angenommen
Von vns die auff der Gräntz jhm starck entgegen kommen;
Erneuert er die Gunst die er vorhin erwarb
Eh sein berühmtes Lob durch schnöden Abfal starb.
Man hört' jhn überlaut bey Seel vnd Eyd versprechen
Er wolte seinem Land vnd vns das Joch ab-brechen
Vnd schützen Sitt' vnd Recht. Er schwur vns; daß sein Heer
Der Braut zu Ruhm / dem Reich zu Nutz' ankommen wär /
Daß auß der Heyrath würd' ein stetes Wolergehen
Vnd jmmer süsse Lust vnd steiffer Fried entstehen /
[34] Daß jedem er vor sich / vnd allen in gemein /
Wo möglich in der That gewogen wolte Seinelcan.
Diß waren Meurabs Wort'. Ach! aber seine Fürsten
Erwisen allzufrüh' wie die nach Blutte dürsten /
Die Abas je erzog. In wenig Zeit verfill
Deß Adels schönste Blum / durch frembde Trauerspill /
Man schaute nichts als Mord / als Jammer Weh vnd Thränen /
Als Leichen / Kercker / Beil' / als hochbestürtzte Sehnen /
Die Noth wuchs schon so hoch als sie nie kommen war /
Mit kurtzem; vnser Land stund gleichsam auff der Bar.
Als Meurab vnser Ach vnd heisses Leid erblicket;
Wurd endlich auff sein Wort der eine Fürst beschicket /
Der vns das blosse Schwerdt an Hertz vnd Halse setzt.
Welch Rasen / rif er / hat auffs Land-Volck dich verhetzt?
Warumb siht man dich stets unschuldig Blut vergissen?
Warumb wird mein Befehl getreten mit den Füssen?
Ist diß was man mir schwur? was euch der König hiß?
Als er sein gantzes Heer mir in den Händen liß?
Verkent man meine Macht? hört man mit tauben Ohren?
Bist du villeicht für mich Feld-Oberster erkohren?
Führ ich den Stab vmbsonst? nein warlich! man sol sehn /
Wer Meurab vnd wer du. Ist was von mir geschehn
(Fill jhm der Mörder ein) so hat mir's Chach befohlen /
Vnd ist kein Laster nicht. Ich wil mich Raths erholen /
Sprach Meurab / wo dir Chach die grause That gebot
So thust du nicht als wol / wo nicht; so bist du todt.
In dem erweckte Zorn vnd Argwohn sein Gemüte
Sein munterer Verstand durchschaut die falsche Güte
[35] Die Abas jhm erzeigt / auch hat er selbst gefühlt
Wie der Tyrann mit List vnd stetem Meineyd
10 spilt.
Sein Hertze stalt' jhm vor / die zwey Verräthers Schreiben /
Krafft der er Fürst durch Fürst so Ehrloß wolt entleiben /
Er forschte klüglich nach biß er so viel befand;
Daß man den Bogen schon auff seine Brust gespant /
Alsbald er überlegt wie die Gefahr zu wenden
Liß er durchs gantze Land geschwinde Post außsenden /
Vnd fordert vns zu Hauff' / als ob er von dem Sold
Der Völcker / von dem Zoll vnd angelegtem Gold
Deß Königs handeln wolt'; als aber wir erschinen
Erkohr er vnversehns die tüchtig jhm zu dinen /
Die nahes Blut / die Gunst / die Ehre binden kan /
Vnd sprach sie unverzagt mit solchen Worten an:
Ihr / die jhr euer Land mit mir schaut gantz verheeren /
Die jhr mit Angst vnd Ach vnd jammerreichen Zehren
Altar vnd Herd beweint / vnd vnaußsprechlich klagt
Ob der gehäufften Last / die eure Seele nagt!
Glaubt / daß ich eure Qual nicht vnbewegt ansehe /
Daß ich mit euch das Joch an dem jhr ziht / verschmehe /
Die Geissel streicht mich auch die eure Glider schmeist /
Was euer Hertz antast / ist diß was meines beist /
Schätzt mich für euren Feind! man mag mich Feind ja nennen
Weil ich die Flamm' ansteck' in der jhr must verbrennen /
Weil der Tyrann mich ehrt. Doch (trotz macht Zwang vnd List!)
Mein Kleid siht Persisch auß / im Hertzen steckt ein Christ.
Diß Land hat mich wie euch in seiner Schoß ernähret /
Ich habe / weil ich frey hir meine Zeit verzehret /
Hir wil ich (Himmel hilff!) die nunmehr grauen Har
Frey / vnd nicht Knecht vertrau'n der freyen Todtenbar.
[36] Habt jhr noch so vil Muts mit mir ein Schwerdt zu zücken;
So wollen wir diß Land Chach auß den Fäusten rücken.
Wo aber langer Dinst euch gantz zu Weibern macht;
So last mich hir allein. Ich geb euch gutte Nacht.
Die Thränen nützen nichts. Wofern jhr die beklaget
Die nächst mein Volck erwürgt; so glaubt was der euch saget
Der Freyheit oder Tod / Heil oder Ende sucht /
Sie wusten nicht was Angst. Die Stunde sey verflucht
In welcher der Tyrann außdrücklich mir befohlen
Euch selbst mit Weib vnd Kind nach Ispahan zu holen
Gebunden paar an paar / Nackt / Elend / durch das Land
Geschleifft / Verspeyt / Verlacht. Da er durch Pfahl vnd Brand
Zu tödten sich erklärt die Christum zu verlassen
Auch dise Schmach nicht zwingt. Das Heer das eure Gassen
Mit Stahl vnd Schild besetzt / ist zu dem Werck erwehlt.
Doch der / der alle Har' auff vnsern Köpffen zehlt
Entzünde seinen Blitz auff Meurabs schwache Glider;
Da er sein Vaterland / vnd euch gelibte Brüder
So schrecklich handeln kan. Eur Heil vnd Leben blüht;
Wo einer jhm die Faust zu bitten sich bemüht.
CATHARINA.
Wie fand er euch gesinnt?
DEMETRIUS.
Bestürtzt / doch keck zu wagen
Mit jhm Gut / Leib / vnd Blut / wir batten vorzuschlagen
Was er vor rathsam hilt'. Hir gilt kein langer Rath
Sprach Meurab / was wir thun / lobt die verrichte That.
Die Fürsten werden sich auff ein Pancket einstellen /
Eh' als die Sonne sinckt. Wenn sie der Trunck wird fällen;
Ist diser Dolch gewetzt durch jhre Brust zu gehn.
Bleibt / wie jhr mögt / vertheilt / doch an der Brücken stehn.
Alsbald ich disen Bund euch durch ein Fenster zeige;
[37] Setzt auff die Scharwach an / wir wollen Stamm vnd Zweige
Vnd Wurtzel reuten auß / daß von der Tyranney
Kaum ein Gedächtnüß mehr hir anzutreffen sey.
Das Heer das durch die Stadt / das durch das Reich zustreuet
Ist / wenn die Häupter weg / ein Drache der noch dreuet
Wenn jhm der Kopff zuknickt / den leicht ein schlechter Man
Zerstücken vnd ein Kind mit Füssen tretten kan.
CATHARINA.
Wie lief der Anschlag ab?
DEMETRIUS.
Nach Wundtsch vnd vber hoffen.
Der vnser Blut vergoß; ist in dem Blut ersoffen.
Der Rach erhitzter Grimm hat als die Flamme pflegt /
Auß gantz Iberien das Vnkraut außgefegt.
Fürst Meurab blind von Haß / getrotzt durch so vil leiden /
Liß der entleibten Schar die bleichen Köpff' abschneiden /
Vnd als der Haupter Rey / die ihn so hoch verletzt /
Zu einem Schaugericht auff seinen Tisch gesetzt;
Nam er schir ausser sich den dargereichten Becher
Vnd schrie; diß ist der Kelch / den ich / der meinen Rächer /
Nu nicht mehr Sclav erwisch! O mein geprest Gemahl!
O! mein geschändet Kind! Ihr die die lange Qual
Mit Thränen haft getränckt! jhr die in Angst verschmachtet
Vnd in der Erden fault! Ihr die nicht werdt geachtet
Der vnverdeckten Grufft / mein König Alovas /
Gefangne Königin! verjagter Tamaras
Mein Vaterland es gilt! so muß' euch Ruh erquicken
Vnd Lust nach höchstem Ach! als mich die Schmertzen drücken /
Die jhr gefühlt vnd fühlt. So werd' euch / wo ja Gott
Noch zu Gerichte sitzt / der gar zu leichte Tod
Zum Anfang neuer Pein / zum Vrsprung steter Plagen
[38] Zu welchen Rach vnd Ach verdammte Geister tagen /
Euch Pesten diser Zeit / euch / die der Tag verflucht!
Euch die die Welt anspeyt! euch die die Straffe sucht
Auch nun jhr sonder Geist! als ich mit disem Weine
Euch Schand' vnd Hohn zutrinck'. Erscheine Recht! erscheine!
Vnd kehre wie du solst auch deß Tyrannen Hauß /
Vnd Stam vnd Cron in Staub in Rauch in Asch vnd Graus.
CATHARINA.
So sind durch Meurabs Schwerdt die Persen gar vmbkommen!
DEMETRIUS.
Ohn dise die die Flucht in höchster Eil genommen.
Zwey die bey kühlem Mutt in Gurgistan bestrickt /
Hat er mit einem Brieff an Abas heimgeschickt /
In dem er seine Werck' jhm für die Augen mahlte /
Die Vntrew damit er die treuen Dinste zahlte /
List / Grimm / Verrätherey / Trug / Meineyd / Trotz vnd Gifft /
Die Mörde so von jhm begangen als gestifft
Das ungerechte Recht / die duppel-falsche Zungen
Die Sinnen / die durchauß nach eigen Nutz gerungen.
Den Greuel damit er sein Weib vnd Kind betrübt;
Als er ins Vatern Aug' unmenschlich hat verübt
Was man nicht nennen darff. Mein Christus wird dich stürtzen
Er wird dein Regiment vnd deine Tage kürtzen.
Er den kein König pocht. Er führt durch mich sein Recht /
Vnd deine Straffen auß / durch mich der vor dein Knecht
Nun deine Geissel bin; die vmb dein Blutvergissen
Dich ewig quälen muß. Die graue Zeit sol schlissen
Gelehrt durch deinen Fall / daß (ob es spät gescheh!)
Gott doch Tyrannen nicht stets durch die Finger seh!
[39]CATHARINA.
Hat nicht der grimme Fürst so raue Schrifft gerochen?
DEMETRIUS.
Sein Zorn ist gegen vns bißher nicht außgebrochen /
Wie hoch auch der Verlust der Völcker jhn bewegt;
Weil Meurab jhm mehr Werck zu spinnen angelegt.
Alsbald das Land befreyt von fremder Herren Wütten /
Liß er dem Tamaras durch schnelle Post entbitten
Was jhm zu wissen noth / vnd fordert auß der Flucht
Ihn in sein Königreich. Zwar erstlich sonder Frucht;
Weil der verjagte Fürst sich vor Betrug entsetzte /
Vnd durch vil Angst gewarnt nicht gar zu sicher schätzte /
Was vns kaum glaublich schin. Doch öffter heim gerufft
Begab er sich zurück / vnd suchte freye Lufft
In seinem Vaterland / in welchem er empfangen
Mit freuden voller Lust nach euserstem Verlangen
Da Meurab vnd sein Volck jhn auff dem Thron geehrt /
Der von Natur vnd Recht nur jhm / nechst euch gehört.
Bald wolt er nach Bizantz mit Meurab sich erheben /
Weil Oßman selbst versprach jhm starcken Schutz zu geben /
Vnd Meurab / dem durchauß der Persen Statt bekänt
In seine Dinste nam vnd Oberhaubtman nent
Der nu sigreichen Macht / die an deß Tygers Strande
Mit blossem Sebel herrscht / vnd nur mit Blut vnd Brande /
Die schnellen Züg' auffmerckt / in dem Gurgistan blüht /
Vnd seinen Tamaras in höchster würde siht /
Der stündlich nach euch seufftzt. Vmbsonst. Chach schlägt die Gaben
Vnd höchste bitten aus! Chach wegert was wir haben
So starck so offt gesucht! doch Reussen springt vns bey
Vnd wil auff disen Tag euch langer Schmertzen frey /
Vnd vngekerckert sehn.
[40] Salome. Catharina. Demetrius. Procopius.
SALOME.
O Himmel! stracks von hir.
Verbergt euch. steht jhr? laufft / entgeht! entweicht mit mir!
CATHARINA.
Welch Vnfall stöst vns an?
SALOME.
der König ist vorhanden
CATHARINA.
Der Feind von meiner Ehr' vnd Marter in den Banden
O Zeugen vnsers Kampffs fort hinter die Tapet.
O Donner! der auff vns nach kurtzer Lust abgeht!
Chach Abas. Catharina.
CHACH.
Hir finden wir die Sonn' es mag der Himmel prangen
Mit seiner Flammen Glantz! wie! mit bethränten Wangen?
Welch trüber Nebel deckt diß libliche Gesicht?
Was dreu't der Seufftzer Wind? es müsse dises Licht
Princessin jhr vnd vns so angenehm erscheinen
Als dises Hertze wündtscht. Sie stell' ihr herbes Weinen
Vnd langes klagen ein vnd gebe dem Gehör /
Der so vil Jahre sucht die Hoheit ihrer Ehr.
CATHARINA.
Höchst-Mächtigster Monarch / es müß jhm selbst begegnen
Was groß vnd herrlich ist.
CHACH.
Sie kan vns einig segnen.
Was vns ergetzen kan steht nur in jhrer Macht /
CATHARINA.
Ohnmächtig ist die Macht / die in dem Kercker schmacht.
CHACH.
Sie herrscht in vnser Burg / der Kercker steht jhr offen.
Sie hat vns selbst verstrickt. Die Freyheit die wir hoffen
Beut jhr den Zepter an / vnd was ein Fürst vermag /
[41] Der vil mehr Länder zehlt als abgelebter Tag' /
Wil sie gantz Persen schaun gebeugt für jhre Füsse?
Wil sie das Ispahan
11 sie vnterthänigst grüsse?
Wil sie?
CATHARINA.
Wir achten vns nicht diser Ehren werth.
CHACH.
O Wort! das vnsern Geist biß auff den Tod verhert!
Warumb hat die Natur die nichts an jhr vergessen /
Die ohne Maß jhr Zir' vnd Schönheit zugemessen /
Vnd Schönheit durch Verstand / Verstand durch Ruhm geschmückt;
Ihr nur mitleydend seyn / ins Hertze nicht gedrückt?
Doch es ist eben diß Princessin was vns bindet;
Ein Schatz zu welchem man ohn' Arbeit zugang findet
Kan nicht so trefflich seyn! Ach! aber die zu vil
Versagt / gib an den Tag daß sie nicht Menschen wil
Vnd selbst ein Vnmensch wird. Wozu wird diß gegeben
Was vns die Zeit verehrt; wenn wir / in dem wir Leben
Nicht brauchen das man sol.
CATHARINA.
Wir kennen disen Ruhm
Der Schönheit nicht in vns. Der zarten Jahre Blum
Ist leider! durch die Hitz' ergrimmter Angst verschwunden.
Im Mittag hat vns Nacht vnd Finsternuß gefunden /
CHACH.
Sagt eine Wolck' in der sie angenehmer scheint.
Ein Sturm führt in den Port offt eher als man meint.
CATHARINA.
Vnd schlägt den schwachen Kahn an ungeheure Klippen /
CHACH.
Man schwam ans Land / ging gleich das Wasser an die Lippen
CATHARINA.
Diß Schif ist durch den Sturm zuscheittert auff der Flut
[42]CHACH.
Der Schipper fast / ob gleich der Mast zusprungen / Mutt.
CATHARINA.
Der Tod wird vns den Port bald / wie wir wündtschen zeigen /
CHACH.
Sie soll der Persen Thron / wie wir gewündtscht / besteigen.
CATHARINA.
Wir lassen nach dem Glück ein ander Hertze stehn /
CHACH.
Das Glück kan kein' jhr gleich / wie sie verdint / erhöhn.
CATHARINA.
Diß weite Reich gibt jhm vil schöner Angesichte.
CHACH.
Sie vnsre Sonne macht die Sternen gantz zu nichte.
CATHARINA.
Libt jhre Majestet denn nur der Glider Pracht?
CHACH.
Noch mehr die hohe Zucht die sie vnsterblich macht.
CATHARINA.
Wil sie denn daß wir diß / was sie so libt / verliren?
CHACH.
Wir suchen diß noch mehr was vns ergetzt zu ziren.
CATHARINA.
Ach! das heist nicht gezirt wenn keusche Zucht geschändt!
CHACH.
Glaubt man daß nicht die Zucht werd' in der Eh' erkänt?
CATHARINA.
Ist jhre Majestet mit andern nicht vermählet?
CHACH.
Die wir für jhre Mägd' O Göttin / außerwehlet!
CATHARINA.
Der Christen Recht verknüpfft nur Zwey durch dises Band.
CHACH.
Der Persen Recht gilt mehr. Wir sind in jhrem Land!
CATHARINA.
Noch mehr deß Höchsten Recht! wir stehn auff seiner Erden.
CHACH.
Was Abas schafft muß Recht / dafern es Vnrecht / werden.
[43]CATHARINA.
Er schafft der Libe nicht die keinen Herren kent.
CHACH.
Wir geben über vns jhr völlig Regiment.
CATHARINA.
Sie lest sich durch Vernunfft auff rechte Wege lencken.
CHACH.
Die herrscht in dem / der sie durchauß nicht sucht zu kräncken.
Die Libe steckt diß Hertz mit heissen Flammen an /
Der matte Geist verschmacht! wer ist der retten kan?
Wenn sie nicht Mittel schafft? man sucht sie zu bewegen
Durch was man hat vnd kan. Was man jhr vor kan legen
Schlägt sie hochmüttig auß / vnd hört mit taubem Ohr
Diß lange Seufftzen an. Die Thränen brechen vor;
Sie würdig't nicht einmal den Jammer anzusehen
Den sie in vns erweckt / wir lassen es geschehen
Vnd suchen nur durch Zeit vnd Langmut vnd Geduld
Zu finden disen Schatz der vnverfälschten Huld /
Da vns doch mehr denn frey durch Macht jhr abzudringen;
Was sie durchauß versagt. Sie weiß; wir können zwingen
Doch nein! wir wollen nicht / wo nicht der harte Geist
Vnd die entbrandte Glut vns endlich dahin reist
Wohin wir lieber gehn.
CATHARINA.
Wir können gantz nicht glauben
Daß jhre Majestet woll' vnser Ehre rauben.
Solt' Abas gegen der / die er Gefangen hält /
Die in dem Kercker seufftzt die jhm zu Fusse fält /
Verüben solche That? vnd die sich nicht kan wehren
Als mit betrübtem Ach vnd jammerreichen Zehren /
Auch nach deß Reichs Verlust berauben jhrer Ehr?
Nein sicher! Abas libt sein hohes Lob zu sehr!
Wir wissen wo wir sind! wir sind! wir sind gefangen.
[44] Doch vnser Geist ist frey / die Jahre sind vergangen
In welchen wir geherrscht; doch steht die Tugend fest /
Die sich kein strenges Joch der Laster zwingen läst.
Wir dinen; unbefleckt! wir leiden; sonder Schande!
Wir tragen sonder Schmach! die Keuschheit lacht der Bande.
Gönnt vns nun alles hin / diß einig Eigenthum;
Den vnversehrten Muth den vnbefleckten Ruhm.
CHACH.
Zwingt vns nicht diß zu thun was vns die Lib einbindet.
CATHARINA.
Der ist der höchste Fürst der selbst sich vberwindet.
CHACH.
Wol. vberwindet euch / vnd den gefasten Wahn.
CATHARINA.
Den Lust vnd Zwang vmbsonst bekämpfft auff einer Bahn.
CHACH.
Chach wird mit Lust vnd Zwang gerüst zu Felde zihen /
CATHARINA.
Vns beut der Tod die Faust wenn man nicht kan entflihen.
CHACH.
Die nach dem Tode siht entsetzt sich wenn er rufft.
[45]CATHARINA.
Nicht dise / die entsatz sucht in der Todten-Grufft.
CHACH.
Wie? Messer vber vns?
CATHARINA.
Nein. vber dise Brüste.
CHACH.
Zäumt euren tollen Grimm.
CATHARINA.
Zäumt eure böse Lüste.
CHACH.
Wir haben vor den Trotz wol Mittel an der Hand.
CATHARINA.
Braucht Flamme / Pfahl vnd Stahl.
CHACH.
man bricht wol Diamant:
Reye der Gefangenen Jungfrauen.
Chor.
Die erhitzte Wetterflamme
Die dich Gurgistan verzehrt /
Die dich mit Laub / Ast vnd Stamme
In vmbschwermend' Aschen kehrt /
Wil sich / leider! noch nicht legen
Ob gleich alles kracht vnd schmaucht!
Vnd zusprengt von Donnerschlägen
Durch die Lüffte stäubt vnd raucht.
Ob man gleich die lichten Brände
Leschte mit vermischtem Blut /
Da die vmbgestürtzten Wände
Zischten in der Purpur Flut /
Vnd die halb verfaulten Leichen
Auß zustörten Grüfften riß
Ja was plötzlich must erbleichen
In der Mutter Antlitz schmiß;
Doch scheints als ob Gottes Rache
Noch ob vnsern Hälsen wache.
[46] Gegen Chor.
Wir von Eltern vnd Bekandten
Wir von Rath vnd Trost entblöst
Lissen Blut- vnd Bund-Verwandten
Auff der Häuser Brand gestöst.
Ach! man riß vns durch Gebeine
Glider / Cörper / Graus vnd Stanck.
Vnd zu stückte Marmelsteine /
Fessel / Spisse / Trotz vnd Zwang /
Zwischen angepfählten Leichen
In der rauhen Parthen Land /
Da wir Rosen gleich erbleichen
Durch der Sonnen Glut verbrand.
Da Princessin aller Frauen
(Ob du gleich vor Wehmut stürbst.)
Doch durch dein auff Gott-vertrauen
Dir die Ehren-Cron erwürbst.
Die (trotz Chach vnd Tod!) dich schmücket /
Die dir keine Macht entrücket.
Chor vnd Gegen Chor.
Ein Gott verlobter Geist verleurt nichts wenn die Welt
Gleich vber Hauffen fält!
Er hat sein Reich in sich vnd herrschet wenn die Crone
Von dem besteinten Har gerissen
Er sitzt auff vnbewegtem Throne
[47] Wenn aller Printzen Stül' in grauen Staub geschmissen.
Es wird durch diß was Menschen schrecket;
Sein vnverzagter Mutt entdecket /
Gleich einer Ceder die von tollem Nord bekriget
Mit Felsen-festen Stamme sieget
Was die Hellsche Grufft auffschickt /
Auff ein Himmlisch Hertz;
Ist (wie schwer es ander drückt.)
Ihm / ein spielend Schertz!