[18] Herbst

Du gehörst zu meinem Leide

Du gehörst zu meinem Glück.

Dranmor.

1.

In meinen späten Tagen
Was treibst du, altes Herz?
Was will dein tolles Schlagen,
Dein wonnevoller Schmerz?
Der Maienthau, die Thränen,
Die du ins Aug' mir drängst?
Was will dieß Frühlingssehnen,
Da Herbst es worden längst?
Verstummt sind alle Lieder,
Die Wälder stehn entlaubt,
Schneeflocken rieseln nieder
Aufs Feld und auf mein Haupt.
Gewölke schwer und bleiern
Im kalten Luftrevier,
Das Thal in Nebelschleiern, –
Mein Herz, wie steht's in dir?
[19]
Die Sommerfäden wiegen
Zerrissen sich im Raum;
Mir ist als säh' ich fliegen
Von einst den eignen Traum.
Die Schwalben mußten wandern
Und all mein Hoffen auch,
Verblaßt ist mit dem andern
Mein Grün im Windeshauch.

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TextGrid Repository (2012). Grün, Anastasius. Gedichte. In der Veranda. Lied und Leben. Herbst. 1. [In meinen späten Tagen]. 1. [In meinen späten Tagen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-0F79-0