Maximilian, römischer König

Schwer auf dem morschen Haupte liegt mir die goldne Kron';
Du wirst sie leichter tragen, mein Max, mein starker Sohn!
Das Zepter, zitternd in meiner, ruht fest in deiner Hand.
So dachte der alte Kaiser, – so dachte das ganze Land.
Zu Aachen in dem Dome, da wogt's in Seid' und Sammt,
In Infuln und in Helmen, beim ersten Krönungsamt,
Da troff vom heil'gen Oele die Stirne Maxens verklärt,
Da trug er in würd'gen Händen des großen Carols Schwert.
Von Köln der greise Bischof vor dem Altare stand;
Wie 'n treuer Freund, so schüttelt ihm sonst das Alter die Hand
Doch fest und ohne Zittern faßt er die Krone jetzt,
Er weiß ja, daß noch Niemand auf bessern Ort sie gesetzt.
Die Orgel ist verklungen. – Im hohen Kaisersaal,
Da sitzen die Herren und Fürsten beim heitern Krönungsmahl;
Aus Silberurnen rieselt der kühle Wein hervor,
Und blaue Wölkchen kräuseln aus goldnen Schüsseln empor.
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Der Pfälzer schwang den Becher und scherzend hub er an:
»Hoch, Vater Rhein! Ihr Herren, wer ist's, der's rühmen kann,
Er seh' solch edles Kleinod in seinem Lande stammen,
Das so, wie meine Reben, die Herzen mag entflammen?«
Da priesen in der Runde die Fürsten Thron und Reich,
Der alte Kaiser Friedrich pries hoch sein Oesterreich,
Von Köln der greise Bischof rühmt seinen Riesendom,
Der Baier seine Fluren und seinen blauen Strom.
Aus Sachsenland Herr Albert, 1 der nahm nach ihm das Wort:
»Es blitzt als Gold und Eisen in dunklem Schacht mein Hort,
Das Gold lehrt unsre Weiber, so lauter und so rein,
Das Eisen unsre Männer, so stark und treu zu sein.«
Drauf sprach der Würtemberger, Graf Eberhard im Bart: 2
»Zwar sprießt in meinen Gauen kein Kleinod solcher Art;
Doch käm' im tiefsten Walde mir Lust zu schlummern an,
Wär' jeder Schooß mein Kissen, drauf sanft ich schlafen kann.«
Einst hätt' in solchem Wettstreit Max auch ein Wort gebracht,
Jetzt hüllt die schwarze Erde, ach, all sein Glück in Nacht;
Drum blieb auf seine Lippen ein düstres Schweigen gebannt,
Doch leis und innig drückt' er des Würtembergers Hand.

Fußnoten

1 Albert, der Stifter der Albertinischen Linie, Sohn Friedrichs II. des Sanftmüthigen und Bruder Ernst, des Stifters der Ernestinischen Linie, geb. 1443, gest. 1500.

2 Eberhard VI. aus der Uracher Linie, geb. 1447, gest. 1496.

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TextGrid Repository (2012). Grün, Anastasius. Gedichte. Der letzte Ritter. Maximilian, römischer König. Maximilian, römischer König. Maximilian, römischer König. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-0CA4-2