246. Der Rattenfänger

Der Rattenfänger weiß einen gewissen Ton, pfeift er den neunmal, so ziehen ihm alle Ratten nach, wohin er sie haben will, in Teich oder Pfütze.

Einmal konnte man in einem Dorfe der Ratten gar nicht loswerden und ließ endlich den Fänger holen. Der richtete nun einen Haselstock so zu, daß alle Ratten dran gebannt waren, und wer den Stock ergriff, dem mußten sie nach; er wartete aber bis sonntags und legte ihn vor die Kirchentür. Als nun die Leute vom Gottesdienst heimkamen, ging auch ein Müller vorbei und sah gerade den hübschen Stock liegen, sprach: »Das gibt mir einen feinen Spazierstock.« Also nahm er ihn zur Hand und ging dem Dorf hinaus, seiner Mühle zu. Indem so huben schon einzelne Ratten an, aus ihren Ritzen und Winkeln zu laufen, und sprangen querfeldein immer näher und näher, und wie mein Müller, der von nichts ahnte und den Stock immer behielt, auf die Wiese kam, liefen sie ihm aus allen Löchern nach, über Acker und Feld, und liefen ihm bald zuvor, waren eher in seinem Haus als er selbst und blieben nach der Zeit bei ihm zur unausstehlichen Plage.

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TextGrid Repository (2012). Grimm, Jacob und Wilhelm. Sagen. Deutsche Sagen. Erster Band. 246. Der Rattenfänger. 246. Der Rattenfänger. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-0454-B