184. Die Teufelsmühle
Auf dem Gipfel des Rammberges im Haberfeld liegen teils zerstreute, teils geschichtete Granitblöcke, welche man des Teufels Mühle heißt. Ein Müller hatte sich am Abhang des Bergs eine Windmühle erbaut, der es aber zuweilen an Wind fehlte. Da wünschte er sich oft eine, die oben auf dem Berggipfel stünde und beständig im Gang bliebe. Menschenhänden war sie aber unmöglich zu erbauen. Weil der Müller keine Ruh darüber hatte, erschien ihm der Teufel, und sie dingten lange miteinander. Endlich verschrieb ihm der Müller seine Seele gegen dreißig Jahre langes Leben und eine tadelfreie Mühle von sechs Gängen auf dem Gipfel des Rammbergs, die aber in der nächstfolgenden Nacht vor Hahnenschrei fix und fertig gebaut sein [206] müßte. Der böse Feind war das zufrieden und begann den Bau zur gesetzten Zeit; da aber der Müller aus der geschwinden Arbeit merkte, daß noch vor dem Ziel alles vollendet sein könnte, so setzte er den schon fertig daliegenden Mühlstein insgeheim auf die runde Seite und ließ ihn den Berg hinablaufen. Wie das der Teufel sah, dachte er noch den Stein zu haschen und sprang ihm nach. Allein der Mühlstein tat einen Satz stärker als den andern, so daß ihm der Böse nicht folgen konnte, sondern ganz bergab mußte, eh er ihn zu fassen bekam. Nun mühte er sich, ihn schnell wieder bergan zu wälzen, und noch hatte er ihn nicht ganz oben, als der Hahn krähte und den Vertrag zunichte machte. Wütend faßte der böse Feind das Gebäude, riß Flügel, Räder und Wellen herab und streute sie weit umher, um dem Müller, der eine beinah fertige Mühle umsonst zu erhalten glaubte, das Wiederaufbauen zu vereiteln. Dann schleuderte er auch die Felsen, daß sie den Rammberg bedeckten. Nur ein kleiner Teil der Grundlage blieb stehen zum Angedenken seiner Mühle. Unten am Berge soll noch ein großer Mühlstein liegen.