309. Der ewige Jäger

Graf Eberhard von Württemberg ritt eines Tages allein in den grünen Wald aus und wollte zu seiner Kurzweil jagen. Plötzlich hörte er ein starkes Brausen und Lärmen, wie wenn ein Waidmann vorüberkäme; erschrak heftig und fragte, nachdem er vom Roß gestanden und auf eines Baumes Tolde getreten war, den Geist: ob er ihm schaden wolle? »Nein«, sprach die Gestalt, »ich bin gleich dir ein Mensch und stehe vor dir ganz allein, war vordem ein Herr. An dem Jagen hatte ich aber solche Lust, daß ich Gott anflehte, er möge mich jagen lassen bis zu dem Jüngsten Tag. Mein Wunsch wurde leider erhört, und schon fünfthalb hundert Jahre jage ich an einem und demselben Hirsch. Mein Geschlecht und mein Adel sind aber noch niemandem offenbart worden.« Graf Eberhard sagte: »Zeig mir dein Angesicht, ob ich dich etwa erkennen mög.« Da entblößte sich der Geist, sein Antlitz war kaum faustgroß, verdorrt wie eine Rübe und gerunzelt als ein Schwamm. Darauf ritt er dem Hirsch nach und verschwand, der Graf kehrte heim in sein Land zurück.

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TextGrid Repository (2012). Grimm, Jacob und Wilhelm. Sagen. Deutsche Sagen. Erster Band. 309. Der ewige Jäger. 309. Der ewige Jäger. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-00B0-C