Auf das Osterfest
Flieht, düstre Trauerwolken, flieht!
Denn der erstandne Heiland zieht
Aus dem verschloßnen Felsengrabe.
Ihr Thränen! fahret hin,
Daß den bisher betrübten Sinn
Ein Stral der Freuden labe.
V.A.
Betrübte Christenheit!
Laß dein gemehrtes Grämen
Itzund ein Ende nehmen.
Die schmerzerfüllte Leidenszeit,
Die dein Erlöser ausgestanden,
Ist schon vorbey:
Auch von des Todes Banden
Macht unser Held sich frey.
Sieh! wie er aus dem Grabe geht,
Und rüstig aufersteht.
[287]Theures Zion! freue dich!
Laß in deines Tempels Chören
Lauter Jubellieder hören;
Fülle deinen Mund mit Lust!
Zeuch den Flor vom Angesichte;
Labe die gekränkte Brust,
Nahe dich zum Freudenlichte,
Christi Grab eröffnet sich.
V.A.
Wiewohl es ist noch nicht genug,
Du mußt auch selbst dem Herren ähnlich werden.
Der Tod, der ihn zu Boden schlug,
Muß auch von dir
Empfunden werden.
Die Lüste müssen für und für
Im Leibe deiner Sünden
Das Kreuz empfinden.
Drum tödte nur in deiner Brust
Des alten Adams böse Lust;
Das Fleisch laß untergehn,
Und deinen Geist mit Christo auferstehn;
Ja dem erfolgten Leben
Ein neues Ansehn geben.
Höchster! laß den Ostertag
Auch zu meinem Heil gedeyen;
Laß doch Christi Purpurschein
Meine Morgenröthe seyn:
[288]Und da er im Grabe lag,
Auch mein Herz sich hoch erfreuen.
Höchster! laß den Ostertag
Auch zu meinem Heil gedeyen.