Erster Auftritt
Der Schauplatz öffnet sich mit einem kriegerischen Getöne der Pauken und Trompeten. Mars erscheint mitten auf einem Gerüste, von Waffen und Harnischen umgeben, dabey viel überwundne Sclaven zur Erden gestrecket liegen. Sarmatien steht seitwärts mit verhülltem Antlitze, als ob es weinete. Hinter ihm stehen bewaffnete Schaaren.
Mars.
Auf! muthige Helden, auf! tapfere Söhne,
Ergreifet die Waffen, Stahl, Pulver und Bley,
Das Donnern der Stücke, der Feinde Geschrey
Ist kämpfenden Streitern das liebste Getöne.
Ihr habt schon im Frieden zu lange geschlafen,
Drum werdet itzt munter, die Länder zu strafen.
Auf! muthige Helden, auf! tapfere Söhne,
Ergreifet etc.
[301] Sarmatia.
Ja, Wütherich! ich hab es schon gefühlt,
Was deiner wilden Kinder Wuth,
Durch Stahl und Glut,
In meinen Gränzen angerichtet.
Du hast dein Müthchen schon gekühlt,
Und meine Wohlfahrt halb vernichtet;
Hast meiner Söhne Schwert auf meine Brust gekehret,
Und Dorf und Feld verwüstet und verheeret.
Ich kann bey solcher Noth,
Vor allem Plündern, Morden, Brennen,
Mich selber kaum erkennen:
Und doch wird mir noch mehr von dir gedroht.
Ach! stecke deine Schwerter ein
Und laß mich wieder ruhig seyn.
Komm Irene!
Sanfte Schöne,
Große Göttinn! steh mir bey!
Dein Erbarmen
Rette mich aus Mörderarmen,
Mache mich von Fesseln frey.
Komm Irene!
Mars.
Umsonst, umsonst, Sarmatia!
Dein Schicksal heißt dich leiden;
Der Anfang deiner süßen Freuden
Ist lange noch nicht da.
Du bringst durch Zwiespalt, Zank und Streit
Germanien um seine Sicherheit,
Die Frankreichs Herrschsucht schon gestöret.
[302]Hesperien steht allbereit
In vollen Kriegesflammen.
Wer weis, wo sich die Glut noch sonsten mehret!
Man trägt schon überall die Nahrung frisch zusammen.
Mars und Sarmatia.
Mars.
Sarmatia.
Beyde.
Daß der Frühling Ruhe bringt.
Mars.
Alles ist des Schlafens müde,
Alles seufzt nach Krieg und Streit.
Sarmatia.
Komm doch, komm, erwünschter Friede!
Bring uns Ruh und Sicherheit!
Mars.
Nein, Bellonens Thor steht offen.
Sarmatia.
Wisse, daß ihr nichts gelingt.