[38] Im Herbst

Sieh, Amarant, wie werden an der Laube
Die Blätter gelb und roth!
Horch! wie da schon der Nord, zu seinem Raube
Sie abzuholen, droht!
Was wird uns nun im Vollmond' noch verstecken?
Kalt sey die Nacht; für mich
Ist's warm genug; doch wird kein Schnee entdecken,
Wer durch das Pförtchen schlich?
Wird nicht der Gänse Schnattern, nicht das Knarren
Der Thüren, das Gebell
Der Hunde, dich verrathen? Welch ein Harren
Für mich, am Kammerschwell'?
[39]
Ein jeder Laut ruft da gewiß dem bangen,
Verzagten Herzen zu:
Horch', Nante! deine Mutter kommt gegangen,
Und, was sie sucht, bist du!
Doch, den sie finden wird, auf leisen Socken
Einschleichend, wie ein Dieb,
Der, – ha! wie steht sie staunend und erschrocken! –
War heut' ihr noch so lieb!
Nein! lieber Mann! wo willst du sonst mich sprechen?
Und finden sollst du mich!
Nur solch ein schönes Mutterherz zu brechen –
Ich liebe sie – wie dich.

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TextGrid Repository (2012). Goeckingk, Leopold Friedrich Günther von. Gedichte. Lieder zweier Liebenden. Erstes Buch. Im Herbst. Im Herbst. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E0B7-9