Ein Mädchen

Ich weiß ein Mädchen, schöner ist
Kein Mädchen auf der Welt!
Du, der du nie verzaubert bist,
Du, Weiser, oder Held!
Du solltest nur mit einem Blick,
Mit einem nur, es sehn!
Demütig würdest du zurück
Zu Mut und Weisheit gehn.
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Hineingezogen in ihr Netz
Der Schönheit, lägst du da!
Ihr Reich, ihr Zepter, ihr Gesetz
Erkennend, lägst du da!
Welch eine Stimme! wie so süß!
Ernst sei es, oder Scherz,
Sie säng', und spräch' ein Paradies
Selbst Gellerten in's Herz!
Ihr Auge? Solche Heiterkeit
Im weiblichen Gesicht
Fand ich auf Erden weit und breit,
Fänd' ich im Himmel nicht!
Ihr Lächeln macht das Dunkle hell!
Ein Engel würde froh,
Könnt' er es sehn! Kein Raphael,
Kein Öser malt es so!
Ihr Busen? Tugend stirbt davon!
So wunderschön ist er!
Nicht Zeus und nicht Anakreon
Sah einen niedlicher!
O welche Rosen, welch ein Reiz
Sie abzubrechen! Komm!
O Freund, genug für deinen Geiz,
O wärst du nicht zu fromm!
Ihr tiefes Grübchen in dem Kinn!
Ihr schönes Blut! Ihr Schoß!
Ihr Wuchs! Ihr Gang! O Zauberin!
O Göttin! laß mich los!

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TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Gedichte. Neue Lieder. Ein Mädchen. Ein Mädchen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-DB19-F