[129] 9. Die Grille und die Ameise

Eine faule Grille sang
Einen ganzen Sommer lang,
Und war immer ohne Sorgen
Für den andern Morgen.
Weil der Sommer Speisen hat,
Wurde sie auch täglich satt;
Aber als der Winter kam,
Und der Flur das Leben nahm,
Alles tot und öde stand,
Und kein Würmchen mehr sich fand;
Da trieb sie der Hunger hin
Zu der Ämse: – Nachbarin,
Ich bin hungrig, gieb mir doch
Ein klein wenig nur zu leben!
Deine Kammer hat ja noch
Großen Vorrat; und ich will
Alles gern dir wieder geben,
Mit den Zinsen im April.
Schwesterchen, wie brachtest du
Deine Zeit im Sommer zu?
Sage mir, was thatest du?
Was ich that? du weißt's ja wohl!
Ich, die Freundin vom Apoll,
Sang beständig; hast du mich
Nicht vernommen? und konnt' ich,
Schwesterchen, was bessers thun?
Grillchen, nein! doch tanze nun!

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TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Gedichte. Fabeln. Viertes Buch. 9. Die Grille und die Ameise. 9. Die Grille und die Ameise. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D912-9