Die Spinne

Hochmütig über ihre Künste,
Warf vom durchsichtigen Gespinnste
Die Spinne manchen finstern Blick
Auf einen Seidenwurm zurück;
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So aufgebläht wie ein Pedant,
Der itzt, von seinem Wert erhitzet,
In Werken seiner eignen Hand
Bis an den Bart vergraben sitzet
Und auf den Schüler, der ihn grüßt,
Den Blick mit halben Augen schießt.
Der Seidenwurm, den erst vor wenig Tagen
Der Herr zur Lust mit sich ins Haus getragen,
Sieht dieser Spinne lange zu
Und fragt zuletzt: »Was webst denn du?« –
»Unwissender!« läßt sich die Spinn' erbittert hören,
»Du kannst mich noch durch solche Fragen stören?
Ich webe für die Ewigkeit!«
Doch kaum erteilte sie den trotzigen Bescheid,
So reißt die Magd mit Borsten in den Händen
Von den noch nicht geputzten Wänden
Die Spinne nebst der Ewigkeit.
Die Kunst sei noch so groß, die dein Verstand besitzet,
Sie bleibt doch lächerlich, wenn sie der Welt nicht nützet.
»Verdient«, ruft ein Pedant, »mein Fleiß denn keinen Dank?« –
»Nein! denn er hilft nichts mehr als andrer Müßiggang.«

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TextGrid Repository (2012). Gellert, Christian Fürchtegott. Fabeln und Erzählungen. Fabeln und Erzählungen. Erstes Buch. Die Spinne. Die Spinne. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C3DD-9