Distichen aus dem Wintertagebuche

1.

Über die Fluren dahin im Schneesturm wandelt der Winter,
Mit eintönigem Weiß deckt er die Farben des Jahrs;
Statt der Rosen im Garten erblühn Eisblumen am Fenster,
Und am Herde den Platz räumt der Betrachtung das Lied.
Nicht die Empfindung allein, auch was in ernster Erfahrung
Ihn das Leben gelehrt, spreche der Lyriker aus,
Aber am Herzen gereift zum Herzen rede die Weisheit,
Aber im Strom des Gefühls sei der Gedanke gelöst.
[389]
Wie aus Jupiters Stirn einst Pallas Athene, so sprang aus
Bismarcks Haupte das Reich waffengerüstet hervor.
Tu es der Göttin gleich, Germania! Pflanze den Ölbaum,
Sei dem Gedanken ein Hort, bleibe gewaffnet, wie sie!
Ruhig, sicher und fest, wie das Himmelsgewölbe der Atlas,
Auf der Schulter von Erz trägst du die Säulen des Reichs.
Möge der Tag fern sein, der einst von der Bürde dich abruft,
Denn kein Zweiter fürwahr lebt, der sie trüge wie du.

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TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Spätherbstblätter. Distichen aus dem Wintertagebuche. 1. [Über die Fluren dahin im Schneesturm wandelt der Winter]. 1. [Über die Fluren dahin im Schneesturm wandelt der Winter]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C13E-0