Vom Beten

Du sagst, du magst nicht beten, denn es sei
Doch alles vorbestimmt. – Wie? Ist dein Gott
Denn schon gestorben, seine heil'ge Vorsicht
Ein bloßes Uhrwerk, das an Fäden schnurrt,
Der tote Nachlaß eines großen Künstlers?
Ist er nicht heut noch da und webt und schafft
Am nimmer fert'gen Werk? Gibt dieser Duft
Von jungen Rosen, der durchs Fenster quillt,
Nicht holde Bürgschaft seiner Gegenwart,
Und daß er lebt und liebt? Und wenn er lebt,
Wie hätt' er Macht nicht, auch dein Herzensflehn,
[29]
In seines Rates Schluß mit aufzunehmen,
So wie der Dunstkreis deinen Hauch empfängt,
Und dann Erhörung über dich zu regnen?

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Neue Gedichte. Vermischte Gedichte. Erstes Buch. Lübeck und Carolath. Vom Beten. Vom Beten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BFA5-6