Liebesstille

Schließe, Liebchen, schließe zu die Augenlieder,
Laß versiegen deiner Rede holden Fluß!
Deine Wange presse stürmisch an die meine,
Auf den Lippen schlummre süß ein ewger Kuß.
Laß uns träumen, theure Seele,
Hingeklungne Stunden wieder,
Schließe, Liebchen, schließe zu die Augenlieder,
Aber zittre du nicht, weil ich weinen muß.
Denk an alle, all die heißen Augenblicke,
Da die Liebe mir, du mir, ich dir gestand;
Wenn dich eine stille Wonne überwallet,
Heb die Wimper, drücke feurig mir die Hand!
Schwärme in den Seligkeiten,
Schwelg in dem verrauschten Glücke,
Denk an alle, all die heißen Augenblicke,
Da dein Herz das meine, ich das deine fand.
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Ach! Erinnerung und reiches Angedenken
Ist allein, du weißt es, aller Liebe Lohn;
Sollte Eines je von uns, Geliebte, sterben –
So die Saite springet, zittert nach der Ton.
Wolle drum die theuren Perlen
In den Busen tief versenken!
Ach! Erinnerung und reiches Angedenken
Lindert, heilet heute künftge Schmerzen schon.

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TextGrid Repository (2012). Eichrodt, Ludwig. Gedichte. Leben und Liebe. Lieder. Liebesstille. Liebesstille. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-9D80-4