Aufgebot

Waldhorn bringt Kund getragen,
Es hab nun aufgeschlagen
Auf Berg und Tal und Feld
Der Lenz seine bunten Zelt!
Ins Grün ziehn Sänger, Reiter,
Ein jeglich Herz wird weiter,
Möcht jauchzend übers Grün
Mit den Lerchen ins Blaue ziehn.
Was stehst du so alleine,
Pilgrim, im grünen Scheine?
Lockt dich der Wunderlaut
Nicht auch zur fernen Braut?
»Ach! diese tausendfachen
Heilig verschlungnen Sprachen,
So lockend Lust, wie Schmerz,
Zerreißen mir das Herz.
[101]
Ein Wort will mir's verkünden,
Oft ist's, als müßt ich's finden,
Und wieder ist's nicht so,
Und ewig frag ich: Wo?« –
So stürz dich einmal, Geselle,
Nur frisch in die Frühlingswelle!
Da spürst du's im Innersten gleich,
Wo 's rechte Himmelreich.
Und wer dann noch mag fragen:
Freudlos in blauen Tagen
Der wandern und fragen mag
Bis an den Jüngsten Tag!

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TextGrid Repository (2012). Eichendorff, Joseph von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1841). 2. Sängerleben. Aufgebot. Aufgebot. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-9876-6