[753] Zweite Szene
Freier Platz im Walde, im Hintergrunde ein Hügel.
ROMINTA
in Tracht und Rüstung eines polnischen Ritters rasch auftretend und auf ihre Knie sinkend.
Dank! dank, Perkunos! Christus! wer du seist,
Der du im Feuer mir erschienen heut,
Furchtbarer Gott der Schlachten, Gott der Rache!
Dank dir! Zerschmettert hat dein Arm die Deutschen
Und taumelnd küß ich den befreiten Grund!
JOLANTE
draußen.
Wo bist du denn? Rominta! Hör!
ROMINTA
sich aufrichtend.
Wer rief mich?
JOLANTE.
O schöne Herrin, wie erschrecklich blickst du
Heut aus der Locken Nacht! Als du vorhin
Dem flücht'gen Volk dich so behende nachschwangst:
Es war, als flög ein buntgefleckter Tiger
Die Heid entlang. Da dein Visier ist blutig.
ROMINTA
in Gedanken nach dem Walde schauend.
Hörst du, wie lustig da die Vögel singen,
Und in der schönen alten Landessprache
Tief, weit herauf die Wälder wieder grüßen?
JOLANTE.
Mir graut hier, Herrin. Deine wilde Hast
Hat uns verlockt in diese Einsamkeit.
Rings schweifen Deutsche noch die Unsern sind
Weit hinter uns, und vor uns immer tiefer
Zieht sich hinab der Wälder Labyrinth.
ROMINTA
wie oben.
Solch grauer Tag war's, da die deutschen Ritter
Zum erstenmal mit fremder Waffenpracht
Herauf den Waldgrund stiegen da erschlugen
Sie mir den Vater, und das Schloß verbrannte.
Man hört in der Ferne Trompeten.
Horch! Das war nicht der Klang von unsern Scharen!
Dort ist ein Hügel, steig hinauf, Jolante,
Und spähe, wer im Tale naht. Was siehst du?
JOLANTE
auf dem Hügel.
's ist alles still, weit über alle Wälder
Wie scheues Wild nur, wenn die Jagd zu Ende,
Schlüpft noch zerstreutes Volk von Busch zu Busch.
Rominta! ach!
[754]ROMINTA.
Was ist's?
JOLANTE.
Wie 'n dunkles Wetter
Zieht's, dichtgeschlossen, nun am Saum des Waldes,
Nur manchmal blitzt ein Helm im Frühlicht auf.
Die deutschen Ritter sind's! Jetzt übern Wald
Tönt's wunderbar herüber durch die Lüfte,
Sie singen freudig: Christus ist erstanden!
ROMINTA.
Wo ziehn sie hin?
JOLANTE.
Hierher, wie's scheint. Ein Ritter
Auf weißem Roß, in güldner Rüstung funkelnd,
Führt hoch voran die Fahne.
ROMINTA.
Was für Farben
Erkennst du? Sprich!
JOLANTE.
Blau schimmern Büsch und Decken.
ROMINTA.
Die Zeichen sah ich nicht bei Tannenberg.
So ist's der Plauen oder Küchenmeister,
Die standen beide auf des Landes Hut
Fern von der Schlacht. Siehst du die Unsern nicht?
JOLANTE.
Nein Auch das Singen tönt schon fern und ferner.
Jetzt um die Waldesecke biegt, verhallend,
Die ganze Schar nun alles wieder stille.
ROMINTA.
Komm, steig herab so muß ich rasch zum König!
O dieser buntgelaunte Slawenschwarm!
Derweil die Donner an den Höhn noch rollen,
Sind sie wohl übers Schlachtfeld nun gelagert
Und schmausen, zanken da in wüstem Lärm,
Halleluja und Vivat durcheinander,
Und keiner hört des Kriegsgotts leisen Tritt,
Der heimlich rasselnd durch die Wälder schreitet.
Komm nur! Noch steht Marienburg. Auf den Trümmern
Des letzten aller deutschen Ritterschlösser
Ruf ich Viktoria erst, und werf mein Schwert fort!
Sie will abgehn.
GEORG VON WIRSBERG
mit gezogenem Schwert ihr entgegentretend.
Da meld der Hölle den verfluchten Sieg!
JOLANTE.
Ein Ordensritter! weh! wer hilft der Herrin!
Sie entflieht.
ROMINTA
ihr Schwert ziehend, zu Wirsberg.
Erst fecht mit mir, dann prahle wenn du kannst!
Sie fechten.
[755]WIRSBERG
plötzlich zurücktretend.
Du bist ein Weib! Die üppig wallenden Locken
Verdunkeln Stirn und Wangen dir wer bist du?
ROMINTA.
Rominta bin ich, hoher Fürsten Tochter,
Die dieses Land regiert, eh euer Schwert
Erklang in unsrer Wälder Einsamkeit.
Wild-grüne Trümmer waren meine Wiege
Hoch überm Heldengrab, mein Wiegenlied
Des Meeres und der heil'gen Wipfel Rauschen.
Was stehst du zaudernd da, Georg von Wirsberg?
Ich kenn dich wohl! Viel tapfre Seelen sandtst du
Dem Himmel zu Du bist der Kecksten einer,
Komm, mich gelüstet recht nach deinem Herzblut!
Sie dringt auf ihn ein.
WIRSBERG.
Laß ab, graunvolles Lieb! Dein Aug verwirrt
Wie Wetterleuchten mir bei dunkler Nacht
Der Seele tiefsten Grund wie du auch dräust,
Dich töt ich nicht! die Lebende entführ ich!
Draußen Trompetenklang.
ROMINTA.
Das ist mein lust'ges Reitervolk von Litau'n!
Das ist des weißen Adlers Flügelschlag,
Der König naht o freudenreicher Tag!
Laß mich hindurch, Vermeßner, fängst mich nicht!
Sie drängt ihn zurück und eilt fort. Wirsberg sieht ihr schweigend nach, während von der andern Seite mehrere Soldaten auftreten.
ERSTER SOLDAT.
Ich lauf dorthin!
ZWEITER.
Bist du gescheut? dort schweifen
Polacken her!
WIRSBERG
plötzlich sich nach ihnen kehrend.
Saht ihr es auch? als streift's
Im Fliehen rings mit Wunderglanz die Zweige.
ERSTER.
Nein, blutrot streift's das Gras!
WIRSBERG
zerstreut.
An solchen Tagen
Des Greuels, sagt man, steigen von dem Blut
Erschlagner, Truggestalten aus dem Boden,
Den Sinn verwirrend. Fort aus diesem Wald!
Zu den Soldaten.
Auf! greift die Flücht'gen! ruft den andern nach!
Heinrich von Plauen, heißt's, der Vogt von Pommern,
Rückt an zur Hülf Seht, daß wir zu ihm stoßen!
[756]ZWEITER SOLDAT.
Ja wohl, zerstoßen sind wir heut genug.
Was Hülfe da, wo alles schon verloren!
WIRSBERG.
Du lügst, Gesell! Die Ehr ist unverloren!
Das ist ein blanker Stern, der freud'ger funkelt
Je tiefer rings die Nacht des Unglücks dunkelt,
Laßt uns nur alle Stern zusammenstellen,
Wir wollen sternklar noch die Welt erhellen.
ERSTER SOLDAT.
Ihr wart verwegen stets zu jedem Streich,
Je toller in der Welt, je wohler Euch.
ZWEITER SOLDAT.
Wo andre kaum auf ihren Füßen schreiten,
Sieht man Euch schwindelnd übern Felskamm reiten.
ERSTER SOLDAT.
Wer einst alt werden will, schon seine Jugend!
WIRSBERG
sein Schwert ziehend.
Voraus! bei Gott, sonst prügl ich euch zur Tugend!
Er treibt sie vor sich her. Alle ab.
Rudolf Graf von Kyburg, Hermann Gans, Günther Graf von Schwarzburg, Johann von Schönfeld und mehrere andere Ordensritter treten auf.
HERMANN GANS.
Horcht da es huscht den Wald herab wie Nachtspuk.
GRAF VON KYBURG.
Feldflüchtig Landvolk Sturmgewölk, das wirbelnd
Bellona vor sich hertreibt durch den Wald.
Wo sind wir jetzt?
SCHÖNFELD.
Wo sich die Straßen scheiden,
Nach Deutschland hier, dort nach Marienburg.
HERMANN GANS.
Hier stehn wir nun, die einzigen Gebiet'ger,
Die Gott salviert aus dieser wilden Schlacht,
Und Würd und Last des Regiments merkt's wohl!
Ruht bis zur neuen Meisterwahl auf uns.
So laßt uns denn, bevor wir weiterziehn,
Nach den Artikeln hier den Plan des Zuges
Beraten, wie sich's ziemt.
Zu den Rittern.
Platz da, ihr andern!
Ich bin der Ältste hier Graf Kyburg, kommt!
Ich also sprech zuerst. Ich mein: wenn wir
Mehr Leute hätten noch, und wenn
SCHÖNFELD.
In summa:
Mir ist's, wie wir hier aus dem Lande wandern,
Als wär's von Letten ganz, und hielt mich fest
Bei jedem Schritt, je mehr ich zuck, je fester,
[757] Als sollt ich meine blanken Rittersporn
Mitsamt den Stiefeln lassen drin.
GRAF VON KYBURG.
Das Land?
Was ich davon vor Nebeln noch gesehen,
Hält mich nicht fester, als sein Sand mein Roß.
Und ist das Schiff zerschlagen, denk ich, greift
Nach jeder Planke jeder wie er kann,
Da fragt den Sturm dann und die taube Woge,
Wohin es geht!
HERMANN GANS.
Gut.
SCHÖNFELD.
Gut? den Teufel auch!
HERMANN GANS.
Still, Ordnung! Ordnung! Nun, Graf Günther, du!
Es wird um ernst Gehör anjetzt gebeten,
Was stehst du so in dich gekehrt zur Seite?
GRAF SCHWARZBURG.
Was gibt's?
HERMANN GANS.
Ei, wir beraten hier, wohin
GRAF SCHWARZBURG.
Wohin?
Rasch zu ihnen sich wendend.
Seid ihr bei Ja und Nein bereit
Mit dieser Handvoll Reiter, die uns folgen,
Euch nach Marienburg hineinzuwerfen,
Und mit dem letzten dumpfen Klang der Brücke,
Die, wie der Grabstein, hinter unsern Sporn
Sich rasselnd schließt, Leib, Gut und alles Trachten,
Bis auf die Ehre, fröhlich einzusetzen?
Seid ihr entschlossen, wenn der rasche Feind
Von Trepp zu Trepp die müden Fechter drängt
Bis in des Schlosses tiefsten Kellergrund,
Den einz'gen Pfeiler dort, der alle trägt,
Mit letzter, herrlicher Gewalt zu brechen,
Daß über uns der Bau zusammendonnert
Und Weh und Jubelschrei ein Grab verschlingt?
Seid ihr bereit? Seid ihr?
SCHÖNFELD.
Ein herrlich Grab!
GRAF KYBURG.
Da hätt die Welt nicht mehr davon, als wir.
HERMANN GANS.
Nach den Artikeln sind wir nicht befugt,
Sede vacante alles auf solch Wagnis
GRAF SCHWARZBURG.
Nun denn so plaudert nicht und zieht nach Deutschland!
[758] Was mich betrifft, mein Fähnlein brach dahin
Schon auf aus dieser sternenlosen Nacht.
SCHÖNFELD.
Ja Nacht! ich weiß nicht mehr: Wo, wie, weshalb
Und was ich will!
GRAF SCHWARZBURG.
Was ich in Deutschland will?
An alle unsre Burgen will ich schlagen,
Daß es durchs ganze Land erschütternd Klang gibt;
Wo Sorge schläft bei Tänzen, Schmaus, so weit
Rings heitre Schlösser deutsche Berge kränzen,
Will ich Weh schrein und durch die Stille rufen:
»Wacht auf! der Christen Bollwerk ist gebrochen,
Von Osten braust die blinde Flut, wacht auf!«
Und sind die Herzen dort und Schwerter rostig
Nun so es gibt noch Heiden in Algier
Und ehrlichen Rittertod, die Haft zu lösen
Aus solcher Jammerzeit.
SCHÖNFELD
der herumspähend, tiefer in den Wald getreten.
Was für Spektakel!
Da stürzen Kind' und Weiber durch den Wald
So 'n knolliger Bauer lärmt für zehn Soldaten!
Du steh da! Sieh, nun hab ich dich beim Schopf.
Er bringt einen Bauer geschleppt.
Komm, fürcht dich nicht, ich bin dein gnäd'ger Herr.
Sag uns, was gibt's? was lauft ihr wie besessen?
BAUER.
Ach Herr, Gespenster ziehn im Wald!
GRAF KYBURG.
Das Volk
Ist hier noch ziemlich dumm denk ich an Sachsen
SCHÖNFELD.
Denk was du willst! Laßt ihn. Erzähl nur weiter.
BAUER.
Mir steigt das Haar noch, denk ich dran zurück.
Seht nur, der Pole kam, wir mußten fliehn
Und rasteten die Nacht im dunkeln Walde.
Da, wie wir lagen so, gehn rote Lichter
Bald da, bald dort, und wunderbare Stimmen,
Dann alles wieder still. Auf einmal stürzen
Zwei Nachbarn her, drauf mehr und immer mehre,
Wüst, bleich, verstört, und sagen aus: die Herren,
So in der Schlacht bei Tannenberg erschlagen,
Die säßen all gewappnet wieder auf
Und zögen mit Gesang bei Fackelschein
Langsam den stillen Waldesgrund herauf.
[759]SCHÖNFELD.
Na, sei kein Narr!
BAUER.
Ich hab es selbst gesehn.
Es wuchs und wuchs die stille Reiterschar,
Daß sich der Wald drob schüttelte vor Grausen,
Und hoch voran beim Widerschein der Fackeln
Sankt Georg auf weißem Roß in güldnem Harnisch,
Die Fahne in der Hand. Wir aber gaben
Uns auf die Flucht, und hörten hinter uns
Der Rosse Wiehern noch und den Gesang
Von ferne durch die Morgenluft.
Ein Ritter tritt auf.
GRAF SCHWARZBURG.
Was bringst du?
RITTER.
Herr! Reiter zahllos ziehn den Wald herauf!
GRAF SCHWARZBURG
freudig.
Herrgott! hierher?
BAUER.
Da habt Ihr's selbst!
GRAF SCHWARZBURG
zum Ritter.
Wer ist's?
RITTER.
Wir wissen's nicht. Wie du befohlen, zog
Dein Fähnlein still des Wegs nach Deutschland fort,
Da blitzten plötzlich Reiter uns entgegen.
Die lassen keinen durch doch was im Walde
Noch irre schweift, ringsher von allen Bergen,
Gleich Bächen stürzt's dem Zuge schwellend nach,
Der wie ein Strom daherrauscht durch den Morgen.
Ein hoher Ritter führt den Zug. Das Volk
Scheut sich entsetzt vor ihm und alle meinen,
Es sei der heil'ge Ritter Georg
BAUER.
Da ist er!
Er entflieht.
GRAF HEINRICH VON PLAUEN
mit der Fahne auftretend.
Zurück da!
Rückwärts in die Szene rufend.
Greift das flüchtige Gesindel,
Das heulend rings das Morgenrot verstört,
Stoßt nieder, was nicht steht!
Die Ritter erkennend.
Wie Ihr seid's? hier?
Nun, Gott willkommen, Brüder mein!
HERMANN GANS.
Du Plauen?
GRAF KYBURG.
Was soll der Schwank? warum verrennst du uns
Den Weg?
HEINRICH VON PLAUEN.
Ich Euch? Der grade Weg geht ja
Dorthin.
[760]SCHÖNFELD.
Wohin?
HEINRICH VON PLAUEN.
Nun, wo in aller Welt
Als nach Marienburg?
HERMANN GANS.
Du willst aufs Haupthaus?
HEINRICH VON PLAUEN
im höchsten Erstaunen.
Ihr nicht?!
GRAF KYBURG.
Bist du denn toll? Ein Häuflein Greise
Wankt auf den Zinnen dort, gleich Wetterhähnen,
Der Winde Spiel.
HEINRICH VON PLAUEN.
So laß sie Kugeln gießen!
Dreitausend frische Männer bring ich mit.
SCHÖNFELD.
Jagello dringt zum Haus.
HEINRICH VON PLAUEN.
Nun just deswegen!
HERMANN GANS.
Der Meister tot
HEINRICH VON PLAUEN.
Der hohe Meister stirbt nicht!
EIN HAUPTMANN
auftretend, zu Plauen.
Herr, eilt! von jenen Höhn dort komm ich eben;
Am Firmament fern überm dunklen Kranze
Der Wälder zieht der Pole eine Furt
Von Glut und Rauch grad nach Marienburg.
HEINRICH VON PLAUEN.
O Herr! so gib denn Flügel, heut nur Flügel!
Eil schnell hinunter, es soll niemand ruhn!
Geh, treibe, bitte, schelte, fort nur, fort!
Ich folge gleich Hör noch.
Leise.
Ein Fähnlein sende
Hierher, sie sollen diesen Platz umzingeln
Und keinen lebend lassen aus dem Kreis.
Hauptmann ab.
Zu den Gebietigern.
Nun rundheraus, ihr Herrn: wer nicht mit uns,
Ist gegen uns und so verhafte ich
Euch hier in unsers heil'gen Ordens Namen.
GRAF SCHWARZBURG
sein Schwert ziehend.
Komm her, wes Herz nach Stahl verlangt! Wer gab
So ungemeßnes Recht dir, Übermüt'gem?
HEINRICH VON PLAUEN.
Frag mich nicht drum ich weiß es nicht, doch, so mir
Gott helfen mag, ich kann nicht anders! Eins
Muß Seel und Leib hier sein, und wo ein Glied
Abtrünnig, faul haut's ab, bevor sein Gift
[761] Das frische Blut verstört, denn nicht mehr Zeit
Ist's zu Erbarmen hier und Wortgeklingel!
Gebt ihr das Haupthaus auf: Ihr findet nimmer
Ein Haus auf Erden wieder!
GRAF KYBURG.
Nun, so fange
Dir Knechte ein, nicht deutschen Reiches Grafen!
HERMANN GANS.
Um Gottes willen, still! ich bitt euch, Friede!
SCHÖNFELD.
Was Friede da, hat gleich der Plauen recht!
Oho, ihr Gräflein, ho! Ihr lagt in Windeln
Als nackte Heiden noch, da rauft ich hier
Als Ritter schon der Königin der Ehren!
GRAF SCHWARZBURG
rasch vortretend.
Nun gut, ich will ja Frieden. Hab's bedacht
Ein schöner Strauß, Marienburg zu retten,
Kühn, glänzend ob es glückt, ob nicht: wer's wagt,
Des Name hebt mit feur'gem Arm der Ruhm
Hoch über den gemeinen Strom der Zeiten.
Den Plauen scharf ins Auge fassend.
Tritt mir die Macht des Feldherrn ab so sei's!
Gib mir den Zügel dieser mut'gen Seelen,
Und nach Marienburg lenk ich Roß und Mann!
Was sinnst du nach?
HEINRICH VON PLAUEN.
Du bist mir unbekannt
In fremde Hand so Großes alles legen.
GRAF SCHWARZBURG.
Des Höhren Hand ist über dir und mir
Willst du? willst du?
HEINRICH VON PLAUEN
nach einer Pause.
So nimm das Regiment!
Er reicht ihm die Fahne.
Nur fort jetzt, fort! Mit Gott ein Herz, ein Schwert!
GRAF SCHWARZBURG
zurücktretend, indem er sein Schwert in die Scheide wirft.
Nun, so sei Gott gepriesen! Meinst du's so.
So kann's gelingen und mit Freuden beug ich
Mich vor dem bessern Mann. Da nimm, und führ uns!
HERMANN GANS.
Ist's gleich die Regel nicht
GRAF KYBURG.
Man soll nicht sagen,
Daß je ein Kyburg fehlt, wo's adlig gilt!
SCHÖNFELD.
Ich zerr schon lang hier, wie ein Ochs am Stricke
[762] Oh, geht es da hinaus und stünd's noch dicker,
Die Hörner eingesetzt und frisch drauflos!
GRAF SCHWARZBURG
zu Plauen.
Was stehst du zaudernd noch?
HEINRICH VON PLAUEN.
Mir ist's so hell
Wie 'n klarer Sonntagsmorgen in der Seele.
Seht, wie's im Tal da blitzt, die Banner wehn,
Die Lerche schwingt sich auf und aus der Ferne
Die Morgenglocken durch die stille Luft
O großer Gott, wie bist du gnadenreich!
Er sinkt auf die Knie. Alle andern Ritter knien gleichfalls zu stillem Gebet nieder. Währenddes hört man.
GESANG
draußen.
Sei gegrüßt, du Königin
Himmels und der Erden;
Hilf uns, laß die Deinen heut
Nicht zuschanden werden!
HEINRICH VON PLAUEN
aufstehend.
Sie rufen schon auf, nach Marienburg!
Während sich alle erheben, und, Plauen folgend, abgehn.
GESANG
wie oben.
Sei gegrüßt, du Morgenstern
In dem Graun der Schlachten,
Führ uns heim ins Morgenrot,
Will uns Tod umnachten!