[3] Christliches Sterb-Liedchen
Wir sprechen sonst: je grössre Noth
Je näher Gott.
Herr, meine Sorgen
Vnd Plagen, die ich jetzt empfind'
Im Hertzen, sind
Dir unverborgen.
Die Lebens-Kräfft' entgehen mir
So daß ich schier
Empfinde Grawen,
Wie gäntzlich mir die Arm' und Bein
Entfleischet seyn,
Mehr anzuschawen.
Die Zung' hat keine Sprache mehr,
Auch mein Gehör
Beginnt zu schwinden,
Ich weiß durch meiner Augen Licht
Die Sonne nicht
Mehr zu empfinden,
Für allen schweben immerdar
Die jungen Jahr'
In meinem Hertzen,
So daß bey mir der Sünden Gifft
Weit übertrifft
[3]Die Leibes-Schmertzen.
Ich winsle wie ein Kranich thut
Für schwerem Muth,
Muß kläglich girren
Wie Tauben, die verwittibt seyn,
Im Wald' allein
Vnd flüchtig irren,
Setz mich in dieser Angst, o Gott,
In keinen Spott,
Steh mir zur Seiten
Vnd hilff mir allen Hellen-Mord
Mein starker Hort
Getrost bestreiten.
Herr Christ, ich bin auff dich getaufft,
Durch dich erkaufft
Von allen Sünden,
Die haben numehr, o mein Heil,
Durchaus kein Theil
An mir zu finden.
Mein Glaube lässet nicht von dir,
Nur tilge mir
Dieß letzte Leiden:
Vnd laß mich ewig weder Noht
Noch diesen Tod
Von dir mich scheiden!