[479] [483]Abend-Lied am Sonntage
Der Tag hat auch sein Ende,
Die Nacht ist wieder hier.
Drumb heb' ich Hertz und Hände,
O Vatter, auff zu dir,
Vnd dancke deiner Treu
Die mich gantz überschüttet
Vnd für der Tyranney
Der Hellen mich behütet.
Dein Wort hat auch daneben
Mein kranckes Hertz geheilt,
Mir reichlich Trost und Leben
In aller Noht ertheilt.
Für solche Liebes-That
Was sol ich Dir erzeigen?
Was Erd' und Himmel hat
Das ist vorhin dein eigen.
Mein Hertz sey dir geschencket,
Das richt', O Gott, Dir zu.
Daß, was es nur gedencket,
Sey nichts als einig Du.
Entzeuch es dieser Welt,
Daß es aus diesen Thränen
In deiner Freuden Feld
Sich mög' ohn ablaß sehnen.
Vnd da ich heut verübet
Was wieder Dein Gebot
Vnd deinen Geist betrübet,
Das sey vertilgt und tod
Durch Christi theures Blut,
Das mildiglich geflossen,
Als Er es mir zu gut
Aus Liebe hat vergossen.
Vnd weil ich itzt soll schlaffen,
So laß mich sicher seyn
Durch deiner Auffsicht Waffen,
Schleuß deiner Hut mich ein,
Des Teuffels Mord und List,
Der bösen Menschen Tücke
Vnd was sonst schädlich ist,
Treib, Herr, von mir zurücke.
Laß mich kein böses Ende
Betretten allermeist,
Denn ich in deine Hände
Befehle meinen Geist.
Ich bin zu allerzeit
Dein Eigenthum und Erbe,
Es sey Lieb' oder Leid,
Ich leb', Herr, oder sterbe.