[85] Omnino nihil est quo dissocientur amantes
Vor 1640.
Mein Hertz enthelt sich kaum, es wil vnd muß zerbrechen,
Mein Geist geht in der jrr' Vnd kennt sich selbst nicht wol,
Weil ich nicht weiß, mein Lieb, wenn ich euch werde sprechen,
Indem ich jetzt so weit von hinnen ziehen sol.
Ihr Winde, kehret vmb vnd stellt euch mir zuwider,
Biß daß ich Sie, gleich wie Sie mich gesegnet hat!
Ihr Segel haltet an, legt ewren Hochmut nieder!
Wir letzen vns noch erst, vnd weinen vns recht satt.
Lasst ab, mein' Argine, vnd schonet ewrer Thränen,
Was schwächt Ihr ewr Gesicht, ich muß doch endlich fort!
Je mehr jhr weint, je mehr werd' ich mich nach euch sehnen.
Vnd irren ohne Trost dort vmb den frembden Port.
Ich wil in meine Seel' ein kleines Hauß Euch bawen,
In welches Ewre stets sol eingeschlossen seyn,
Vnd wil hergegen Euch auch meine Seele trawen,
Die hebt Euch auff vnd schliesst sie ewrer Seelen ein.
Kein Thränlein fleusset jetzt von ewren bleichen Wangen,
Vnd muß kein Seufftzer auch auß Ewrem Hertzen gehn,
Ich habe sie mit fleiß zur Beylag' auffgefangen,
Vnd lasse meine Seel hiemit gefüllet stehn.
Die sollen mit mir ziehn durch Wetter, Wind vnd Wellen,
Ich nehme sie für Euch zu meiner Liebsten an,
Auff daß sie ewer Bild mir stets vor Augen stellen,
Vnd tragen, was ich selbst nicht mit mir nehmen kan.
Mit jhnen wil ich mich besprechen vnd ergetzen,
Sie sollen seyn mein Trost in Noht vnd Trawrigkeit,
Kein Glück, kein böser Fall sol mir dieß Volck verletzen,
Kein Sturm vnd wilde Fluth, auch keiner Winde Streit.
Kein frembdes Weib sol sie durch jhre Gunst vertreiben,
Sie sollen (hilfft mir Gott gesund hie zu euch her)
Bezeugen meine Trew vnd mein Beständig-bleiben,
Vnd sagen, wie ich nie ein ander Lieb begehr.
Ihr werdet selbst alsdann es an mir können schliessen,
Wenn dieses ewer Pfand durch meiner Augen Bach
Auß Lieb' vnd Frölicheit euch wird entgegen fliessen,
Vnd rühmen meinen Sinn, mein Lieben vor vnd nach.
Mit dem Bedinge nun geh' ich von euch zu scheiden,
Du, Venus, die du vns zusammen hast geführt,
Komm abentlich zu stewr mit deinem Licht vns beyden!
Was mich vnd Sie betrifft, werd auch an dir gespührt!
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Trawr' ich wo, oder Sie, so zeige deine Wangen
Erblasst, als werest du auch neben vns in Noht:
Steht's wol vmb Sie vnd mich, so solt, du güldne, prangen
Mit deinem besten Glantz gemahlet Rosen-roht.
Vnd wo mir je mein Lieb wil etwas sagen lassen,
So schick dein Liebes-Volck für jhren zarten Mund,
Die meiner Liebsten Red' in jhre Köcher fassen,
Vnd thun sie nachmals mir vom hohen Himmel kunt.
Muß gleich das wilde Meer vns von einander trennen,
So wollen wir durch dich dennoch beysammen seyn,
Vnd vnser beyder Thun vnd Leben stets erkennen,
Vns frewen in dem Glück vnd trösten in der Pein.