20.
Vergessenheit. Des Liebhabers beste Tugend
Fraülein, wie viel Lieder ich
Dir geschrieben, dir gesungen,
Muß ich doch geseegnen dich,
Weil mein Unglück mich gedrungen.
Bisher hat die treue Hand
Deines Knechtes dich erhaben,
Bisher hab ich dich genannt,
Und gepriesen deine Gaben.
Numehr wirst du, schönstes Licht,
Meiner gantz und gar vergessen,
Numehr wird sich dieser Pflicht
Mancher Held und Gast vermessen.
Castalis ist ja vor dich:
Du wilt mir aus Lethe schencken:
Beyde heissen dich und mich,
Fraülein, dencken und nicht dencken.
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