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Die Kartenlegerin
Schlief die Mutter endlich ein
Über ihre Hauspostille?
Nadel, liege du nun stille:
Nähen, immer nähen, – nein! –
Legen will ich mir die Karten.
Ei, was hab ich zu erwarten?
Ei, was wird das Ende sein?
Trüget mich die Ahndung nicht,
Zeigt sich Einer, den ich meine, –
Schön! da kommt er ja, der Eine,
Cœurbub kannte seine Pflicht. –
Eine reiche Witwe? – wehe!
Ja, er freit sie, ich vergehe!
O verruchter Bösewicht!
Herzeleid und viel Verdruß, –
Eine Schul und enge Mauern, –
Carreaukönig, der bedauern,
Und zuletzt mich trösten muß. –
Ein Geschenk auf art'ge Weise –
Er entführt mich – eine Reise –
Geld und Lust in Überfluß!
Dieser Carreaukönig da
Muß ein Fürst sein oder König,
Und es fehlt daran nur wenig,
Bin ich selber Fürstin ja. –
Hier ein Feind, der mir zu schaden
Sich bemüht bei seiner Gnaden,
Und ein Blonder steht mir nah.
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Ein Geheimnis kommt zu Tag
Und ich flüchte noch bei Zeiten, –
Fahret wohl, ihr Herrlichkeiten!
O das war ein harter Schlag! –
Hin ist Einer, eine Menge
Bilden um mich ein Gedränge,
Daß ich kaum sie zählen mag.
Dieser hier in grauem Haar
Ist ein Junker wohl vom Lande,
Spröde halt ich ihn am Bande
Und ich führ ihn zum Altar. –
Nach Paris! – Ein lustig Leben!
Brummt der Mann, so lach ich eben,
Bleibt doch alles, wie es war. –
Kommt das grämliche Gesicht,
Kommt die Alte da mit Keuchen,
Lieb und Lust mir zu verscheuchen,
Eh die Jugend mir gebricht? –
Ach! die Mutter ist's, die aufwacht,
Und den Mund zu schelten aufmacht. –
Nein, die Karten lügen nicht!