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Der Knabe
Gehört vom Lindwurm habt ihr oft,
Ihr meine Spielgesellen,
Nun wird es wahr, was ich gehofft,
Den Drachen werd ich fällen.
Er liegt gekrümmt am dunklen Ort
Im kleinen Schrank am Spiegel dort,
Da hat er seine Höhle.
Ihr seid die beiden Doggen traut,
Die ich zum Kampfe brauche,
Ich treib euch an, ihr heulet laut
Und packt ihn unterm Bauche.
Ich geh mit Schwert und Schild voran,
Mit Helm und Panzer angetan,
Und schrei ihn aus dem Schlafe.
Hervor, hervor! du Höllenbrut!
Da, seht den grimmen Drachen!
Hu wie er Feuer speit und Blut
Aus weit gesperrtem Rachen!
Wir kamen unbedachtsam nicht
Zu diesem Strauß, tut eure Pflicht,
Ihr meine guten Doggen.
Und schnappt er gierig erst nach mir,
Ich werd ihn listig fassen,
Die aufgehäuften Bücher hier
Sind schwere Felsenmassen,
[164]In seinen Rachen werf ich sie,
Du Untier, erst verschlucke die,
Bevor du mich kannst beißen.
Die Schlacht beginnt, wohl aufgepaßt!
Wir wollen Gutes hoffen;
Er denkt: er hält mich schon gefaßt,
Sein weites Maul ist offen, –
Der dicke Scheller fliegt hinein,
Die andern folgen, groß und klein,
Der Bröder und der Buttmann.
O Buttmann! o was tust du mir,
Du dummer, zum Verderben?!
Du triffst den Spiegel, nicht das Tier,
Da liegen, ach, die Scherben!
Der dumme Spiegel nur ist Schuld,
Und tragen soll ich in Geduld
Deshalb noch viele Schläge.
Das Glück hat feindlich sich erprobt,
Getrost, ihr Spielgesellen!
Ich werde, wenn der Meister tobt,
Mich selbst für alle stellen.
Er schlage mich nach Herzenslust,
Daß er es kann, ist mir bewußt,
Doch wird es so nicht dauern.
Ich bin auf immer nicht ein Kind,
Es wird das Blatt sich wenden,
Die durch die Rute mächtig sind,
Die Ruten werden enden.
Ich hab als Kind den Schwur getan,
Und bin ich erst erwachsner Mann,
Dann weh den Rutenführern!