[289] [8] Die siebende Satyre
Des Herrn von Canitz Gegen-Antwort
Fußnoten
1 Hier wird der ältere Plinius wegen seiner Natur-Geschichte verstanden, die er uns in sieben und dreyßig Büchern, wie Columella zwölff Bücher vom Landbau, hinterlassen.
2 Der Tauff-Nahme des Herrn von Brand hieß Eusebius, und bey seinem Gute Hermsdorff lag der ihm zugehörige grosse Land-See Wutzlau, worinn Morenen gefangen werden. Da nun der Frey-Herr von Hohberg, als er sich aus dem Oesterreichischen, seiner Glaubens-Freyheit halber, begeben und in Regenspurg niedergelassen, daselbst sein Adeliches Land-und Feld-Leben zum Drucke beförderte, und in demselben eine ausführliche Beschreibung der Morenen einrücken wolte; erhielt er, durch Vermittelung des damahligen Chur-Brandenb. Gesandten bey der Reichs-Versammlung daselbst, des Herrn von Jena, von dem Herrn von Brand eine eigenhändige Beschreibung dieser Fische, wie auch ihres Fangs, ihrer Art, Grösse, Zurichtung und dergleichen, die er seinem Adelichen Wirthsschaffts- und Haußhaltungs-Buche auf dem 602. Blatte von Wort zu Wort einverleiben lassen.
3 Man muthmasset, daß diese Morenen von dem Städtgen Moryn, 5. oder 6. Meilen von Berlin gelegen, also genennet werden, weil man diese Fische daselbst in den grossen Seen häuffig fänget. Coler in seinem Hauß-Buche, wo er Bl. 699. von diesen Fischen handelt, glaubt das Gegentheil, und meinet, das Städtgen Moryn hätte seinen Nahmen von den Morenen bekommen. Es ist nicht diejenige Art Murenen, welche vormahls von den Römern bey grossen Gastereyen, als einer der vornehmsten Leckerbissen, auf die Taffel gesetzt worden, und welche, nach etlicher Meynung, unsre heutige Lampreten seyn sollen; denn dieselben sind eine Gattung Meer-Fische, wie die Morenen eine Art Land-See-Fische. Man fängt die Morenen zur Winters-Zeit in solcher Menge, daß der Herr von Brand manchmahl zwantzig biß dreißig Tonnen auf einen Zug gefischet; indem sie in so häuffiger Anzahl in den Land-Seen, als die Heringe in der offenbahren See, zu finden. Sie sind auch ungefehr von derselben Grösse, aber am Geschmacke noch besser als die Forellen, haben sonst keine Gräte, als den Rück-Grad und das Gerippe, und sind, ie kleiner, ie schmackhaffter. Sie werden gesaltzen, getrucknet, geräuchert oder frisch, auf mancherley Weise zugerichtet, und auch in gröster Menge verschickt. Der Herr von Brand hatte allezeit die Ehre, daß er Sr. Majest. dem Gottsel. Könige von Preussen die ersten vom Jahre auf die Taffel lieferte. In Pommern in dem Land-See, Madduja genannt, sind sie so groß als ein Lachs, werden auch auf dieselbe Art zugerichtet; wovon in angezogenem Buche des Herrn von Hohberg mehrere Nachricht zu finden. Nicht weniger werden in Preussen aus dem grossen Land-See, der Spirding genannt, im alten Sudiner-Lande, die Morenen, in gröster Anzahl gefangen, hernach gesaltzen, und weit und breit in gantz Preussen verführt, wie Hartknoch in seinem Alt- und Neu-Preussen Bl. 11. erzehlet.
4 In diesen Jahren fieng der Herr von Canitz schon an Stein-Beschwerungen zu empfinden, die auch hernach viel zu seinem frühzeitigen Tode mit beygetragen. Er setzte aber allezeit, wann er davon sprach, die Gicht dazu, in Hofnung, wie er schertzte, daß sie doch auch wohl folgen würde.
5 Zielet auf die Fräulein von Canitz, die der Herr von Perband in seiner Gutsche hinausführete, und im Reden mit ihr desto freyer zu schertzen pflegte, je näher er ihr beschwägert war: Denn er hatte nach einander zwo Schwestern des General-Major Wangenheims, dieser aber eine Schwester der Fräulein von Canitz, geheyrathet.