[239] [5] Sehnsucht nach einer Antwort, an den vorigen, aus einem Schreiben von Paris nach Jena
den 11. Jan. 1677.
Ich will dich nicht zurück in deinem Lauffen halten.
Erlerne, was dir nützt,
Biß das gesetzte Ziel dein kluger Fleiß erjage;
Doch ist dein Sinn auf Bücher so erhitzt,
So laß ihn gegen mir hingegen nicht erkalten.
Giebst du der Themis Jahr und Tage,
So gönne deinem Freund ein Stündgen deiner Zeit,
Mir, den nichts mehr erfreut,
Als wann ich überzeugt, daß man mich nicht vergessen.
An dir hab ich gelernt, wie süß die Freundschafft ist:
Ich weiß nicht, was mich treibt,
Daß ich dich suchen muß; du aber unterdessen
Denckst wohl nicht länger dran, als wann dein Auge liest
Die Schreiben und die Reim-Gebände,
Die ich dir offt vom Seinen-Ufer sende,
Und wann mir deine Hand in Eil die Antwort schreibt,
Die sie doch allzulang mir manchmahl schuldig bleibt.