[372] [10] Schertz-Schreiben an den damahligen Hoch-Fürstl. Anhalt-Dessauischen Ober-Jägermeister Herrn C.H. von Wülkenitz 1
1688.
Fußnoten
1 Sie waren sehr gute Freunde, und gewohnt, in dergleichen Knittel-Reimen, Brieffe untereinander zu wechseln.
2 Morian von Calbeck, Churbrandenburgischer Cammer-Herr, dessen Frau Schwester an den damahligen Obersten Staats-Minister, Herrn von Danckelmann, vermählet war.
3 Gisbert von Bodelswing, damahls Stallmeister der Chur-Fürstin, mit welcher er, von Hanover, nach Berlin gekommen. Er ward, wegen seiner Unschuld, freygesprochen, lebet noch daselbst als Königl. Cammer-Herr, Drost zu Altena und Iserlohn, auch Landvogt und residirender Commendator zu Schievelbein in einem etlich und siebenzig-jährigen Alter, unverheuratet, und in aller Stille.
4 Diß geschah den 8. Jul. alten Stils, wer aber von sich selbst, aus andern Umständen, oder aus der folgenden Erklärung, noch nicht errathen kan, worauf dieses ziele, mag im XIII. Theile des Theatr. Europ. Bl. 413. die umständliche Nachricht davon suchen.
5 War des ein Jahr zuvor den 27. Apr. verstorbenen Marggraf Ludwigs nachgelassene Frau Wittwe, eine gebohrne Printzeßin Radzivil, die gleich hernach an den damahligen Printzen Carl von Neuburg, itzigen Churfürsten von der Pfaltz, vermählet worden.
6 Ein ausgeschickter von Franckreich, der sich damahls in Berlin aufhielt, grosse Spiele und starcke Banck machte; so bald sich aber der Churfürst für den Kayser erklärte, durch einige Chur-Brandenburgische Trabanten, biß auf die Sächsische Gräntzen weggebracht ward.
7 Des damahls schon abgereiseten Frantzösischen Gesandten Grafen von Rebenac noch hinterlassener Legations-Secretar.
8 Ein gewisser Ausländer, welcher, bey Churfürst Friedrich Wilhelms Zeiten, in grossem Ansehen stund, und in einem gedruckten Patente, wegen Verpachtung des Börnstein-Fangs in Preussen, vom 23. May 1688. Chur-Brandenburgischer Rath und Directeur der Marine, Benjamin Raulé genannt wird. Im Jahr etlich und neunzig fiel er in Ungnade, weil man ihn einer üblen Anwendung der gezogenen Gelder zur Afrikanischen Schif-Handlung, und andrer Dinge mehr, beschuldiget.
9 Rosenfeld ist ein Königliches Amtsdorff in der Mittel-Marck, auf dem Wege nach Franckfurt an der Oder, eine Meile von Berlin, in Niederbarnimbschen Kreise. Daselbst hatte Raule einen Garten, und mitten darinn ein mäßiges Hauß zu seiner Bequemlichkeit, erbauet. Dieses wurde nebst seinen andern Gütern eingezogen. Der Churfürst ließ sich hernach die angenehme Gegend gefallen, behielt das Hauß mit dem Garten für sich, und nannte es Friedrichs-Felde. Der itzige König hat solches dem Marggrafen Albrecht Friedrich, auf Lebenslang verliehen, welcher, zu seiner Lust-Wohnung, viele Gebäude hinzugefügt, den Garten erweitert, und besser ausgezieret, sich auch mehrentheils, den Sommer hindurch, daselbst aufzuhalten pflegt.
10 Die Chur-Fürstin gieng damahlen hoch schwanger, und brachte kurtze Zeit hernach, den 4. Aug. einen Printzen, nemlich Seine ietztregierende Königl. Majest. in Preussen zur Welt.
11 War der Cammer-Juncker von Hahn bey Ihro Durchl. der Churfürstin, auf den, weil er noch unverheurathet war, manche Fräulein sich Hofnung gemacht haben mochte.
12 Anna Regina Freyin von Rackenitz. Sie war mit der Frau von Canitz Schwester, der Frau geheimen Räthin von Schönberg aus Dreßden, nach Berlin gekommen, und hielt sich, als die Frau von Schönberg daselbst bey ihrer Frau Schwester, in Sechswochen, im Jahr 1688. verstarb, in dem Canitzischen Hause noch eine Zeitlang auf. Sie besaß viel Verstand, schrieb einen artigen teutschen Vers, und hatte mit dem Herrn von Wilknitz gleichfals selbst einen lustigen Brief-Wechsel in Knittel-Reimen. Sie starb unverheurathet zu Nürnberg 1721. und war eine Schwester des ietzigen Kön. Pohln. und Churfl. Sächsis. Ober-Stallmeisters, Freyherrn von Rackenitz, welcher sich hernach mit der Schwester-Tochter der Frau von Canitz, einer Fräulein Tochter obgedachter Frau von Schönberg, vermählet.