[170] 33. Die Gründung des Klosters Schlägel.
Schloß Falkenstein liegt in Oberöstreich, am linken Ufer der Donau, drei Meilen von Linz. Die Sage erzählt dabei folgende Geschichte: Caliogius oder Calichirius, Herr von Falkenstein, verirrte sich einst auf einer Jagd im Walde. Die Nacht überfiel ihn und da er keinen Ausweg fand, so mußte er sich entschließen, hier zu übernachten. Auf einem freien Platze an der Miehl, wo die Holzhauer gearbeitet hatten, legte er sich nieder, ermattet durch Hanger und Angst, und ein Holzschlägel diente ihm zum Kopkissen.
Da ereignete es sich, wie die Legende erzählt, daß im Schlafe die Mutter Maria mit dem Jesuskindlein ihm erschien und mit liebreichen Worten ihn ermahnte, an dieser Stelle eine Kirche zu bauen, mit der Vertröstung, daß er glücklich aus dem Walde und zu den Seinen kommen würde. Caliogus gelobte zu thun, wie ihm befohlen, und schritt gleich, als er glücklich nach Hause gekommen war, zu dem Kirchenbau. Bald darauf stand eine prächtige Abtei da, die er, nach seinem harten Kopfkissen, unserer lieben Frauen Schlag (Schlägel nach gemeiner Mundart) nannte.
[171] Eine alte Chronik hat davon ein Lied aufbewahrt:
Caliogus, Herr von Falkenstein, Reit't in seinen Wald allein, Begegnet ihm eine junge Maid, Gar kühnlich sie zu ihm sait (sagt):
»Seid ihr der Herr von Falkenstein Und dieses Orts ein Herre? So gebt mir euren Gefangnen heraus, Der allen Jungfrauen ein Ehre.«
Da sprach Caliogus von Falkenstein: »Das kann ich fürwahr nicht thun. Zu Falkenstein unter den Mauern, Da mögt ihr ihn vertrauern.«
Caliogus verreit sich in den Wald, Daraus er nicht kommen möcht' so bald, Die Nacht auf einem Schlägel ruhet, Es träumet ihm alles guet:
Er soll zu Ehren unserer lieben Frauen Ein Gotteshaus an diesem Orte bauen, So würd' er kommen aus dem Wald' Und alles geschehen sobald.
[172] Da baut er das Kloster bei dem Schlägel, Mit eigner Hand seiner Nägel, Den ersten Stein selbst zugetragen, Alldort liegt er begraben.