[177] 36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone.
Es ist der selige Mann Jakob Böhme im 1575sten Jahre nach Christi unseres Herrn Geburt zu Alt Seidenberg, einem gewesenen Marktflecken, ohngefähr anderthalb Meilen von Görlitz in der Oberlausitz gelegen, von seinem Vater Jakob und seiner Mutter Ursula, beiden armen und geringen Bauersleuten, guter Deutscher Art, aus christlichem und unbeflecktem Ehebette gezeuget, auf diese Welt geboren worden.
Nachdem er nun etwas erwachsen, hat er, neben andern Dorfknaben, des Viehes auf dem Felde hüten und also seinen Eltern mit billigem Gehorsam zu Hand gehen müssen. Bei welchem, seinem Hirtenstande, ihm dies begegnet ist, daß er einstmals, um die Mittagsstunde, sich von den andern Knaben abgesondert und auf den davon nicht weit abgelegenen Berg, die Landeskrone genannt, allein für sich selbst gestiegen, allda zu oberst, wo es mit großen rothen Steinen, fast einem Thür Gewichte gleich, verwachsen und beschlossen, einen offenen Eingang gefunden, in welchen er aus Einfalt gegangen und darin eine große Bütte mit Geld angetroffen, worüber ihm ein Grausen angekommen, [178] darum er auch nichts davon genommen, sondern also ledig und eilfertig wieder herausgegangen.
Ob er nun wohl nachmals, mit anderen Hütejungen, zum öfteren wieder hinauf gestiegen, hat er doch solchen Eingang nie mehr offen gesehen. Es ist aber selbiger Schatz, wie er berichtet, von einem fremden Künstler gehoben und hinweg geführet worden, worüber solcher Schatzgräber, weil der Fluch dabei gewesen, eines schändlichen Todes verdorben.