Der Liebesdichter
Ich will das Herz mein Leben lang
Der Lieb' und Schönheit weihen,
Und meinen leichten Volksgesang
Der Liebe Schmeicheleien.
Denn wahrlich keines Lobes Ton,
In aller Welt, gewähret
Dem Sänger einen süßern Lohn,
Als wenn er Schönheit ehret.
Wohlan, o Laute, werde dann
Der Schönen, die gesellig
Und freundlich ist, und danken kann,
Durch Lied und Lob gefällig!
Dein Schmeicheln mildert die Natur.
Schon lassen Schäferinnen
Sich hie und da, auf deutscher Flur,
Durch Lied und Lob gewinnen.
Du sollst noch manche Sommernacht,
Vor stillen Schäferhütten,
Das Mädchen, welches lauschend wacht,
Von mir zu träumen bitten.
Mir danket dann ihr Morgengruß,
Ihr liebevolles Nicken,
Ihr wonniglicher, warmer Kuß,
Ihr sanftes Händedrücken.
Erwerben werd' ich reiches Gut
An kleinen Herzenspfändern;
Und prangen wird mein Stab und Hut
Mit Rosen und mit Bändern.
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Bei Spiel und Tanze werden mir
Die Schönsten immer winken;
Und, die ich fodre, werden schier
Sich mehr als Andre dünken.
Geliebt, geehrt, bis an mein Ziel,
Von einer Flur zur andern,
Werd' ich mit meinem Saitenspiel,
Herbeigerufen, wandern.
Und, wann ich längst gestorben bin,
Und unter Ulmen schlafe,
So weidet gern die Schäferin
Noch um mein Grab die Schafe;
Lehnt wankend sich auf ihren Stab,
Und senkt, voll heller Thränen,
Den sanften Blick zu mir herab,
Und klagt in weichen Tönen:
»Du, der so süße Lieder schuf,
So himmelsüße Lieder!
O weckte dich mein lauter Ruf
Aus deinem Grabe wieder!
Du würdest mich, nach deinem Brauch,
Gewiß ein wenig preisen.
Dann hätt' ich doch bei Schwestern auch
Ein Liedchen aufzuweisen.
Dein Schmeichelliedchen säng' ich dann,
Sollt' auch die Mutter schelten.
O lieber, lieber Leiermann,
Wir wollt' ich's dir vergelten!«
Dann wird mein Geist, wie Sommerluft,
Aus seiner Ulme Zweigen,
Zu ihr herunter auf die Gruft,
Sie anzuwehen, steigen;
Wird durch des Wiesenbaches Rohr,
Und Blätter, die sich kräuseln,
Ein Lied in ihr entzücktes Ohr
Zu ihrem Lobe säuseln.