[31] »Willst ruhig du durch's Leben geh'n«
Willst ruhig du durch's Leben geh'n –
So frage nie, was es dir nahm,
Wie oft der Tod dir nahe kam,
Wie oft dich Täuschung überkommen.
Du warst ein frischer, junger Baum,
Die Zeit ging drüber wie ein Traum,
Hat alle Blätter mitgenommen!
Willst ruhig du durch's Leben geh'n –
O, frage nie, wieviel dir's gab!
O, sieh' nicht auf der Knospen Grab,
Die schon gestorben im Entfalten!
Lass' sinken deine leere Hand,
Die sich voll Sehnsucht ausgespannt,
Die reichsten Kränze festzuhalten.
Willst ruhig du durch's Leben geh'n –
O, frage nie, wie wird es sein?
Die Hoffnung ist nur Lügenschein,
Die dich verlocket in die Ferne,
Was du geträumt, ersehnt, begehrt,
Bleibt dir – dies wardst du oft gelehrt –
So unerreichbar wie die Sterne!